1) F., norweg. Staatsmann, geb. 1810, trat 1845 als
Chef des
Departements des Innern in die norwegische
Regierung ein, legte aber nach zehn
Jahren sein
Amt einer
Nervenkrankheit
wegen nieder. Nachdem er sich von derselben in derSchweiz
[* 2] erholt hatte, ward er 1857 während der
Krankheit
des
Königs Mitglied der interimistischen
Regierung und vertrat 1859-60
Christiania
[* 3] im
Storthing. 1861 bildete er ein neues
Ministerium,
das er 1873 erneuerte, und war seitdem Staatsminister des
Königreichs. Durch Beförderung der
Eisenbahn- und Wegebauten sowie
durch seine ausgezeichneten persönlichen
Eigenschaften erwarb er sich große
Sympathien und Anhänglichkeit,
so daß er sich auch während des langjährigen Streits mit der radikalen
Majorität des
Storthings im
Amt behaupten konnte.
Anfang
Oktober 1880 erhielt er unter lebhafter
Anerkennung seiner
Verdienste vom König die
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erbetene Entlassung. Das Storthing bewies ihm aber seine Feindseligkeit dadurch, daß es 1881 die für ihn beantragte Pension
von 12,000 Kronen
[* 5] auf die Hälfte herabsetzte, obwohl S. 1856-60 eine höhere (10,000 Kronen) bezogen hatte. Eine bedeutende
Geldsumme, welche die konservative Partei zur Entschädigung aufbrachte, verwandte S. zu wohlthätigen Zwecken. Er
starb
Rudolf, Kupferstecher, geb. zu Düsseldorf, war 1845 bis 1857 Schüler
der dortigen Akademie unter Jos. Keller, unter dessen Leitung er mehrere gelungene Stiche für den Verein zur Verbreitung
religiöser Bilder brachte. Sein erster selbständiger Stich war die Verkündigung Mariä, nach DegersFresko in Stolzenfels;
Goethes Muse, Eugenie und Mignon, nach Kaulbach (zu Goethes «Frauengestalten»);
sein verschieden beurteiltes Hauptblatt: das Sposalizio, nach Raffael (1873), für dessen Zeichnung
er sich längere Zeit in Mailand aufhielt, und ein Fellahmädchen, nach
Landelle. Im Entstehen ist noch das Abendmahl, nach
Leonardo da Vinci.
Emil, norweg. Staatsmann, Sohn des folgenden, geb. in
Kristiania,
[* 16] studierte Rechtswissenschaft und wurde 1862 Anwalt am Höieste Ret (Oberappellationsgericht). Seit 1882 trat er
als Abgeordneter ins Storting ein, wurde aber gleich der Führer der Rechten, die unter seiner Leitung
jährlich an Einfluß zunahm, bis es ihm 1889 gelang, das Ministerium Sverdrups zu stürzen, worauf er selbst 12. Juli zum Staatsminister
ernannt wurde und an die Spitze eines gemäßigt konservativen Ministeriums trat.
Als das Storting in dem Streit um die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten (s. Norwegen,
[* 17] Geschichte) seinen
vermittelnden Vorschlag verwarf, nahm er seine Entlassung, trat aber nach dem Rücktritt des liberalen Ministeriums
Steen von neuem an die Spitze der Regierung und setzte allen auf die Lösung der Union hinzielenden Bestrebungen
energischen Widerstand entgegen. Als der Unionsstreit eine versöhnlichere Wendung nahm, trat S. mit
seinem gesamten Ministerium zurück.
Frederik, norweg. Staatsmann, geb. in Stokke
(Jarlsberg), studierte Rechtswissenschaft, war kurze Zeit Lehrer an der Universität zu Kristiania, wurde 1834 Anwalt beim Höieste
Ret (Oberappellationsgericht) und trat 1845 als Minister des Innern in die Regierung ein. Als Universitätslehrer
hatte er die erste systematische Darstellung des öffentlichen RechtsNorwegens verfaßt. Als Minister that er viel besonders
für die Entwicklung der Verkehrsverhältnisse; die erste Eisenbahn Norwegens wurde während seiner Amtsführung gebaut, und
als er 1855 wegen geschwächter Gesundheit aus der Regierung schied, war er einer der angesehensten und populärsten
MännerNorwegens. 1861 wurde er wieder Staatsrat und 1873 der erste Staatsminister Norwegens. 1880 nahm er zum zweitenmal seinen
Abschied und starb In den letzten Jahren hatte er gegen den ständig wachsenden Radikalismus zu kämpfen. Er schrieb
eine Aufsehen erregende Broschüre über die viel umstrittene Frage vom absoluten Veto des Königs.
Rudolf, Kupferstecher, geb. in Düsseldorf, begann 1845 seine Studien auf der dortigen Kunstakademie
und war seit 1847
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Schüler von Jos. Keller, an dessen Platte nach Raffaels Disputa er einige Jahre arbeitete. Für das im Bruckmannschen Verlag
in München erscheinende Prachtwerk «Goethes Frauengestalten» von Kaulbach stach er die drei Blätter: Mignon, Eugenie, GoethesWeihe. 1865 ging er nach Italien, wo er eine Zeichnung machte zum Zweck des Stiches nach RaffaelsSposalizio.
Dieser Stich wurde 1873 in Düsseldorf vollendet, worauf er Mitglied der Akademien zu Berlin, München und Brüssel wurde. 1874 ging
der Künstler zum zweitenmal nach Italien, wo er eine Zeichnung nach Leonardo da Vincis Abendmahl und nach Raffaels Fornarina
fertigte. 1883 gewann er zu Wien
[* 19] die große goldene Medaille. 1884 folgte S. einem Rufe als Professor und
Lehrer der Kupferstechkunst an die Rijksakademie in Amsterdam und gründete an derselben eine Radierschule. Den großen Stich
nach dem Abendmahlsbilde Leonardo da Vincis vollendete er 1888; die Akademie zu Mailand
[* 20] ernannte ihn infolgedessen zu ihrem
Mitgliede. Den großen Stich nach van Dycks Bild: Ruhe auf der Flucht nach Ägypten,
[* 21] vollendete er 1895. Er
radierte außerdem den Lautenspieler nach FransHals und den Christuskopf nach Leonardo da Vinci.
Emil, reichte sein Entlassungsgesuch ein, blieb aber auf Ersuchen des Königs im Amt und trat erst 14. Okt. desselben
Jahres zurück, nachdem der Unionsstreit eine versöhnlichere Wendung genommen hatte.