St.
,
Abkürzung für Sanctus, Sankt [* 3] oder Saint. ^[= (franz., spr. ssäng, weiblich: sainte), heilig.] [* 4]
St
3 Seiten, 3'102 Wörter, 22'179 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
St.,
Abkürzung für Sanctus, Sankt [* 3] oder Saint. ^[= (franz., spr. ssäng, weiblich: sainte), heilig.] [* 4]
St.,
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Jakob Sturm (s. d.) oder für H. Steudner (s. d.).
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
St.
Gallen (Bistum
). Nach einem länger als ein Jahrtausend dauernden Bestehen
wurde die Abtei St.
Gallen
zu Anfang des 19. Jahrhunderts aufgehoben, worauf man das Bistum
Chur-St. Gallen gründete, welche Kombination sich aber als
unhaltbar erwies, so dass Papst
Gregor XVI. am das apostolische Vikariat St. Gallen
errichtete. Die heutigen Bezirke Sargans,
Werdenberg und Gaster (exkl. die Gemeinde Kaltbrunn), sowie die Gemeinden Gommiswald (im Seebezirk), Wildhaus
(Ober Toggenburg) und Rüti (Ober Rheinthal) gehörten zum Bistum Chur, während die übrigen Teile des Kantons
¶
dem Bistum Konstanz zugewiesen waren. Der Abt des Klosters St. Gallen
hatte in den ihm gehörenden Landschaften - dem Fürstenland (nördl.
Abschnitt des jetzigen Kantons St. Gallen)
und einem grossen Teil des Rheinthales und Toggenburgs - eine fast unbeschränkte weltliche und geistliche
Oberhoheit ausgeübt, bis mit der Reformation ein Teil der einstigen Untertanen sich seiner Herrschaft
entzog. Als 1815 die auf Schweizerboden liegenden Teile des Bistums Konstanz durch Papst Pius VII. von diesem losgelöst
wurden, stellte man sie provisorisch unter die Verwaltung des Propstes Göldlin von Beromünster (Kanton Luzern)
und gliederte sie
nach dessen Tod 1819 dem Bistum Chur an, dem nun das ganze Gebiet des heutigen Kantons St. Gallen
unterstand. 1823 verfügte
eine päpstliche Bulle die Gründung des doppelten Bistums Chur-St. Gallen mit dem Bischof von Chur als Oberhaupt. Nach dem Tod
des Bischofes Karl Rudolf 1833 hob das katholische Kollegium des St. Galler Grossen Rates diese Einrichtung
auf, worauf für den katholischen Kantonsteil in der Person des Pfarrers Zürcher ein bischöflicher Verweser ernannt wurde.
Sein Nachfolger war seit 1836 der apostolische Vikar Johann Peter Mirer aus Obersaxen, Pfarrer von Sargans, der dann nach langen
Unterhandlungen am zum regelrechten Bischof von St. Gallen
bestellt wurde. Ihm folgte im Mai 1863 Dr. Karl
Johann Greith aus Rapperswil, ein gelehrter Prälat, der apologetische und philosophische Studien veröffentlicht hat. Dritter
Bischof von St. Gallen
wurde am der bisherige Stiftsdekan Augustin Egger aus Kirchberg im Toggenburg. Das Bistum St. Gallen
untersteht direkt
dem apostolischen Stuhl und umfasst die Katholiken des Kantons St. Gallen,
sowie provisorisch (da die Appenzeller eine endgiltige
Angliederung nicht wünschen) diejenigen von Appenzell,
d. h. zusammen 68997 ^[Berichtigung: 168997] Seelen.
Dem im Klostergebäude zu St. Gallen residierenden Bischof steht ein aus 5 residierenden und 8 Honorar-Domherren zusammengesetztes Kapitel mit einem Dekan zur Seite, dem das Recht zusteht, sich seine Statuten selbst zu geben. Die residierenden Domherren bilden den geistlichen Rat des Bischofes und versehen mit der Beihilfe von drei Koadjutoren und von Vikaren die gottesdienstlichen Funktionen an der Kathedrale. Innerhalb dreier Monate nach dem Tod oder Rücktritt des Bischofes wird von der vereinigten Kapitelversammlung aus der Zahl der Weltgeistlichen der Diözese ein neuer Bischof erwählt, der vom katholischen Administrationsrat des Kantons bestätigt werden muss.
Die Honorar-Domherren nehmen ihren Sitz im Stift blos im Falle einer Bischofswahl oder um ihr Kooptationsrecht auszuüben. Als Gehilfe des Bischofes amtet ein besonderer Generalvikar. Neben dem Domherrenkapitel bestehen im Bistum noch acht Landkapitel mit je einem Dekan, einem Kämmerer, zwei Abgeordneten und einem Sekretär. Jedem dieser Landkapitel steht ein bischöflicher Kommissär vor, während ein solcher auch für die fünf Pfarreien von Appenzell I. R. bestellt ist. Es bestehen folgende Landkapitel: St. Gallen mit den Bezirken Tablat und Rorschach und dem östl. Abschnitt des Bezirkes Gossau (Gemeinden Straubenzell und Gaiserwald);
Rheinthal (Bezirke Ober und Unter Rheinthal);
Sargans (Bezirke Werdenberg und Sargans);
Gaster (Bezirk Gaster - exkl. Kaltbrunn - und Gem. Gommiswald im Seebezirk);
Uznach (Seebezirk - exkl. die Gem. Gommiswald - und Gem. Kaltbrunn im Bezirk Gaster);
Ober Toggenburg (Bezirke Ober und Neu Toggenburg);
Unter Toggenburg (Bezirke Alt und Unter Toggenburg);
Gossau (Bezirke Wil und Gossau, exkl. die Gemeinden Straubenzell und Gaiserwald).
Das Bistum zählt 115 Kirchgemeinden und 80 Kaplaneien. Kapläne: in 44 Pfarreien je einer, in 4 je 3 und in einer deren 5. Drei Pfarreien mit je zwei und ebenfalls drei Pfarreien mit je 3 Filialgemeinden. Sechs Filialkirchen. Die innere Mission unterhält 5 Stationen in Appenzell A. R. (Teufen, Gais, Speicher, Herisau und Heiden) und 2 in den reformierten St. Galler Gemeinden Buchs und Wartau. Während der letzten 25 Jahre sind 7 neue Pfarreien gegründet und 16 Kirchen erbaut worden. Das Bistum zählt 227 Weltgeistliche und etwa 50 Ordensgeistliche, d. h. je einen Geistlichen auf 689 Katholiken. Seit der Aufhebung der Benediktinerabtei St. Gallen und des Klosters Pfäfers (1838) ist die Zahl der Mönchsklöster auf vier (Mels, Rapperswil, Wil und Appenzell) gesunken. ¶
Dagegen gibt es immer noch viele Frauenklöster: Benediktinerinnen in Glattburg, Zisterzienserinnen in Magdenau und Wurmsbach, Dominikanerinnen in Weesen und Wil, Franziskanerinnen in Rorschach, Notkersegg, Altstätten, Wattwil, Appenzell, Gonten, Wonnenstein und Grimmenstein, Prämonstratenserinnen auf Berg Sion bei Uznach, Schwestern vom Guten Hirten in Altstätten. Theodosianerinnen (Waisen-, Armen- und Krankenpflege) finden sich in den meisten Ortschaften und Menzingerschwestern (Schulschwestern) in Rorschach und St. Gallen, sowie zerstreut in zahlreichen Schulen des Kantons.
Zugleich mit der Abtei St. Gallen sind auch deren Schulanstalten und 1874 ferner das bischöfliche Knabenseminar (Präparandenschule) in St. Georgen aufgehoben worden, so dass heute nur noch das Priesterseminar besteht, das von einem vom Bischof ernannten Rektor geleitet wird und blos Halbjahreskurs hat. Der Religionsunterricht in den Schulen wird von eigenen Geistlichen erteilt, die der Bischof ernennt. Die Menzingerschwestern leiten höhere Mädchenschulanstalten (mit je 200 Schülerinnen) in St. Gallen und Rorschach. Mädchenpensionate bestehen in den Frauenklöstern St. Katharina in Wil, Mariahilf in Altstätten und Wurmsbach am Obern Zürichsee. Vergl. Büchi, Dr. Die katholische Kirche der Schweiz. München 1902.
Gallen (Abtei). Das ehemalige Kloster St. Gallen gehört zur politischen Gemeinde Tablat, wird aber rings von der Gemeinde St. Gallen umschlossen. Der ganze Bautenkomplex um fasst die Domkirche oder Kathedrale, den Sitz des Bischofes, der bischöflichen Verwaltung und des katholischen Administrationsrates, das kantonale Regierungsgebäude, das Gefängnis mit dem Karlstor, das alte Zeughaus, eine Primarschule und die katholische Kinderkapelle, die Stiftsbibliothek, das Stifts- und das Kantonsarchiv, die Kantonsbibliothek (Bibliothek der kantonalen Verwaltungsabteilungen), die katholische Knabenrealschule, das katholische Pensionat und die katholische höhere Töchterschule. Vergl. die Art. Pfalz und St. Gallen (Stadt).
Seinen Ursprung verdankt das Kloster dem irländischen Glaubensboten Gallus, welcher mit Kolumban und 11 Gefährten aus dem berühmten Kloster Bangor zur Bekehrung der Bewohner von Gallien, Burgund und Helvetien ausgezogen war. Während Kolumban sich nach Italien wandte, blieb Gallus am Gestade des Bodensees zurück und gründete 614 in der Waldwildnis der Steinach bei deren hohem Fall über die Felsen die «Galluszelle», von wo aus er mit seinen 12 Jüngern das Christentum predigte und die Bewohner der Gegend zur Urbarmachung des Bodens anwies.
Der Ruf seiner Heiligkeit und aufopfernden Nächstenliebe verwandelte nach seinem Tod 640 die einsame Siedelei der Galluszelle zu einem stark besuchten Wallfahrtsort, und sein Name ist als der des Gründers der ersten Ansiedelung auf Stift, Ort und Land übergegangen. Auf Gallus folgten als Vorsteher der Gemeinschaft zunächst Magnus und 666 Stephanus. Bis zum Jahr 720 erhielt die Galluszelle schon viele Vergabungen. Später wurde der fromme Priester Audemar durch den fränkischen Majordomus Karlmann zum Abt erhoben und die geistliche Korporation mit der Einführung der Regel des h. Benedikt zum eigentlichen Kloster umgewandelt, welchem König Pipin das Recht der freien Abtwahl zuerkannte.
Die Frömmigkeit und Gelehrsamkeit des ersten Abtes, der den Namen Othmar angenommen hatte, brachten dem Kloster grossen Ruhm und Ansehen, sowie Zuwachs seiner Mitglieder und seiner Besitzungen. Othmar erweiterte die Klosterbauten und erstellte ein Hospital für Kranke und Arme, erregte aber dadurch den Neid und die Eifersucht des Bischofes Sidonius von Konstanz, der schliesslich das Kloster dem Bistum Konstanz unterzustellen vermochte. Unter den frommen und gelehrten Aebten Gozbert und Grimoald wurden im 9. Jahrhundert Kloster und Kirche regelmässiger und schöner um- und neugebaut und mit kunstvollen Malereien und Bildschnitzarbeiten ausgestattet.
Dem eigentlichen Klostergebäude gliederten sich an mehrere Kapellen, die Gebäulichkeiten der Bibliothek, der Klosterschule und der äussern Schule, ein Gasthaus für vornehme Fremde, eine Pilgerherberge, das Krankenhaus, die Wohnungen der Klosterärzte und des Armenpflegers, das Pörtnerhaus, ^[richtig: Pförtnerhaus] die Wohnungen der Handwerker und des Gesindes, Mühle, Kornhaus und Speicher. Dazu kamen noch die Gärten, Klosterplätze und der Friedhof.
Abt Grimoalds Einfluss beim königlichen Hof verdankte das Kloster auch die Ausgleichung wesentlicher Anstände mit dem Hochstift Konstanz, sowie seine grössere Unabhängigkeit von diesem letztern und die Möglichkeit, ohne Einmischung der Bischöfe seine innern und äussern Angelegenheiten, die nicht zu den allgemeinen bischöflichen Rechten gehörten, selbst ordnen und verwalten zu können. Bischof Salomon I. willfahrte auch dem Wunsche, dem einst so hart geprüften und in der Gefangenschaft gestorbenen Abt Othmar bleibende öffentliche Anerkennung zu gewähren, worauf dessen Gebeine 864 in die zu seiner Verehrung erbaute Kapelle übergeführt wurden und sein jährlicher Gedenktag auf den 16. November angesetzt ward.
Unter den nachfolgenden Aebten Hartmot, Bernhard und Salomon erfreute sich das Kloster 877-920 hohen Ansehens und eines bedeutenden Wachstums. Die Klosterschule zählte über 300 Schüler, und Künste und Wissenschaften erfuhren durch Abt und Konventualen rege Förderung. Es war dies die Zeit der Notker, von Ekkehart, Waltram, Ratpert (trefflicher Historiker), der Lehrer der Schreibkunst Sintram und Volkart, deren prachtvolle Handschriften unübertroffen geblieben sind, sowie des Mönches Tutilo, der sich durch die Verfertigung von Schnitzwerken aus Elfenbein und von getriebenen Metallarbeiten einen grossen Ruf erwarb und dessen Werke Kirchen und Schatzkammern der Könige und Bischöfe Frankreichs und Deutschlands zierten. Auch in der Oekonomie wurde grossartiges geleistet, indem man einen Backofen erstellte, in dem 1000 Brote zur nämlichen Zeit gebacken werden konnten, eine Malzdarre errichtete, auf der 100 Malter aufgeschüttet wurden, und eine Mühle ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Friedrich von Stein (s. d.).