Sprengmittel
,
s. Explosivstoffe.
Sprengmittel
3 Wörter, 33 Zeichen
Sprengmittel,
s. Explosivstoffe.
chemische Präparate oder Mischungen, welche durch Schlag, Stoß, Druck, Reibung, [* 3] Temperaturerhöhung oder durch einen Funken leicht zur Explosion gebracht werden. Die chemische Beschaffenheit der Explosivstoffe ist eine sehr verschiedenartige, doch enthalten fast alle reichlich Sauerstoff, an ein Metalloid gebunden, und solche Substanzen, welche im stande sind, bei ihrer Zersetzung große Mengen von Gasen zu liefern. Das momentane Auftreten dieser ¶
Gase [* 5] bei der hohen Zersetzungstemperatur, welche ihr Volumen noch bedeutend vergrößert, charakterisiert die Explosivstoffe und bedingt ihre Wirkung. Man unterscheidet impulsive Explosivstoffe, welche bei hoher Entzündungstemperatur relativ langsam verbrennen und deshalb zum Treiben von Geschossen, auch zum Sprengen [* 6] der Hohlgeschosse und der Minen benutzt werden. Sie werden durch einen Funken zur Explosion gebracht. Die brisanten Explosivstoffe verbrennen bei hoher Entzündungstemperatur außerordentlich heftig und wirken viel zu zerstörend, als daß sie in Feuerwaffen benutzt werden könnten, zumal sich ihre Verbrennungsgeschwindigkeit nicht wie die der impulsiven Explosivstoffe durch die äußere Form, die man ihnen gibt, regulieren läßt.
Sie dienen deshalb nur zum Sprengen und müssen durch hohen Druck zur Explosion gebracht werden, da sie in Berührung mit einer Flamme [* 7] nur lebhaft ohne Explosion abbrennen. Bei den fulminanten Explosivstoffen erfolgt die Explosion bei niedriger Entzündungstemperatur mit der größten Heftigkeit und Geschwindigkeit und durch so geringe mechanische Einwirkung, daß an eine Benutzung dieser Substanzen in größern Mengen gar nicht gedacht werden kann; sie dienen nur als Zündmittel für andre Explosivstoffe. In Hinsicht auf ihre chemische Beschaffenheit bilden die Explosivstoffe etwa drei Gruppen.
Die erste Gruppe enthält diejenigen Mischungen, welche dem Schießpulver [* 8] ähnlich sind. Dieses besteht aus salpetersaurem Kali, Schwefel und Kohle, und seine Eigenschaften können durch das Mengenverhältnis und durch die Art der Darstellung wesentlich modifiziert werden. Analoge Präparate erhält man mit salpetersaurem Baryt, salpetersaurem Natron oder überchlorsaurem Kali statt des Kalisalpeters einerseits, mit Surrogaten der Kohle oder des Schwefels anderseits.
Diese Explosivstoffe benutzten in Feuerwaffen und zum Sprengen, mehr oder weniger ähnliche Mischungen mit chlorsaurem Kali fast nur als Zündmittel. Die zweite Gruppe der Explosivstoffe umfaßt organische Nitroverbindungen, Substanzen, die aus Glycerin, Cellulose, Stärke, [* 9] Karbolsäure etc. durch Behandlung mit konzentrierter Salpetersäure entstehen. Hierher gehören: das Nitroglycerin, welches besonders in der Form von Dynamit Anwendung findet, die Schießbaumwolle, die Sprenggelatine, die Pikratpulver und auch das salpetersaure oder chromsaure Diazobenzol (Knallanilin).
Sie dienen hauptsächlich als Sprengmittel
, da sie für Feuerwaffen zu brisant sind. Die dritte Gruppe umfaßt die sogen. Knallpräparate:
Knallgold, Knallsilber und Knallquecksilber, höchst fulminante Körper, die ausschließlich als Zündmittel benutzt werden können.
Die Explosivstoffe finden ausgedehnte Anwendung in den Feuerwaffen, im Minen- und Seekrieg, aber auch im Bergbau,
[* 10] Straßen-
und Tunnelbau, in Steinbrüchen, zum Sprengen der Eisdecke auf Flüssen, um die Schiffahrt frei zu machen, zur Lockerung sehr
harten Erdbodens (Sprengkultur), zum Betrieb von Maschinen, im Signalwesen etc. Die Gesetzgebung schreibt in den meisten Ländern
vor, welche Vorsichtsmaßregeln bei der Behandlung von Explosivstoffen zu treffen sind. In einigen Staaten
hat die Regierung die Fabrikation und den Verkauf gewisser Explosivstoffe als Monopol übernommen, um die hierdurch dem Publikum bereiteten
Gefahren soviel wie möglich einzuschränken. Den Schutz der bei der Fabrikation von Explosivstoffen gefährdeten Arbeiter hat
in Deutschland
[* 11] das Haftpflichtgesetz (s. d.) geregelt. Litteratur s.
bei Schießpulver.