Stachelsch
weine
(Hystricidae), eine Familie der Nagetiere,
[* 2] deren
Arten sich durch den
Besitz eines
Stachel- oder Borstenkleides auszeichnen. Nach Vorkommen und Lebensweise unterscheiden sich die altweltlichen auf der
Erde hausenden S. von denen
Amerikas, die Baumtiere sind und sich durch den
Besitz von Greifschwänzen auszeichnen. Zur erstern
Gruppe gehört außer den ind. und afrik. Quastenstachlern (Atherura) und
den Westafrika bewohnenden
Stachelflatterern (Anomalurus) das bekannte gemeine Stachelschwein
der Mittelmeerländer
(Hystrix
cristata
L., s.
Tafel: Nagetiere Ⅰ,
[* 1]
Fig. 3). Es ist 85 cm lang, mit einem 11 cm langen, mit hohlen, als
Klapper dienenden
Kielen besetzten
Schwanz und
über den Rücken mit einem aus großen, zum
Teil bis 40 cm langen, schwarz
und weiß geringelten, harten
Stacheln bestehenden Kleide bedeckt. Es ist ein trotz seines wehrhaften Äußern völlig harmloses,
furchtsames und träges
Tier, das den
Tag in
Höhlen verschläft und nachts seiner aus
Vegetabilien bestehenden Nahrung nachgeht.
Bei Gefahr und erschreckt, rasselt es laut und rollt sich nach Igelart zusammen. Die
Stacheln können
nicht, wie früher gefabelt wurde, abgeschossen werden, fallen aber leicht aus und können schmerzhafte und langsam heilende
Wunden erzeugen. Das
Tier wird in
Italien
[* 3] gegessen, und sein Fleisch wird von manchen noch dem Schweinefleisch vorgezogen.
Die
Stacheln werden zu Zahnstochern, Pinsel- und Stahlfederstielen u. s. w. verwendet. In
Tiergärten und Menagerien pflegt das Stachelschwein
selten zu fehlen, es kostet etwa 100 M. und hält sich, mit
Brot,
[* 4]
Möhren
und Grünzeug gefüttert, viele Jahre, ist auch gegen die Unbilden des
Klimas nicht allzu empfindlich und pflanzt sich unter
günstigen Verhältnissen fort. In
Afrika
[* 5] und Südasien kommen andere, nahe verwandte
Arten vor.
Die amerikanischen S. sind sämtlich auf
Bäumen lebende
Tiere und entweder im Habitus an unser Stachelschwein
erinnernd, wie
das
Borstenstachelschwein oder
Urson
(Erethizon dorsatum
Cuv.), das die
Wälder Nordamerikas vom 67. Breitengrad bis Virginien
und von Labrador bis zum Felsengebirge bewohnt, oder eigentümlich modifizierte, mit Greif- und Wickelschwänzen
versehene Kletterformen, wie die das tropische
Südamerika
[* 6] bewohnenden Greifstachler,
Cuandu oder
Coandu (Cercolabes prehensilis
Brandt, s.
Taf. Ⅰ,
[* 1]
Fig. 2). Auch diese beiden
Arten sieht man nicht selten in der Gefangenschaft.