St.
Gallen (Bistum
). Nach einem länger als ein Jahrtausend dauernden Bestehen
wurde die Abtei St.
Gallen
zu Anfang des 19. Jahrhunderts aufgehoben, worauf man das Bistum
Chur-St.
Gallen gründete, welche Kombination sich aber als
unhaltbar erwies, so dass Papst
Gregor XVI. am das apost
olische Vikariat St.
Gallen
errichtete. Die heutigen Bezirke
Sargans,
Werdenberg und
Gaster (exkl. die Gemeinde
Kaltbrunn), sowie die Gemeinden
Gommiswald (im Seebezirk),
Wildhaus
(Ober
Toggenburg) und
Rüti (Ober
Rheinthal) gehörten zum Bistum
Chur, während die übrigen Teile des Kantons
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dem Bistum
Konstanz zugewiesen waren. Der Abt des Klosters St.
Gallen
hatte in den ihm gehörenden Landschaften - dem Fürstenland (nördl.
Abschnitt des jetzigen Kantons St.
Gallen)
und einem grossen Teil des Rheinthales und Toggenburgs - eine fast
unbeschränkte weltliche und geistliche
Oberhoheit ausgeübt, bis mit der Reformation ein Teil der einstigen Untertanen sich seiner Herrschaft
entzog. Als 1815 die auf Schweizerboden liegenden Teile des Bistums Konstanz durch Papst Pius VII. von diesem losgelöst
wurden, stellte man sie provisorisch unter die Verwaltung des Propstes Göldlin von Beromünster (Kanton Luzern)
und gliederte sie
nach dessen Tod 1819 dem Bistum Chur an, dem nun das ganze Gebiet des heutigen Kantons St.
Gallen
unterstand. 1823 verfügte
eine päpstliche Bulle die Gründung des doppelten Bistums Chur-St. Gallen mit dem Bischof von Chur als Oberhaupt. Nach dem Tod
des Bischofes Karl Rudolf 1833 hob das katholische Kollegium des St.
Galler Grossen Rates diese Einrichtung
auf, worauf für den katholischen Kantonsteil in der Person des Pfarrers Zürcher ein bischöflicher Verweser ernannt wurde.
Sein Nachfolger war seit 1836 der apostolische Vikar Johann Peter Mirer aus Obersaxen, Pfarrer von Sargans, der dann nach langen
Unterhandlungen am zum regelrechten Bischof von St.
Gallen
bestellt wurde. Ihm folgte im Mai 1863 Dr. Karl
Johann Greith aus Rapperswil, ein gelehrter Prälat, der apologetische und philosophische Studien veröffentlicht hat. Dritter
Bischof von St.
Gallen
wurde am der bisherige Stiftsdekan Augustin Egger aus Kirchberg im Toggenburg. Das Bistum St. Gallen
untersteht direkt
dem apostolischen Stuhl und umfasst die Katholiken des Kantons St. Gallen,
sowie provisorisch (da die Appenzeller eine endgiltige
Angliederung nicht wünschen) diejenigen von Appenzell,
d. h. zusammen 68997 ^[Berichtigung: 168997] Seelen.
Dem im Klostergebäude zu St. Gallen residierenden Bischof steht ein aus 5 residierenden und 8 Honorar-Domherren zusammengesetztes Kapitel mit einem Dekan zur Seite, dem das Recht zusteht, sich seine Statuten selbst zu geben. Die residierenden Domherren bilden den geistlichen Rat des Bischofes und versehen mit der Beihilfe von drei Koadjutoren und von Vikaren die gottesdienstlichen Funktionen an der Kathedrale. Innerhalb dreier Monate nach dem Tod oder Rücktritt des Bischofes wird von der vereinigten Kapitelversammlung aus der Zahl der Weltgeistlichen der Diözese ein neuer Bischof erwählt, der vom katholischen Administrationsrat des Kantons bestätigt werden muss.
Die Honorar-Domherren nehmen ihren Sitz im Stift blos im Falle einer Bischofswahl oder um ihr Kooptationsrecht auszuüben. Als Gehilfe des Bischofes amtet ein besonderer Generalvikar. Neben dem Domherrenkapitel bestehen im Bistum noch acht Landkapitel mit je einem Dekan, einem Kämmerer, zwei Abgeordneten und einem Sekretär. Jedem dieser Landkapitel steht ein bischöflicher Kommissär vor, während ein solcher auch für die fünf Pfarreien von Appenzell I. R. bestellt ist. Es bestehen folgende Landkapitel: St. Gallen mit den Bezirken Tablat und Rorschach und dem östl. Abschnitt des Bezirkes Gossau (Gemeinden Straubenzell und Gaiserwald);
Rheinthal (Bezirke Ober und Unter Rheinthal);
Sargans (Bezirke Werdenberg und Sargans);
Gaster (Bezirk Gaster - exkl. Kaltbrunn - und Gem. Gommiswald im Seebezirk);
Uznach (Seebezirk - exkl. die Gem. Gommiswald - und Gem. Kaltbrunn im Bezirk Gaster);
Ober Toggenburg (Bezirke Ober und Neu Toggenburg);
Unter Toggenburg (Bezirke Alt und Unter Toggenburg);
Gossau (Bezirke Wil und Gossau, exkl. die Gemeinden Straubenzell und Gaiserwald).
Das Bistum zählt 115 Kirchgemeinden und 80 Kaplaneien. Kapläne: in 44 Pfarreien je einer, in 4 je 3 und in einer deren 5. Drei Pfarreien mit je zwei und ebenfalls drei Pfarreien mit je 3 Filialgemeinden. Sechs Filialkirchen. Die innere Mission unterhält 5 Stationen in Appenzell A. R. (Teufen, Gais, Speicher, Herisau und Heiden) und 2 in den reformierten St. Galler Gemeinden Buchs und Wartau. Während der letzten 25 Jahre sind 7 neue Pfarreien gegründet und 16 Kirchen erbaut worden. Das Bistum zählt 227 Weltgeistliche und etwa 50 Ordensgeistliche, d. h. je einen Geistlichen auf 689 Katholiken. Seit der Aufhebung der Benediktinerabtei St. Gallen und des Klosters Pfäfers (1838) ist die Zahl der Mönchsklöster auf vier (Mels, Rapperswil, Wil und Appenzell) gesunken. ¶
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Dagegen gibt es immer noch viele Frauenklöster: Benediktinerinnen in Glattburg, Zisterzienserinnen in Magdenau und Wurmsbach, Dominikanerinnen in Weesen und Wil, Franziskanerinnen in Rorschach, Notkersegg, Altstätten, Wattwil, Appenzell, Gonten, Wonnenstein und Grimmenstein, Prämonstratenserinnen auf Berg Sion bei Uznach, Schwestern vom Guten Hirten in Altstätten. Theodosianerinnen (Waisen-, Armen- und Krankenpflege) finden sich in den meisten Ortschaften und Menzingerschwestern (Schulschwestern) in Rorschach und St. Gallen, sowie zerstreut in zahlreichen Schulen des Kantons.
Zugleich mit der Abtei St. Gallen sind auch deren Schulanstalten und 1874 ferner das bischöfliche Knabenseminar (Präparandenschule) in St. Georgen aufgehoben worden, so dass heute nur noch das Priesterseminar besteht, das von einem vom Bischof ernannten Rektor geleitet wird und blos Halbjahreskurs hat. Der Religionsunterricht in den Schulen wird von eigenen Geistlichen erteilt, die der Bischof ernennt. Die Menzingerschwestern leiten höhere Mädchenschulanstalten (mit je 200 Schülerinnen) in St. Gallen und Rorschach. Mädchenpensionate bestehen in den Frauenklöstern St. Katharina in Wil, Mariahilf in Altstätten und Wurmsbach am Obern Zürichsee. Vergl. Büchi, Dr. Die katholische Kirche der Schweiz. München 1902.