Sprengstoffe
,
Substanzen, welche durch Erwärmung,
Stoß oder
Druck plötzlich mehr oder weniger vollständig aus dem
starren oder flüssigen in den gasförmigen Zustand übergehen (s.
Explosivstoffe) und durch den dabei sich entwickelnden
Gasdruck in der
Nähe befindliche
Körper zertrümmern oder fortschleudern. Der zuerst angewandte Sprengstoff
, das
Sprengpulver,
besitzt im allgemeinen die
Zusammensetzung des
Schießpulvers, welche nur aus Rücksichten auf den
Preis und in der Absicht,
eine stärkere Gasentwickelung zu erzielen, etwas modifiziert wurde.
Gegenwärtig ist das Sprengpulver durch neuere Präparate, namentlich durch die nitroglycerinhaltigen, also hauptsächlich durch die Dynamite (s. Nitroglycerin) und durch die Schießbaumwolle (s. d.), stark zurückgedrängt worden. Auch pikrinsäurehaltige Mischungen, Nitrocellulose und ähnliche Substanzen spielen eine größere Rolle. Diese neuen S., welche viel größere Brisanz besitzen als Schießpulver [* 2] und selbst, gegen die zu sprengenden Körper gelegt und zur Explosion gebracht, ihre zerstörende Wirkung äußern, führen im Bergbau [* 3] und Tunnelbau zu erheblichen Ersparnissen an Zeit, Bohr- und Verdämmungsarbeit, und ihre Explosionsgase sind bei weitem weniger gesundheits- und lebensgefährlich als die des Sprengpulvers.
Bei hartem Gestein gewähren sie eine Ersparnis an Handarbeit von 30 Proz., bei sehr weichem Gestein und Kohle etwas weniger; die Zeitersparnis beträgt bei Sprengungen im Trocknen ca. 30 Proz., in wasserhaltigem Gestein aber 100 Proz. und mehr. Ebenso große Vorteile erzielt man durch die neuen S. im Kriegswesen, wo man Schießbaumwolle mit großem Erfolg zur Füllung von Granaten [* 4] angewandt hat. Wegen des weithin hörbaren hellen Knalles hat man Schießbaumwolle auch im Signalwesen benutzt.
Vgl. Upmann, Das Schießpulver (Braunschw. 1874);
v. Meyer, Die Explosivkörper (das. 1874);
Trauzl, Die Dynamite (Wien [* 5] 1876 und Berl. 1876);
Heß, Sprenggelatine (das. 1878);