Staatsromane,
Schriften, welche in der Form eines Romans die Zustände und Einrichtungen eines Staats behandeln, und zwar indem sie »den realen Erscheinungen des staatlichen Lebens gegenüber ein Ideal aufstellen, welchem sie das Gewand der Wirklichkeit geben«. Werke ähnlicher Art finden sich schon bei den Griechen; wir erinnern nur an Platons »Republik« und Xenophons »Kyropädie«. In der modernen Litteratur eröffnete den Reigen der S. Thomas Morus' »Beschreibung der Insel Utopia (1515), der sich ein Jahrhundert später des Dominikanermönchs Thomas Campanella «Sonnenstaat« (»Civitas solis«, 1620; deutsch von Grün, Darmst. 1845),
J. Valentin Andreäs »Reipublicae
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christiano-politanae descriptio« (1619),
Bacons »Nova Atlantis« (geschrieben um 1624),
Harringtons »Oceana« (1656) u. a. anreihten. Aus späterer Zeit sind hervorzuheben: Fénelons »Télémaque« (1700) nebst Ramsays »Voyages de Cyrus« (1727);
Holbergs »N. Klimii iter subterraneum« (1741);
Morellys »Naufrage des îles flottantes, ou la Basiliade« (1753) und »Code de la nature« (1755);
Stanislaus Leszczynskis »Entretien d'un Européen avec un insulaire du royaume de Dimocala« (1756);
Fontenelles (?) »République des philosophes« (1768);
Albr. v. Hallers Romantrilogie »Usong« (1771),
»Alfred, König der Angelsachsen« (1773) und »Fabius und Cato« (1774);
Wielands »Goldener Spiegel« (1772);
Cabets »Voyage en Icarie« (1840) u. a.
Vgl. R. v. Mohl, Die S. (in seiner »Geschichte und Litteratur der Staatswissenschaften«, Bd. 1, Erlang. 1855).