uraltes Adelsgeschlecht, dessen Stammschloß S. ob Küblis in Graubünden
jetzt
Ruine ist, und das
sich später in
Schwaben an der
Donau niederließ; von
Walter von S. (Stategun) an, der als habsburgischer
Landvogt von Glarus
1352 im
Kampf gegen die
Glarner fiel, läßt sich die Geschichte des
Geschlechts genau verfolgen. Die bemerkenswertesten Sprößlinge
desselben sind: Christoph von S.,¶
Von reichsritterlichem Stolz und echt deutschem Patriotismus erfüllt, haßte er Napoleon aus ganzer Seele.
Nach dem PreßburgerFrieden mit dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten betraut, hatte er die Absicht, Österreich
im Innern zu reorganisieren, seine äußere Macht wiederherzustellen und es an die Spitze des wieder befreiten Deutschland
[* 10] zu bringen. Er löste die drückenden Geistesfesseln, förderte den Gemeinsinn und betrieb vor allem die
Reform des Heerwesens und die Bildung einer Landwehr.
Die Ausgaben des Staats wurden beschränkt und genau bestimmt und die Steuerverfassung nach vernünftigen
Grundsätzen geregelt. Er starb in Baden
[* 13] bei Wien. FranzSeraph, Graf von S., zweiter Sohn des vorigen, geb.
trat früh in den Staatsdienst ein und zeichnete sich namentlich als Administrativbeamter aus. In Triest
[* 14] und Galizien, wo er 1846 an
die Spitze derVerwaltung trat, sicherte er sich ein dankbares Andenken. Nach Niederwerfung der WienerRevolution
trat er mit Schwarzenberg und Bach ins Ministerium vom und vertrat hier die freisinnigere Richtung. Schon im Mai 1849 aber
mußte er wegen eines Körperleidens zurücktreten; er starb in Geisteszerrüttung
975
m. Ehemalige Burg auf einer Anhöhe beim
Dorf Luzein, deren letzte Reste erst seit wenigen Jahren verschwunden sind.
Wiege des Geschlechtes derer von Stadion, dem
der in der Schlacht bei Näfels 1352 getötete Walter von Stadion, österreichischer Vogt in Glarus,
angehörte und von welchem die
Freiherren von Stadion abstammen, die in Augsburg verbürgert waren und in der deutschen Ritterschaft
einen angesehenen Rang einnahmen.
uraltes Geschlecht, aus Graubünden
stammend, wo sich noch die Trümmer der Stammburg Stadion ob Küblis finden. In Schwaben
baute es das neue Schloß Stategun (ursprünglicher Name des Geschlechts) bei Munderkingen an der Donau. Walther und
Ludwig von Stategun werden zur Zeit des letzten Hohenstaufen erwähnt. - Durch Walther von S. dachten die Habsburger das Glarnerland
zu unterwerfen; doch Walther fiel 1388 in dem Kampfe bei Näfels und mit ihm blieben fast alle seine Ritter.
Walthers Sohn oder Enkel, Eitel, hatte zwei Söhne, Konrad und Ludwig, von denen Ludwig die schwäb. (jüngere, 1693 erloschene)
Linie des Hauses S. begründete, während Konrad der Stifter der ältern Linie wurde. Christoph von S., Bischof zu Augsburg (geb.
1478), ein edler Eiferer für die Reformation der Kirche, unermüdet im Bestreben der Versöhnung und Wiedervereinigung, war
der Vertraute Karls V. und Ferdinands I., stand auch mit Erasmus und Melanchthon in Verkehr und starb auf dem
Reichstag zu Nürnberg.
[* 17] Er wendete seinem BruderJohann das Erbtruchsessenamt des StiftsAugsburg zu.
Des letztern Sohn war Johann Kaspar von S. (geb. 1567, gest. 1641), Hochmeister des
DeutschenOrdens (seit 1627), österr. Hofkriegsratspräsident und Feldzeugmeister, der sich 1634 in der
Schlacht bei Nördlingen auszeichnete. - Sein Enkel, der Kurmainzer Geheimrat und Kanzler Johann Philipp von S. (geb. 1652,
gest. 1741), die Seele aller Reichsgeschäfte und noch im hohen AlterBotschafter bei der WahlKarls VI. und Gesandter des Rheinischen
Kreises beim Utrechter und Badener Friedenskongreß, wurde 1686 zum Freiherrn, 1705 zum Reichsgrafen erhoben
und 1708 wegen der von den Grafen von Sinzendorf erkauften Herrschaft Thannhausen in das schwäb. Grafenkollegium eingeführt.
- Seine beiden Söhne gründeten zwei Linien; Friedrich (geb. 1691, gest. 1768 als Geheimrat und Mainzer Konferenzminister)
die Fridericianische, aus welcher die GrafenJohann Philipp und Friedrich Lothar (s. den folgenden Artikel)
hervorgingen, und in der seit 1890 GrafGeorg von S., geb. das Haupt des Hauses ist; Graf Philipp von S. (geb. 1720,
gest. 1785) die Philippinische Linie, deren jetziges Haupt, GrafFriedrich von S., geb. erblicher
Reichsrat der KroneBayern ist.
Johann Philipp KarlJoseph, Graf von, österr. Staatsmann, geb. wurde, nachdem er in Göttingen
[* 18] studiert
hatte, 1787 kaiserl. Gesandter
in Stockholm, 1790 in London. Durch eine Maßregel des Ministers Thugut verletzt, nahm er seine
Entlassung und lebte 1794-1801 als Privatmann. Nach Thuguts Rücktritt wurde er zum Gesandten in Berlin
[* 19] ernannt, wo er viel dazu beitrug, die Spannung zwischen Österreich und Preußen zu heben. Als Botschafter in Petersburg seit 1804 schloß
er die dritte Koalition gegen Frankreich und folgte dann dem KaiserAlexander zur Armee. Nach dem Preßburger Frieden
erhielt er an Cobenzls Stelle das Ministerium des Auswärtigen. In dieser Stellung suchte er das Volksbewußtsein zu
heben und eine freiere Richtung zur Geltung zu bringen.
Der unglückliche Ausgang des Kampfes 1809, der auf sein Anraten unternommen worden war, nötigte ihn, seine Stellung dem
Grafen Metternich zu überlassen. S. lebte nun einige Zeit in Prag
[* 20] und dann auf seinen böhm. Gütern, bis
er 1813 wieder in den Staatsdienst berufen und nach dem Frieden als Finanzminister mit der Aufgabe der Herstellung der Finanzen
betraut wurde. Er war bemüht, durch angemessene Institutionen dem Handelsverkehr eine belebtere Geldcirkulation zuzuwenden
und den Staatskredit zu stärken, indem die Nationalbank und ein Tilgungsfonds errichtet, die Ausgaben beschränkt
und die Steuerverfassung nach bessern Grundsätzen geregelt wurde. S. starb in der Nacht zum zu Baden bei Wien.
Sein älterer BruderFriedrich Lothar, Graf von S., geb. wandte sich dem geistlichen Stande zu
und wurde Domkapitular in Mainz
[* 21] und Würzburg,
[* 22] war auch einige Zeit Verweser der Erfurter Statthalterei, Kurator der würzburgischen
Hochschule und 1798 würzburgischer Gesandter bei dem Kongreß zu Rastatt.
[* 23] Nach der Säkularisation trat er in österr. Staatsdienst
und wurde zunächst kurböhm. Reichstagsgesandter zu Regensburg.
[* 24] Nach dem Preßburger Frieden (1805) erhielt
er den Auftrag, die diplomat.
Verhältnisse zwischen Osterreich und Bayern wiederherzustellen. BeimAusbruch des Krieges 1809 wurde er als Generalintendant
zum Hauptheer des Erzherzogs Karl berufen. Er zog sich nach dem Friedensschluß auf seine Güter in Böhmen
[* 25] zurück und starb zu
Chodenschloß. Seine «Berichte über die Beziehungen zwischen Österreich und Bayern 1807-9» gab Wertheimer
(Wien 1881) heraus. Seinen Charakter veranschaulichen treffend die von Joh. von Müller herausgegebenen «Briefe zweier Domherren»
(Franks. 1787).