Spenser,
Edmund, engl. Dichter, geb. 1552 zu London, trat 1569 ins Pembroke-College zu Cambridge. Nachdem er hier 1576 die Magisterwürde erlangt hatte, fand er in London an Sir Phil. Sidney einen einflußreichen Gönner. Diesem widmete S. 1579 seinen «Shepherd's calendar», ein Hirtengedicht in 12 Eklogen, aber voll von theol. Disputationen. Auf Sidneys Empfehlung wurde er Geheimschreiber bei Lord Grey, dem Statthalter von Irland. 1586 wurde ihm ein bedeutendes Besitztum, Kilcolman Castle, in der Grafschaft Cork verliehen, mit der Bedingung, daselbst seinen Aufenthalt zu nehmen.
Dort schrieb er sein episches Gedicht «Faerie Queene (Fairy Queen)», dessen erste drei Bücher er 1589 Sir Walter Raleigh mitteilte. Mit diesem ging er dann nach London, wo er im folgenden Jahre die drei Bücher herausgab und der Königin widmete, die ihm dafür ein Jahresgehalt von 50 Pfd. St. aussetzte. Nach Irland zurückgekehrt, dichtete er hierauf «Epithalamium», «Daphnaida», die Elegie «Astrophel», dem Andenken seines Freundes Sidney gewidmet, Sonette u. s. w. Von der «Fairy Queen» erschien 1596 das vierte bis sechste Buch.
Von den übrigen sechs Büchern erschienen nur Bruchstücke, und es ist gewiß, daß er das Werk nicht vollendete. Bei dem Aufstande der Iren 1598 richtete sich die Volkswut auch gegen S., der als Sheriff von Cork sich Ungerechtigkeiten hatte zu Schulden kommen lassen. Schloß Kilcolman wurde überfallen und S. und seine Familie entkamen nur mit Mühe bis auf ein Kind, das in den Flammen umkam. S. ging nun nach London, wo er starb. Er wurde in der Westminsterabtei begraben.
Auch eine in dialogischer Form verfaßte Prosaschrift, «A view of the present state of Ireland», stammt von S. und zog ihm ihres freimütigen Inhalts wegen die Ungnade der Königin zu. Sein Ruhm gründet sich neben dem «Shepherd's calendar» auf die «Fairy Queen», ein auf 12 Bücher, jedes zu 12 Gesängen, angelegtes allegorisches Heldengedicht zum Preise von 12 Tugenden und der Königin. S. besaß eine fruchtbare und glänzende Einbildungskraft, große Kraft der Darstellung, Reinheit des Sinns und dazu Wohlklang der Sprache und Vollendung im Versbau, die Bewunderung verdienen. Sein Versmaß war die sog. Spenserstanze (s. Stanze). Ausgaben von S.s Werken besorgten Hughes (6 Bde., Lond. 1715), Todd (8 Bde., ebd. 1805 u. ö.), Masterman (5 Bde., Boston 1839), Aikin (5 Bde., Lond. 1843; in einem Bande, 1845), Mitford (5 Bde., ebd. 1852), Routledge (ebd. 1853), Child (Bost. 1855), Collier (5 Bde., Lond. 1862) und Morris (ebd. 1873, mit Einleitung von Hales. Ein Teil des 1. Buches erschien deutsch von Schwetschke, Halle 1851). -
Vgl. Warton, Observations on the Fairy Queen (Lond. 1754 u. ö.);
Duff, Critical observations (ebd. 1770);
Craik, S. and his poetry (3 Bde., ebd. 1846);
N. W. Church, Spenser (ebd. 1888).