Splügner
Kalkberge (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein). Sehr interessante Berggruppe, auch Splügner Dolomiten geheissen. Grenzen: im S. und O. das Hinterrheinthal von Splügen bis unterhalb Andeer, im N. der Annarosabach und die Fuorcla dil Lai Grond, im W. der das Safienthal mit Splügen verbindende Safier- oder Löchliberg. Hauptgipfel sind das Weisshorn (2992 m) am Löchliberg, das Alperschellihorn (3045 m), Steilerhorn (2983 m), Teurihorn (2975 m) mit dem Kalkberg (2565 m); dann die Pizzas d'Annarosa oder Grauhörner (3002 m) und das Cufercalhorn (2801 m), sowie endlich der Piz Calandari (2543 m) und Piz Vilan (2472 m). Der Bergsockel besteht aus grauen und dunkeln Bündnerschiefern, auf welchen weisse, hellgraue oder gelbe Kalke, Marmore oder auch Dolomite ruhen. Die Gipfel zeigen zerrissene und phantastische Formen und erscheinen von weitem her, besonders bei Sonnenuntergang, von blendendem Weiss mit verschiedenfarbigen Bändern.
Diese auf Bündnerschiefer ruhenden Splügner Kalkberge umfassen eine Fläche von etwa 18 km2 und bestehen hauptsächlich aus weissen, grauen, gelben oder rosaroten Marmoren, aus grobkörnigen dichten Kalksteinen, Zellendolomiten und Kalkbreccien. Eingelagert sind Gips, dem Verrucano entsprechende Grünschiefer, verschiedene Konglomerate und sog. Taspinit (von der Alp Taspin am Piz Curvèr genannt), ein grobkörniges Eruptivgestein. Das ganze bildet den letzten Ueberrest einer von der Erosion zum grössten Teil zerstörten Deckscholle.
Der den Bündnerschiefern direkt aufgelagerte Rötidolomit erscheint auf den geologischen Karten als ein rund um die Gruppe der Kalkberge herumreichendes Band. Es stellen somit die Splügner Kalkberge jurassische und triadische Gesteinsfetzen dar, die in abnormaler Lagerung auf den zum Teil dem tertiären Flysch entsprechenden Bündnerschiefern ruhen. Ueber die Anordnung und Herkunft dieser zerstückelten Deckscholle werden uns noch genauere Untersuchungen zu belehren haben. Vergl. Heim, Alb. Geologie der Hochalpen zwischen Reuss und Rhein. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. 25). Bern 1891.