Spektrum
das Farbenbild, in welches zusammengesetztes Licht [* 2] durch Dispersion [* 3] mittels eines Prismas oder durch Beugung [* 4] ausgebreitet wird;
s. Farbenzerstreuung, [* 5] Spektralanalyse. [* 6]
Spektrum
781 Wörter, 5'489 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Spektrum
das Farbenbild, in welches zusammengesetztes Licht [* 2] durch Dispersion [* 3] mittels eines Prismas oder durch Beugung [* 4] ausgebreitet wird;
s. Farbenzerstreuung, [* 5] Spektralanalyse. [* 6]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Spektrum
(lat.), das durch die Zerlegung eines nicht streng einfarbigen Lichtstrahls entstehende vielfarbige Bild. Die Zerlegung eines Lichtstrahls kann entweder bewirkt werden durch die bei der Brechung [* 7] des Lichts in einem durchsichtigen Prisma [* 8] (Glasprisma) eintretende Dispersion (s. d.) des Lichts oder durch die beim Durchgang des Lichts durch eine oder mehrere parallele, sehr enge Spalten (Gitter) stattfindende Diffraktion oder Beugung (s. d.). Im erstern Falle erhält man ein Dispersions-, im zweiten ein Diffraktions- oder Beugungsspektrum.
Die Aufeinanderfolge der Farben in beiden ist von der am wenigsten abgelenkten aus die gerade entgegengesetzte. Im Dispersionsspektrum
wachsen die Räume, welche die einzelnen Farben einnehmen, vom Rot zum Violett, während sie im Beugungsspektrum nahezu gleich
sind. Zur Herstellung eines S. des Sonnenlichts genügt es nicht, einfach ein Sonnenlichtbündel auf das
Prisma fallen zu lassen, denn selbst das durch eine schmale Spalte eindringende Bündel enthält, weil die Sonne
[* 9] unter einem
Sehwinkel von ½° erscheint, Strahlen von dieser Divergenz. Farbenbestandteile also, deren Ablenkungsunterschied kleiner als
½° ist, decken sich demnach im S. Stellt man nach dem Vorgange von Newton eine Linse
[* 10] L (s. Fig. 1) so
auf, daß dieselbe von der schmalen Spalte S ein reelles Bild S1 entwirft und setzt hinter L das Prisma P, so werden die
farbigen Bestandteile des von L ausgehenden Lichtbündels in ungleichem Maße abgelenkt, so daß die roten Strahlen in Sr, die
violetten in Sv Bilder der Spalte erzeugen, die nun nebeneinander fallen. Alle Spektralapparate
[* 11] (s. d.) beruhen
im wesentlichen auf der Newtonschen Anordnung, die auch bei Darstellung des Diffraktionsspektrums
Anwendung findet. Nach Newtons
[* 12] Vorgange, der zuerst (1666) das S. genauer untersuchte, hat man bisher meist die einzelnen Farben, wie sie im S. des
Sonnenlichts (s. Tafel: Spektralanalyse, Nr. 1) von den weniger brechbaren zu den brechbarern Strahlen hin aufeinander folgen,
Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau, Indigoblau, Violett benannt. Es ist aber auch das Dunkelrot am äußersten roten Ende des
S. sowie die Lavendelfarbe am äußersten violetten Ende zu beachten. Nennt man das Hellblau Cyan, so
erhält man für das S. folgende Farbenreihe: Dunkelrot, Rot, Orange, Gelb, Grün, Cyan, Indigo,
[* 13] Violett, Lavendel. Listing hat
zuerst festgestellt, daß die Schwingungszahl der Lichtstrahlen, welche die äußerste Grenze des Dunkelrot bilden, 364 Billionen,
die jener an der äußersten Grenze des Violett dagegen 800 Billionen ist.
Außer dem direkt sichtbaren Teile des S. zwischen Dunkelrot und Lavendel lassen sich noch auf beiden Seiten Strahlen nachweisen, die zwar für das Auge [* 15] nicht wahrnehmbar sind, ihre Existenz aber durch andere Äußerungen zeigen, so wirken die jenseit von Violett liegenden ultravioletten Strahlen vorzugsweise chemisch verändernd auf eine große Anzahl Stoffe ein, können deshalb durch photogr. Aufnahme des S. nachgewiesen werden, während die jenseit des Rot liegenden ultraroten Strahlen vorzugsweise Wärmewirkungen zeigen und mit Hilfe der Thermosäulen (s. Thermoelektricität) oder des Bolometers (s. d.) beobachtet werden.
Betrachtet man das von einem weihen Sonnenstrahl entweder durch Dispersion oder Diffraktion erzeugte S. (s. Fig. 2), so findet man in ihm eine ¶
sehr große, fast unzählige Menge von dunkeln, bald feinern, bald stärkern Unterbrechungen, die zuerst von Fraunhofer (1814) genauer untersucht wurden und nach ihm die Fraunhoferschen Linien genannt wurden. Fraunhofer hat die hauptsächlichsten derselben vom roten Ende des S. an mit den Buchstaben A bis H bezeichnet, und zwar liegen A, a, B und C im Rot, D im Orange, E im Gelb, b und F im Grün, G im Dunkelblau, H im Violett. (S. auch Nr. 1 der Tafel: Spektralanalyse.) Später hat man noch im ultravioletten Teile des S. die Bezeichnung derselben von L bis S fortgesetzt, ebenso im ultraroten Teile Buchstaben eingeführt.
Alle diese dunklen Linien rühren von der Sonne selbst her, bis auf die von der Erdatmosphäre erzeugten sog. atmosphärischen Linien. Die letztern wurden 1863 durch Brewster und Hudstone entdeckt, welche die Verstärkung [* 17] derselben bei Annäherung der Sonne an den Horizont [* 18] beobachteten, also dann, wenn das Sonnenlicht dickere Schichten der Erdatmosphäre zu durchsetzen hat. Zu diesen Linien gehört die Gruppe a, sowie zwischen den beiden D-Linien austretende Streifen.
Man beobachtet die atmosphärischen Linien, die vorzugsweise vom Wasserdampf herrühren, auch an dem S. eines fernen Feuers (Janssen). Der große Wert der Fraunhoferschen Linien besteht darin, daß sie in dem S. bestimmte Stellen angeben und somit bei der Untersuchung der Lichtbrechungsverhältnisse einer Substanz als Anhaltspunkte dienen. Ferner kann man mittels der durch Beugung (s. d.) hervorgebrachten Gitterspektren die Wellenlänge der einzelnen Spektralfarben bestimmen und dadurch auch ihre Schwingungszahl. Das S. anderer Lichtquellen zeigt sich entweder kontinuierlich, wie das unserer «weißen» Lichtquellen, oder zertrennt in eine kleinere oder größere Anzahl von hellen Linien oder Banden. Diese für jede bestimmte Lichtquelle charakteristische Gestalt des S. wird in der Spektralanalyse (s. d.) benutzt.