Splügenpaß,
ein Paß, [* 2] der, als Saumpfad schon von Römern und Langobarden benutzt, durch seine 1818-22 auf Kosten der österr. Regierung erbaute Poststraße das Dorf Splügen (s. d.) mit Chiavenna verbindet. Diese Straße, eine der kühnsten Straßenbauten der Alpen, [* 3] bis Chiavenna, wo sie an die Bahnlinie Chiavenna-Colico anschließt, 40 km lang, zweigt bei Splügen von der Bernhardinerstraße südlich ab, überschreitet den Hinterrhein und zieht sich durch das öde Thal [* 4] des Häusernbachs zum Splügenberge hinauf, dessen steilen Abfall sie in scharfen Kehren überwindet.
Ein Berghaus (2035 m) und eine lange gemauerte Galerie bieten Reisenden Unterkunft und Schutz. Die Paßhöhe (2117 m), auch Colmo del Orso genannt, ein kahler Sattel zwischen der Schneepyramide des Piz Tambo (3276 m) rechts und dem wilden Surettahorn (3025 m) links, 12 km von Splügen, bildet die Wasserscheide zwischen dem Hinterrhein und der Adda, die Grenze zwischen der Schweiz [* 5] und Italien. [* 6] Die Straße erreicht 2 km unterhalb der Höhe das ital. Zollamt (Dogana) mit dem Wirtshaus del Monte-Spluga, dann zieht sie sich durch die kleine Ebene Piano della Casa, überschreitet die Schlucht Cardinell und senkt sich, der linken Thalwand folgend, ganz allmählich in Windungen nach Pianazzo hinab. Drei ¶
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gemauerte Galerien schützen auf dieser Strecke die Straße vor Lawinen. Dicht hinter Pianazzo überschreitet sie den wilden Madesimo, der mit einem prächtigen, 200 m hohen Wasserfall zum Liro hinabstürzt, durchbricht drei Felsenthore und senkt sich in scharfen Kehren zur grünen Wiesenebene des Doppeldorfes Campo dolcino (1083 m) hinab. Von hier an folgt sie der Sohle des engen, von Felsblöcken übersäten Lirothals (Valle San Giacomo), in welchem beim Dorfe Gallivaggio sich die Üppigkeit der südl. Vegetation entfaltet, und steigt durch Felswildnisse und Kastanienwälder, zuletzt durch Fruchtfelder und Weinberge über San Giacomo nach Chiavenna (317 m, 28,5 km von der Paßhöhe) hinab.