Spinett
(ital. spinetta;
frz. épinette), auch Virginal
(in England und den
Niederlanden), in
Deutschland
[* 2] auch schlechthin
Instrument, die vom 16. bis 18. Jahrh. gebräuchlichen kleinen
Klavierinstrumente, die eine ähnliche Form hatten wie das
Klavichord (s. d.). Dieses Tasteninstrument, das man zuweilen auf
die größern
Instrumente als oberes Manual stellte, war einchörig, mit dünnen
Drahtsaiten bezogen (von
der rechten zur linken Seite hin gespannt), hatte einen
Umfang von drei Oktaven und stand in der Stimmung um eine
Quinte oder
auch um eine Oktave höher als der gewöhnliche Flügel.
Die
Saiten wurden beim S. durch Rabenkiele, welche in kleinen, auf den
Tasten lose aufstehenden Holzbrettchen
(den
Springern oder Docken) befestigt waren, von der Seite her angerissen. Von diesen dornenartig hervorstehenden
Federkielen
soll das
Instrument den
Namen haben (lat. spina, der
Dorn); nach andern wird er von dem angeblichen Erfinder der viereckigen
Instrumente, Giov. Spinetti
in
Venedig
[* 3] im Anfang des 16. Jahrh., abgeleitet. Aber der Ursprung des
S. fällt vermutlich tiefer in das Mittelalter. Im 16. Jahrh. gab es mannigfache
Arten von Klavierinstrumenten mit der Spinett
konstruktion:
das
Klavicymbel
(Clavicembalo, s. d.), das Virginal, das eine höhere Tonlage einnahm, das
Klavicitherium (s. d.), der Schweinskopf, von einer eigenartig trapezoidischen
Form, und das Spinettino
oder Ottavino, ein Miniaturspinett von dreieckiger Form.
Alle diese
Arten faßt man unter dem Gesamtnamen S. zusammen. Ihr
Klang war klirrend, näselnd, weniger singend und lieblich
wie der des
Klavichords, aber rauschender, durchdringender, weshalb das
Klavicymbel in seiner zum Flügel erweiterten Form
als Generalbaßinstrument im Orchester
Aufnahme fand. Dem Wettstreit zwischen der Spinett-
und Klavichordkonstruktion
machte die Erfindung und Vervollkommnung der Hammermechanik (s.
Pianoforte) ein Ende. Die reichste Auswahl aller dieser Klavierarten
in vortrefflicher
Erhaltung bietet die königl. Sammlung alter
Musikinstrumente zu
Berlin.
[* 4] (S.
Tafel:
Musikinstrumente III,
[* 1]
Fig. 2
u.
11, Bd. 17.)