alte, in Northamptonshire ansässige engl. Familie, von der
John S. (gest. 1783) 1765 zum Viscount
Althorp und
Grafen S. erhoben wurde. Sein Sohn
George John, zweiter
Graf von S., Staatsmann
und Bücherliebhaber, geb. studierte in
Cambridge und trat 1783 nach dem
Tode seines
Vaters in das Oberhaus. Unter
Pitt war er 1794-1801 erster Admiralitätslord und leitete unter
Fox und Grenville 1806 das
Innere. Dann zog er sich zurück
und lebte vor allem der Erweiterung seiner Privatbibliothek, der größten in Europa.
[* 2] Er hatte sie 1789 durch Ankauf der
gräflich Rewiczkischen Sammlung begründet, ließ für ihre Erweiterung ganz Europa bereisen und vermehrte
sie bis auf 40000
Bände.
Sie ist reich an ältesten Druckwerken und Klassikerausgaben und wurde 1892 von
Mrs. Rylands erworben, die sie in Manchester
[* 3] unter dem
Namen «John Rylands
Bibliothek» öffentlich aufstellen ließ. (Vgl. Dibdin, Bibliotheca Spenceriana", 4 Bde.,
Lond. 1814; und den in
Berlin
[* 4] 1794 erschienenen Katalog der Rewiczkischen Sammlung.
ÜberS.s reiche Gemäldesammlung
vgl. Dibdins Aedes Althorpianae, 2 Bde.,
Lond. 1822, deren 2.
Band
[* 5] Nachträge über die
Bibliothek bringt.) S. starb Sein ältester Sohn John Charles, dritter
Graf von S., als Staatsmann mehr unter dem
Namen Lord
Althorp bekannt, geb. studierte in
Cambridge¶
mehr
trat 1803 ins Unterhaus, war unter Fox und Grenville Schatzlord und in dem Whigministerium Grey seit 1830 Schatzkanzler, wobei
er durch strenge haushälterische Verwaltung sich hervorthat; mit seiner irischen Kirchenreformbill von 1833 brachte er dafür
selbst Spaltung in das Kabinett. Nach seinem Eintritt ins Oberhaus 1834 schied er aus dem Amte und starb auf
seinem Landsitz Wiseton-Hall in Yorkshire. (Vgl. Le
[* 7] Marchand, Memoirs of John Charles Viscount Althorp, Lond. 1876.) Ihm folgte
sein Bruder Frederick, vierter Graf von S., geb. der bis zum Konteradmiral (1852) aufstieg und 1854 das Hofamt eines
Lord Steward erhielt. Er starb
Sein einziger Sohn und jetziger Träger
[* 8] des Namens John Poyntz, fünfter Graf von S., geb. wurde herangebildet in
Harrow und Cambridge, saß 1857 vorübergehend im Unterhause, bekleidete mehrere Hofämter, bis Gladstone ihm 1868 die Würde
eines Lord-Lieutenants von Irland übertrug, die er bis 1874 behielt. In Gladstones neuem Ministerium 1880 war
er zuerst Präsident des Staatsrats, 1882-85 wieder Vicekönig von Irland und führte eine feste, energische Verwaltung. Da er
sich mit Gladstone zum Home-Rule bekannte, trat er auch in dessen kurzes drittes Ministerium 1886 als Präsident des Staatsrats
ein; in Gladstones viertem Ministerium bekleidete er seit Aug. 1892 das Amt des ersten Admiralitätslords,
das er auch unter Rosebery bis Juni 1895 behielt.
Herbert, engl. Philosoph, geb. zu Derby, war anfangs Ingenieur, gab jedoch seinen Beruf auf, wurde
Mitarbeiter beim «Economist» und ließ sein erstes großes Werk «Social statics» 1851 (neue, verkürzte
Ausg. 1892) erscheinen. Nach zehnjährigen Vorarbeiten ging S. sodann an die Ausarbeitung und
Herausgabe seines «Systems der synthetischen Philosophie». Er lebt in London.
[* 9] Die Philosophie hat es nach ihm lediglich mit den
allgemeinsten Erkenntnissen der Erscheinungswelt zu thun.
Aus der wichtigsten dieser allgemeinen Wahrheiten, dem Grundsatz der Beharrung der Energie und der Materie,
leitet S. zwei überall sich wiederholende Prozesse her: den der Evolution, der in der Ausbreitung der Bewegung und einer Vereinigung
des Stoffs besteht, wobei der Stoff eine immer bestimmtere und mannigfaltigere Gliederung erhält;
dann den der Dissolution,
der in einer Auflösung vorhandener Gestaltungen besteht.
Beide Vorgänge laufen nebeneinander her, nur
daß stets der eine oder der andere vorwiegt. Auch in der Bewußtseinswelt, und zwar nicht nur beim Individuum, sondern auch
in der Gesellschaft und ihren Erzeugnissen sucht S. jene beiden Prozesse nachzuweisen. Er hat um die Ausbildung der Sociologie
große Verdienste. Von dem «System of synthetic philosophy», dem Hauptwerk S.s, dessen Programm er 1860 veröffentlichte,
sind erschienen: «First principles» (1862; deutsch von Vetter, Stuttg.
1875),
«The principles of biology» (2 Bde.,
1864-67; deutsch von Vetter, ebd. 1876-77),
«The principles of psychology» (2 Bde.,
1870-72; deutsch von Vetter, ebd. 1882-86; eine Umarbeitung des 1855 zuerst von E. herausgegebenen gleichnamigen
Werkes),
«The principles of sociology» (3 Bde.,
1876-96; deutsch von Vetter, ebd. 1877 fg.),
«The principles of ethics» (1879 fg.; deutsch von Vetter und Carus, ebd. 1879 fg.).
Von seinen übrigen Schriften sind zu erwähnen: «Education, intellectual, moral and
physical» (1861; deutsch von Fritz
Schultze, 3. Aufl., Jena
[* 10] 1888),
«Essays, scientific, political and speculative» (2 Bde.,
1858-63; neue Ausg., 3 Bde., 1891),
«The classification of the sciences» (1864),
«The study of sociology» (1873; deutsch von Marquardsen, 2. Aufl.,
Lpz. 1896),
«The man versus the state» (1884). Im Verein mit Duncan, Scheppig und Collier gab S. heraus:
«Descriptive sociology, or groups of sociological facts, classified and arranged»
(8 Bde., 1873 fg.). -
Vgl. Guthrie, On Spencer's unification of knowledge (Lond. 1882);