Spanner
(Geometridae, Phalaenidae), Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge, [* 3] Insekten [* 4] von mittlerer oder geringerer Größe, mit schmächtigem, zartem Körper, großen, breiten, meist matt und trübe gefärbten, in der Ruhe flach ausgebreiteten Flügeln, borstenförmigen, häufig gekämmten Fühlern, schwach entwickelter Rollzunge und meist wenig hervortretenden Tastern, ruhen am Tag an versteckten Orten und fliegen des Nachts. Die Raupen zeichnen sich durch den eigentümlichen spannenmessenden Gang [* 5] aus, wie ihn der Mangel der vordern Bauchfußpaare bedingt.
Sie bilden beim
Gehen eine
Schleife nach
oben und ruhen auch oft in dieser
Stellung, oder indem sie sich nur mit den Afterfüßen
an einem
Zweig festhalten und ihren dünnen, glatten
Körper frei in die
Luft erheben. Sie verpuppen sich
in einem lockern Gespinst über oder in der
Erde, auch wie die
Tagfalter oder ohne Gespinst in der
Erde. Man kennt gegen 1800
Arten
aus allen
Weltteilen, von denen viele bei massenhaftem Auftreten schädlich werden. Der große Frostspanner
(Blatträuber, Waldlindenspanner
,
Hibernia defoliaria
L., s. Tafel
»Schmetterlinge II«),
4-4,5 cm breit, auf den weißgelben Vorderflügeln mit zwei sattbraunen Binden und rotgelben Flecken, zuweilen ganz rotgelb, auf den Hinterflügeln weißlich, schwärzlich bestäubt, fliegt im Oktober und November, vorherrschend im mittlern und südöstlichen Deutschland. [* 6] Das ungeflügelte, ockergelbe, schwarz gefleckte Weibchen steigt am Stamm empor, wird hier befruchtet und legt 400 Eier [* 7] einzeln oder in kleinen Gruppen an Knospen [* 8] von Obstbäumen, Buchen, Eichen, Birken, welche die lichtgelbe Raupe mit rotbraunem Rückenstreif und Kopf während ihrer Entfaltung ausfrißt.
Sie verpuppt sich im
Juli in einer mit wenigen Seidenfäden ausgekleideten Erdhöhle. Eine zweite gelbe
Art (H. aurantiaria
L., s. Tafel
»Schmetterlinge II«) fliegt gleichzeitig. Der kleine Frostspanner
(Blütenwickler,
Obst-, Winterspanner
,
Reifmotte,
Larentia [Cheimatobia,
Acidalia] brumata
L., s. Tafel
»Schmetterlinge II«),
2-2,4 cm breit, auf den Vorderflügeln licht graugelb, fein gewässert und mit dunklern Wellenlinien gezeichnet, auf den Hinterflügeln weißlichgelb mit schwarzen Randpünktchen, fliegt im November und Dezember. Das graue Weibchen, das zum Fliegen [* 9] untaugliche Stümpfe mit dunkler Querbinde besitzt, legt seine Eier an die Knospen von Obstbäumen, Eichen, Buchen und andern Laubbäumen, auch an Rosen; die gelblichgrüne Raupe, mit zwei weißen Rückenlinien und hellbraunem Kopf, erscheint im ersten Frühjahr, bespinnt die Knospen, welche sie ausfrißt, und ist der gefährlichste Feind für unsre Obstbäume.
Sie verpuppt sich im
Juni in einem losen
Kokon flach unter der Erdoberfläche. Als
Gegenmittel benutzt man fußtiefes Umgraben
des
Bodens um die Baumstämme, Anlegen von Papierringen um den
Stamm, welche mit
Teer oder besser mit dem sogen.
Brumataleim
bestrichen sind, gut anschließen und von
Oktober bis
Dezember klebrig erhalten werden müssen, um das
am
Stamm aufsteigende Weibchen zu fangen. Der
Kiefernspanner (Föhrenspanner
, Spanner,
Fidonia piniaria
L., s. Tafel
»Schmetterlinge
II«),
3,5 cm breit, mit schwarzbraunen Flügeln, die beim Männchen ein hellgelbes oder weißliches, beim Weibchen ein hoch rotgelbes Mittelfeld besitzen, fliegt im Mai und Juni im Kiefernwald und legt seine Eier besonders im Stangenholz an die Nadeln. [* 10] Die gelblichgrüne Raupe, mit weißem Mittelstrich, dunkeln Seitenstreifen und gelben Streifen über den Füßen, erscheint im Juli, frißt den Stumpf der zur Hälfte abgebissennen Nadeln und verpuppt sich im Oktober unter Moos und Streu am Fuß des Baums.
Als
Gegenmittel ist nur das Aufsuchen der
Puppen erfolgreich. Der Stachelbeerspanner
(Harlekin,
Zerene grossulariata L.), 4
cm
breit, mit goldgelbem, schwarzfleckigem Leib, weißen, schwarz gefleckten
Flügeln, von denen die vordern an der
Wurzel
[* 11] gelb
sind und zwischen zwei Punktreihen eine goldgelbe Mittelbinde besitzen; er fliegt im Juli und
August,
das Weibchen legt die
Eier in kleinen
Gruppen an die
Blätter von
Stachel- und Johannisbeersträuchern, Pflaumen,
Aprikosenbäumen,
Weiden,
Kreuzdorn.
Die oberseits weiße, schwarz gefleckte, unterseits dottergelbe
Raupe erscheint im
September, überwintert unter
Laub, frißt
im nächsten Jahr bis Juni und verpuppt sich unter einigen
Fäden an einem
Blatt
[* 12] oder
Zweig. Der Birkenspanner
(Amphidasys betularia
L., s. Tafel
»Schmetterlinge II«),
5 cm breit, milchweiß, schwarz gesprenkelt, findet sich überall in Europa, [* 13] seine einem dürren Zweig ähnliche Raupe lebt auf Birken, Ebereschen und andern Laubhölzern, zieht aber die Eiche vor und verpuppt sich im September oder Oktober in der Erde. Der Schmetterling [* 14] fliegt im Mai und Juni.
Vgl. Guenée, Species général des Lépidoptères, Bd. 9 u. 10 (Par. 1857).