Spinett
(franz. Épinette), veraltetes Tasteninstrument, kleines Klavicimbal (s. Klavier, S. 816).
Spinett
300 Wörter, 2'197 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Spinett
(franz. Épinette), veraltetes Tasteninstrument, kleines Klavicimbal (s. Klavier, S. 816).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Spinett
(ital. spinetta;
frz. épinette), auch Virginal
(in England und den Niederlanden), in Deutschland
[* 2] auch schlechthin Instrument, die vom 16. bis 18. Jahrh. gebräuchlichen kleinen
Klavierinstrumente, die eine ähnliche Form hatten wie das Klavichord (s. d.). Dieses Tasteninstrument, das man zuweilen auf
die größern Instrumente als oberes Manual stellte, war einchörig, mit dünnen Drahtsaiten bezogen (von
der rechten zur linken Seite hin gespannt), hatte einen Umfang von drei Oktaven und stand in der Stimmung um eine Quinte oder
auch um eine Oktave höher als der gewöhnliche Flügel.
Die Saiten wurden beim S. durch Rabenkiele, welche in kleinen, auf den Tasten lose aufstehenden Holzbrettchen
(den Springern oder Docken) befestigt waren, von der Seite her angerissen. Von diesen dornenartig hervorstehenden
Federkielen
soll das Instrument den Namen haben (lat. spina, der Dorn); nach andern wird er von dem angeblichen Erfinder der viereckigen
Instrumente, Giov. Spinetti
in Venedig
[* 3] im Anfang des 16. Jahrh., abgeleitet. Aber der Ursprung des
S. fällt vermutlich tiefer in das Mittelalter. Im 16. Jahrh. gab es mannigfache Arten von Klavierinstrumenten mit der Spinett
konstruktion:
das Klavicymbel (Clavicembalo, s. d.), das Virginal, das eine höhere Tonlage einnahm, das
Klavicitherium (s. d.), der Schweinskopf, von einer eigenartig trapezoidischen
Form, und das Spinettino
oder Ottavino, ein Miniaturspinett von dreieckiger Form.
Alle diese Arten faßt man unter dem Gesamtnamen S. zusammen. Ihr Klang war klirrend, näselnd, weniger singend und lieblich
wie der des Klavichords, aber rauschender, durchdringender, weshalb das Klavicymbel in seiner zum Flügel erweiterten Form
als Generalbaßinstrument im Orchester Aufnahme fand. Dem Wettstreit zwischen der Spinett-
und Klavichordkonstruktion
machte die Erfindung und Vervollkommnung der Hammermechanik (s. Pianoforte) ein Ende. Die reichste Auswahl aller dieser Klavierarten
in vortrefflicher Erhaltung bietet die königl. Sammlung alter Musikinstrumente zu Berlin.
[* 4] (S. Tafel: Musikinstrumente III,
[* 5]
Fig. 2 u.
11, Bd. 17.)