S. erscheint schon im Anfang des 10. Jahrh. als der Stammsitz eines gräflichen
Geschlechts, das 1056 auch in den
Besitz der
sächsischen
Nordmark gelangte, sie fast ein
Jahrhundert behielt und 1168 ausstarb. Von den
WelfenKaiserOtto IV. und seinem
Bruder, dem
PfalzgrafenHeinrich, ward S. 1202 erobert, fiel aber um 1204 an
Bremen zurück, nachdem es von
Otto IV. umfangreiche
Freiheiten erhalten hatte. In diese Zeit fällt die Einführung des Elbzolles. 1648 im
WestfälischenFrieden ward es
Schweden
[* 9] zuerkannt und zur Hauptstadt des
FürstentumsBremen gemacht. 1676 von den Hannoveranern, 1712 von den
Dänen erobert, kam es 1719 nebst dem
BistumBremen an
Hannover. 1807 ward es
Westfalen
[* 10] einverleibt, 1810 von
Napoleon I. in
Besitz genommen, 1813 aber von den Alliierten an
Hannover zurückgegeben und von diesem wieder zur
Festung
[* 11] gemacht
und 1816 neu befestigt.
Hannover mußte den Elbzoll durch
Vertrag vom gegen eine
Entschädigung
von 2,857,338 Thlr. aufheben (s.
Elbe, S. 503). Am wurde die
Festung S. von den
Preußen
[* 12] ohne
Kampf genommen und fiel
dann mit dem übrigen
Hannover an
Preußen. - Der Regierungsbezirk
S. (s.
Karte
»Hannover etc.«) umfaßt 6786 qkm (123,25 QM.),
zählt (1885) 325,916 Einw. (darunter 320,329
Protestanten, 4118 Katholiken und 1126
Juden) und besteht aus den 14
Kreisen:
1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Hannover, umfaßt das ehemalige Erzbistum, spätere Herzogtum
Bremen und das Bistum, spätere Herzogtum Verden, grenzt im N. an die Nordsee, im W. an Oldenburg
[* 14] und Bremen und gehört dem norddeutschen
Flachlande an. Das Land wird bewässert von den Flüssen Weser, Aller, Wümme, Hamme, Lune, Geeste, Elbe, Oste, Schwinge und
enthält ausgedehnte und fruchtbare Marschen an der Elbe und Weser, sonst aber ödes Land (Geest) und Moore mit Ackerbau und
Viehzucht.
[* 15] Der Regierungsbezirk hat 6785,78 qkm und (1895) 353 465 (179 250 männl., 174 215 weibl.)
E., 14 Städte mit 254,97 qkm, 78 673 (40 768 männl., 37 905 weibl.) E., 701 Landgemeinden
und 10 Gutsbezirke mit 6530,81 qkm und 274 792 (138482 männl., 136 310 weibl.) E. Dem Religionsbekenntnis
nach waren 343 326 Evangelische, 8750 Katholiken, 399 andere Christen und 947 Israeliten. Der Regierungsbezirk zerfällt in 14 Kreise:
[* 16]
Über die Reichstagswahlkreise s. Hannover (Provinz). - 2) Kreis
[* 17] im Reg.-Bez. S. (s. obenstehende Tabelle). - 3) Hauptstadt des
Reg.-Bez. E. und Kreisstadt im KreisS., an der Schwinge, 6 km oberhalb deren Mündung in die Elbe, zwischen
Marsch und Geest, an der Linie Harburg - Cuxhaven der Preuß. Staatsbahnen,
[* 18] Dampferstation, ist Sitz der Regierung, einer Generalsuperintendentur,
des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Celle)
[* 19] mit 11 Amtsgerichten (Bremervörde, Buxtehude, Freiburg-Elbe,
Harburg, Jork, Neuhaus a. d. Oste, Osten, Otterndorf,
S., Tostedt, Zeven), einer Landschaftsdirektion, eines Hauptsteueramtes,
Bezirkskommandos, und hat (1895) 10 058 (5174 männl., 4884 weibl.) E., darunter 365 Katholiken
und 26 Israeliten, in Garnison das 3. Bataillon des 1. Hanseat.
Infanterieregiments Nr. 75, Postamt erster Klasse, Telegraph,
[* 20] zwei Kirchen, Gymnasium mit höherer Bürgerschule, höhere Mädchenschule,
Schullehrerseminar, Präparandenanstalt, Taubstummenanstalt, Krankenhaus,
[* 21] Altertums- und Münzsammlung; eine Eisengießerei,
Gußstahl-, Lederfabrik, Cigarrenfabrikation, Ziegeleien, Dampfsägewerke, Brauereien, Holz- und Weinhandel.
S. ist Sitz der 9. Sektion der Ziegelei-Berufsgenossenschaft. In dem nahen Dorfe Campe (1157 E.) eine bedeutende Saline.
Der 1882 dicht bei der Stadt angelegte Hafen (Schwingehafen) wird in den letzten Jahren auch von größern Dampfern und Segelschiffen
aufgesucht. Deshalb ist Brunshausen (559 E.) an der Schwingemündung, wo bis zum J. 1862 der sog. StaderZoll (Elbzoll, s. Elbe) erhoben wurde, der eigentliche Hafenort für die Stadt. Dort befindet sich auch eine Signalstation
der Seewarte und eine Station für Kompaßregulierung der Seeschiffe. Früher war S. eine ansehnliche Festung, die 1757 bedeutend
verstärkt, 1786 geschleift, seit 1814 neu wiederhergestellt und endgültig 1882 geschleift wurde. Auf
der Stelle der Befestigungsanlagen sind teilweise neue Stadtteile entstanden. - S., schon im 10. Jahrh.
als Stadt bezeichnet, stand in der ersten Hälfte des Mittelalters unter eigenen Grafen. 1227 kam die GrafschaftS. und mit
ihr die Stadt nach langen Kämpfen mit den Welfen an das Erzbistum Bremen und im Westfälischen Frieden 1648 an
Schweden. Nun wurde S. Hauptstadt der Herzogtümer Bremen und Verden. 1719 wurden diese Herzogtümer an Hannover abgetreten, 1807 kamen
sie an das Königreich Westfalen. In demKriege von 1866 wurde S. 18. Juni von einem BataillonPreußen überrumpelt.
Mit dem Friedensschlusse kam die Stadt an Preußen.
[* 1] Bernh., prot. Theolog, geb. zu Arnstadt
[* 23] in Thüringen, studierte in Leipzig
[* 24] und Berlin,
[* 25] wurde 1871 Assistent
an der Universitätsbibliothek zu Leipzig, habilitierte sich daselbst 1873 für alttestamentliche Theologie und wurde 1875 ord.
Professor in Gießen.
[* 26] Seit 1881 giebt er die von ihm begründete «Zeitschrift
für alttestamentliche Wissenschaft» heraus. Sein wissenschaftlicher Standpunkt ist der kritische. Er schrieb: «Über die
mehrlautigen Thatwörter der Geezsprache» (Lpz. 1871),
«über die Lage der evang. KircheDeutschlands»
[* 28] (ebd. 1883) und
besonders «Geschichte des Volks Israel» (2 Bde., Berl.
1887-88; Bd. 2 gemeinsam mit O. Holtzmann),
ferner «Die Reorganisation der theol. Fakultät zu Gießen in den J. 1878-82»
(Gieß. 1894). Mit K. Siegfried gab S. heraus «Hebr.
Wörterbuch zum Alten Testament» (Lpz. 1892-93).
[* 1] Wilhelm, Musiker, geb. zu Halle,
[* 29] Schüler von Fr. Schneider in Dessau,
[* 30] wurde Kapellmeister der Bethmannschen
Truppe, kam 1845 als Universitätsmusikdirektor nach Jena,
[* 31] wurde hier Ehrendoktor der philos. Fakultät und wirkt seit 1860 als
Hofkapellmeister in Altenburg.
[* 32] S. ist ein hervorragender Orgelspieler, besonders stark in der Kunst der freien Phantasie, ein
Dirigent, der eine große Reihe vernachlässigter Werke alter und neuer Zeit zu Ehren gebracht hat. Von seinen
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größern Kompositionen, unter denen sich Sinfonien, Ouvertüren und Schauspielmusiken befinden, sind nur einige Psalmen gedruckt.
Bekannter sind seine Lieder, von denen «Auf den Bergen
[* 34] die Burgen»
[* 35] volkstümlich geworden ist. Mit von Liliencron gab S. eine
Sammlung von «Liedern und Sprüchen aus der letzten Zeit des Minnesangs» (Wenn. 1854) heraus; auch durch
die Bearbeitung Händelscher und Bachscher Sonaten hat er sich verdient gemacht.
[* 1] *, selbständige Stadt, ist Sitz eines Hauptsteueramtes und hat (1895) 10058 (5176 männl., 4882 weibl.)
E., darunter 365 Katholiken und 26 Israeliten, ferner 1229 bewohnte Wohnhäuser,
[* 36] 2201 Haushaltungen und 22 Anstalten.
Einwohnerzahl des Regierungsbezirks und seiner Kreise: