jedes schmiedbare
Eisen,
[* 2] dem man durch Härten und darauffolgendes
Anlassen einen beliebigen Härtegrad erteilen
kann. (S. Härten.) Je nach seiner Darstellungsweise unterscheidet man Renn-, Frisch-,
Cement-, Puddel-,
Bessemer-,
Guß-, Flammofenflußstahl u. s. w. Früher nannte man S. eine Eisensorte mit 0,75 bis
1,80 Proz.
Kohlenstoff, man weiß aber jetzt, daß auch andere
Substanzen als
KohleEisen in S. umzuwandeln vermögen; so verdankt
der Wolframstahl seine besondere Festigkeit
[* 3] und Härte einem Gehalt an
Wolfram.
Über dieDarstellung der
wichtigsten Stahlsorten s. Eisenerzeugung.
Friedr. Jul., Politiker und Staatsrechtslehrer, geb. zu
München,
[* 10] von jüd. Abkunft, trat 1819 zu
Erlangen
[* 11] zur evang.
Kirche über und studierte die
Rechte in
Würzburg,
Heidelberg
[* 12] und
Erlangen, worauf er sich 1827 als Privatdocent in
München habilitierte. Zunächst dem röm.
Recht zugewendet,
dem auch die
Schrift «über das ältere röm. Klagerecht»
(Münch. 1827) angehört, wurde er später, besonders durch Schellings Einfluß, rechtsphilos.
Studien
zugeführt, auf deren Gebiet ihm seine
«Philosophie des
Rechts nach geschichtlicher
Ansicht» (2 Bde., Heidelb.
1830-37; 5. Aufl., Freib. i. Br. 1878) eine bedeutende
Stellung gesichert hat. 1832 wurde er als außerord.
Professor nach
Erlangen, schon im November aber als ord. Professor nach
Würzburg berufen. Seit 1835 lehrte er wieder
in
Erlangen, bis er 1840 einem Rufe nach
Berlin
[* 13] folgte. Hier gewann er einen weitgreifenden Einfluß. Gegen
Hegel polemisierend,
folgte er ganz den Impulsen Schellings und suchte
Recht und
Staat auf der christl. Offenbarung zu begründen. Sein ganzes
System
wurzelt in der Behauptung, daß der
Staat wegen der biblischenLehre
[* 14] vom göttlichen Ursprünge der Obrigkeit
eine göttliche Institution sei. Daraus folgert er, daß die
Befehle der Obrigkeit die Macht eines göttlichen Gebots haben,
dem sich der Einzelne unbedingt fügen muß.
Autorität, nicht
Majorität solle herrschen. Die
Kirche des
Staates soll eine streng
konfessionelle sein. Seine
Schrift «Der christl.
Staat und sein Verhältnis zum
Deismus und
Judentum» (Berl.
1847) entwickelt diesen
Gedanken weiter. Seit 1849 Mitglied der preuß. Ersten Kammer,
¶
mehr
schwang er sich rasch zum Führer der Feudalpartei empor. Im Erfurter Parlament 1850 widersetzte er sich der Herstellung des
DeutschenBundesstaates. Einflußreich wurde er auch als Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats. S. starb im
BadeBrückenau. Von seinen kleinern Schriften sind hervorzuheben: «Was ist Revolution?» (3. Aufl.,
Berl. 1853) und «Wider Bunsen» (1. bis 3. Aufl., ebd. 1855). Nach seinem Tode erschienen: «Siebzehn parlamentarische
Reden» (Berl. 1862) und «Die gegenwärtigen Parteien
in Staat und Kirche» (ebd. 1863; 2. Aufl. 1868). –
Georg Ernst, Chemiker und Arzt, geb. zu Ansbach,
[* 16] studierte in Jena, wurde 1687 Hofmedikus
des Herzogs von Weimar,
[* 17] 1694 Professor der Medizin an der Universität zu Halle, 1716 Leibarzt des Königs von Preußen
[* 18] und starb in
Berlin. Neben zahlreichen Einzelbeobachtungen auf dem Gebiete der Chemie verdankt die letztere ihm den ersten Versuch einer
Zusammenfassung der zahlreichen bekannt gewordenen Thatsachen von einheitlichem theoretischem Gesichtspunkte
aus. Im Anschluß an die Ansichten Joh. Joachim Bechers (s. d.) über das Wesen der Metallverkalkung erklärte er nicht nur
diese, sondern alle Verbrennungserscheinungen überhaupt durch die Annahme eines hypothetischen Stoffs, des Phlogistons, welcher
bei der Verbrennung entweiche. (S. Phlogistische Chemie.) Diese Lehren
[* 19] S.s, durch die er der eigentliche
Begründer der wissenschaftlichen Chemie wurde, herrschten bis Lavoisier, welcher die Erklärung all dieser Vorgänge geradezu
umkehrte.
Zur ersten Einführung der Phlogistontheorie gab er 1702 Bechers«Physica subterranea» heraus und entwickelte seine Ansichten
in einem dazu gegebenen Anhange. Sein Hauptwerk sind die «Experimenta,observationeset animadversiones chymico-physicae» (Berl. 1731). Die unter seinem Namen erschienenen Bücher: «Opusculumchymicophysicomedicum»
(Halle 1715),
die «Fundamenta chymicae-pharmaceuticae» (1721) und «Fundamentachymiae dognatica rationalis et experimentalis» (Nürnb. 1723) sind nicht von ihm selbst,
sondern von seinen Schülern zum Druck ausgearbeitet worden. In der Medizin war S. der Schöpfer der Lehre
vom Animismus (s. d.); in dieser Beziehung ist sein Hauptwerk die «Theoria medica vera» (Halle 1707; neueste Aufl. von Choulant, 3 Bde.,
Lpz. 1831–33; deutsch von Ideler, 3 Bde., Berl. 1832–33).