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Funktionen des Körpers müssen durch eine angemessene Lebensordnung geregelt, die Verrichtungen des Auges sorgfältig überwacht, Anstrengungen desselben durchaus vermieden werden. Oft wird ein längerer Aufenthalt im Dunkeln, das Tragen dunkler Brillen etc. notwendig. Die spezielle Behandlung ist von einem Augenarzt zu leiten.
Der graue S. (Cataracta, s. Tafel »Augenkrankheiten«, [* 3] Fig. 10 u. 11) besteht in einer Trübung im Bereich des Linsensystems, d. h. der Linse [* 4] selbst oder ihrer Kapsel, bez. beider, wodurch den Lichtstrahlen der Durchgang zu der lichtempfindenden Netzhaut verwehrt wird. Zuerst zeigt sich hinter der Pupille eine unbedeutende Trübung, welche allmählich zunimmt; der Kranke sieht wie durch ein trübes Glas, [* 5] durch Nebel oder Rauch. Nach und nach wird der vor dem Auge [* 6] schwebende Nebel dichter, und die Gegenstände erscheinen wie dunkle Schatten. [* 7]
Die
Pupille bewegt sich meist frei, nur bei sehr großem S. verliert die
Iris an Beweglichkeit und wird nach vorn gedrängt.
Nur nach
Verletzungen des
Auges entwickelt sich der graue
S. in wenig
Tagen
(Cataracta traumatica, s. Tafel
»Augenkrankheiten«, Fig. 12), meist bedarf er zu seiner
Ausbildung
Monate und Jahre. Nur Stare
nach äußerer Verwundung beschränken
sich auf Ein
Auge. Selten bleibt der S. auf einer niedern Entwickelungsstufe stehen. Nach dem Sitz der Trübung unterscheidet
man den
Kapselstar und den Linsenstar.
Der
Kapselstar kommt viel seltener vor und erscheint als eine unsymmetrische, grauweiße, undurchscheinende Trübung nahe
hinter der
Iris. Der Linsenstar
befällt am häufigsten alte Leute (Altersstar,
Cataracta senilis) infolge des Sinkens der
Ernährungsthätigkeit. Der Linsenstar
ist bald ein Kernstar, bald ein Rindenstar; bald ist sowohl
Kern
als
Rinde getrübt (totaler S.). Nach der
Konsistenz der getrübten Linsenmasse teilt man die Linsenstare
ein in harte und
weiche Stare.
Der harte S. ist von dunkler, bräunlicher
Farbe, betrifft meist den
Kern der
Linse; dieselbe ist oft knorpelartig fest oder
selbst in eine kalkartige oder steinige
Masse
(Cataracta gypsea) umgewandelt.
Beim weichen S., welcher unter
allen Star
formen am häufigsten vorkommt, zeigt die
Linse eine verminderte
Konsistenz. Hinsichtlich der Entwickelungsstufe
nennt man den S. reif, wenn die Trübung die ganze
Linse einnimmt, dagegen unreif, wenn die
Entartung noch im Fortschreiten
begriffen ist und besonders die Linsenperipherie noch durchsichtige
Stellen besitzt, überreif, wenn die
schon lange getrübten Linsenmassen stellenweise oder ganz verhärtet und geschrumpft sind.
Die Disposition zum grauen S. ist bei dem männlichen Geschlecht größer als bei dem weiblichen; Leute mit blauer oder grauer Iris werden viel häufiger davon betroffen als solche mit brauner Iris. Mitunter ist der graue S. angeboren (Cataracta congenita), sehr selten entwickelt er sich vor dem 7. Lebensjahr; von dieser Zeit an bis zum 60.-70. Lebensjahr wird er allmählich immer häufiger. Der graue S. tritt oft nach entzündlichen Augenkrankheiten auf und ist mit solchen kompliziert.
Bei einfachen, nicht komplizierten Staren
bleibt stets, auch wenn das
Erkennen von Gegenständen längst
unmöglich geworden ist, die Fähigkeit,
Hell und
Dunkel zu unterscheiden, z. B. eine vor dem
Auge hin und her bewegte Lampenflamme
zu erkennen, erhalten. Das einzige
Mittel, das Sehvermögen wiederherzustellen, ist die Star
operation, deren
Zweck darin besteht,
durch Beseitigung der kranken
Linse den Lichtstrahlen den
Eintritt in das
Innere des
Auges wieder
zu eröffnen.
Dies kann auf dreifachem Weg erreicht werden: entweder indem man die getrübte Linse gänzlich und mit einemmal aus dem Auge entfernt (Extraktion des Stars);
oder durch Lagenveränderung der Linse, indem man sie aus der Sehachse entfernt und an einen solchen Ort schiebt, wo sie dem Einfallen der Lichtstrahlen kein Hindernis in den Weg legt, ohne sie aus dem Auge zu schaffen (Depression [* 8] oder Reklination des Stars);
oder durch Zerstückeln und Zerschneiden, wodurch man den S. in einen solchen Zustand versetzt, daß er aufgesaugt werden und also von selbst verschwinden kann (Discision des Stars).
Die
Operation gelingt bei der Vervollkommnung der modernen
Technik unter 100
Fällen 94-96mal. Aber auch im günstigsten
Fall ist
dieselbe nicht im stande, das
Gesicht
[* 9] so vollkommen wiederherzustellen, wie es
vor der Erkrankung war; denn es fehlt ja im
Auge die
Linse, ohne welche sich keine scharfen
Bilder auf der
Netzhaut bilden können, und mit der
Linse
fehlt auch das
Akkommodationsvermögen für verschiedene
Entfernungen. Die verloren gegangene
Kristalllinse ersetzt man daher
durch
starke (½-¼) Konvexlinsen, durch eine sogen. Star
brille, mit deren
Hilfe der Kranke dann meist wieder kleinste
Schrift
zu lesen und die meisten
Arbeiten zu verrichten im stande ist.
Da aber der Operierte auch das Akkommodationsvermögen verloren hat, so muß er Brillen von verschiedener Brechungskraft gebrauchen, je nachdem er nahe oder ferne Gegenstände sehen will. Nach der Staroperation tritt oft von neuem wieder eine Trübung in der hintern Augenkammer ein, welche man sekundärer Kapselstar, Nachstar (s. Tafel »Augenkrankheiten«, Fig. 13), nennt, und wodurch das Sehvermögen wieder beschränkt oder ganz aufgehoben wird. Der Nachstar entsteht dadurch, daß die bei der Operation zurückgelassene hintere Linsenkapsel sich aufs neue trübt; dieselbe wird dann entweder durch eine Nachoperation ganz entfernt, oder auf ungefährliche Weise durch Zerreißung (Discision des Nachstars) beseitigt. Eine abermalige Trübung ist dann nicht mehr möglich.