Sporn
,
eine am Reiterstiefel befestigte stachelähnliche Vorrichtung mit geradem oder aufwärts gekrümmtem
Halse;
er dient zur Verstärkung
[* 2] der Schenkelhilfe (s. Hilfen), oder als Strafmittel, oder um das
Pferd
[* 3] zur äußersten Kraftanstrengung
aufzufordern (anzuspornen
). S. waren schon den Alten bekannt. Anfangs war der S. nur ein einfacher
Stachel,
erst im Mittelalter erscheint das Spornrad.
Im späten Mittelalter erhielt der E. eine symbolische Bedeutung; der goldene
S. wurde das
Abzeichen des Ritters. Die orient. Völkerschaften ersetzen den S. durch die scharfen
Ecken ihrer
Steigbügel,
die Kosaken durch den Kantschu. Man trägt die S. am Stiefelabsatz befestigt (Anschlagsporn
) oder von
demselben beliebig trennbar (Kastensporn
, Anschnallsporn).
Bei den gepanzerten Kriegsschiffen ist der S. oder die Ramme [* 4] die eiserne Bewehrung des Vorderstevens (s. Steven), die dazu bestimmt ist, beim Anrennen eines Feindes dessen Bordwände zu durchbrechen, um ihn zum Sinken zu bringen. Bereits die Kriegsschiffe der alten Griechen, Karthager und Römer [* 5] waren mit S. versehen; die Schlacht bei Salamis wurde hauptsächlich durch ihn entschieden. Er verschwand dann aus dem Schiffbau und wurde erst mit der Erfindung der Panzerschiffe [* 6] wieder hervorgeholt.
Wie furchtbar der Gebrauch dieser Waffe, das Rammen, wirken kann, hat der Untergang des ital. Panzerschiffs Re d'Italia in der Schlacht bei Lissa [* 7] (1866) sowie der bei Folkestone (1878) versehentlich durch den König Wilhelm angerannten deutschen Panzerfregatte Großer Kurfürst und der durch ungeschicktes Manöver herbeigeführte Rammstoß des engl. Panzerschiffs Camperdown gegen die Victoria [* 8] (bei Tripoli 1893) dargethan. In der Seeschlacht von Gai-yun-tau (1894) rammte der fliehende chines. Kreuzer Tsi-yuen seinen Gefährten Chao-yung, wobei letzterer sank.
Die Form des S. ist verschieden; früher machte man ihn bis zu 5-6 m lang. Jetzt hat er gewöhnlich die Form einer Beilschneide
mit einer 2-3 m unter der Wasserlinie etwas vorspringenden
Spitze, um damit den Gegner unter dessen Panzer zu treffen, oder
er ist, wie bei den neuesten deutschen
Panzerschiffen, nasenförmig abgerundet und steht nur wenig vor.
Äls Schutz gegen Spornstöße
baut man die
Panzerschiffe mit
Wallgängen (s. d.) und Doppelboden (s. d.)
und teilt sie außerdem durch
Schotten in wasserdichte
Abteilungen.
Bei den gewaltigen
Lecken, die ein solcher Spornstoß
reißen
kann, bieten diese Vorrichtungen nur dann Sicherheit, wenn alle Zellen- und Schottöffnungen geschlossen
sind.