Spanische
[* 2]
Sprache.
[* 3]
Die s. S. gehört zu den romanischen
Sprachen und ist demnach eine Tochtersprache
des
Lateinischen,
die aber von den verschiedenen Völkern,
die im
Lauf der
Jahrhunderte die
Pyrenäische Halbinsel beherrschten,
viele
Elemente
in sich aufgenommen hat. Die Ureinwohner
Spaniens, im
Norden
[* 4] die
Kantabrer, im
Süden die Iberer, vermischten sich
frühzeitig mit keltischen
Stämmen, daher der
Name
Keltiberer.
Ihre nationale Eigentümlichkeit und
Sprache gingen in den römisch-germanischen
Eroberungen und
Einwanderungen fast gänzlich unter, und nur an den
Pyrenäen bewahrten einige kantabrische
Stämme ihre
Sitte und
Sprache vor Vermischung mit fremden
Elementen.
Diese in den baskischen
Provinzen fortlebenden Überreste der alten spanischen
Volkssprache
sind unter dem
Namen der baskischen
Sprache, von den
Einheimischen
Escuara genannt, bekannt (s.
Basken).
In den übrigen Teilen
Spaniens bildete sich, wie in
den andern romanisierten
Ländern, aus der
Lingua latina rustica, der römischen Volkssprache
, die zugleich mit der römischen
Herrschaft in die
Pyrenäische Halbinsel eindrang, eine nationale
Umgangs- und Volkssprache
mit eigentümlichen Provinzialismen,
welche, als mit dem
Verfall des römischen
Reichs und nach dem
Einfall der germanischen
Völker auch die politische und
litterarische
Verbindung mit
Rom
[* 5] sich lockerte, nach und nach die allein übliche und allgemein verstandene wurde.
Die den
Römern in der Herrschaft folgenden Westgoten nahmen mit der römischen
Sitte auch diese
Sprache an und machten sie
so sehr zu ihrer eignen, daß sie nur die zur Bezeichnung der ihnen eigentümlichen
Staats- und Kriegsinstitutionen,
Waffen
[* 6] etc. nötigen
Wörter aus ihrer Muttersprache
beibehielten. Diese also ganz aus römischen
Elementen hervorgegangene
und nur mit einem germanischen Wörtervorrat bereicherte spanische
Volkssprache
erhielt einen neuen Zusatz durch die Araber,
mit denen die spanischen
Goten fast 800 Jahre um den
Besitz des
Landes kämpften.
Aber auch die Araber trugen nur zur
Bereicherung des Sprachstoffs, besonders in Bezug auf
Industrie,
Wissenschaften,
Handel etc., bei und modifizierten höchstens einigermaßen die
Aussprache, ohne den organisch-etymologischen
Bau der
Sprache
wesentlich zu verändern. Die ältesten
Spuren des
Spanischen finden sich in
Isidorus' »Origines«; die ältesten
Denkmäler aber
gehören der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. an. Unter den spanischen
Dialekten ward der kastilische am
frühsten zur Schriftsprache
ausgebildet, und wie die Kastilier den
Kern der
Nation ausmachten, ihre Litteratur die volkstümlichste
Entwickelung nahm, so wurde auch ihre
Mundart die herrschende und endlich die fast ausschließliche Schriftsprache
in
Spanien,
[* 7] so daß sie die eigentliche
s. S. geworden ist.
Dieselbe wird gegenwärtig, außer in
Spanien und den zugehörigen
Inseln, noch in den ehemals spanischen
Ländern
Südamerikas,
in
Zentralamerika
[* 8] und
Mexiko
[* 9] sowie zum Teil in den spanischen
Kolonien
(Cuba,
Manila etc.) gesprochen. Ihr
Alphabet ist das lateinische.
Die
Vokale lauten ganz wie im
Deutschen. Von den
Konsonanten werden folgende eigentümlich ausgesprochen:
c (ß gelispelt), ch (tsch), g vor e und
i (ch rauh wie in
Sprache), j (immer wie ch rauh),
ll (lj), ñ (nj),
z (immer wie ß
gelispelt). Wie die
Italiener die zu starke
Aussprache der
Römer
[* 10] milderten, so machten sie die
Spanier noch
rauher. Sie vervielfältigten noch die Aspirationen auf x, j, g,
h und f. Der schon ziemlich stark aspirierte
Laut im
Lateinischen
verwandelt sich im
Spanischen in den noch stärker aspirierten
Laut h (lat. facere, span. hacer, machen); an die
Stelle des
mouillierten l tritt das
¶
mehr
stark aspirierte j (lat. Filius, span. hijo, Sohn), pl ward durch das mouillierte ll ersetzt (lat. planus, span. llano, eben),
und für ct wird immer ch genommen (lat. factus, dictus, span.
hecho, dicho, gemacht, gesagt). J ist, seitdem x nach der neuern Orthographie (von 1815) seinen Kehllaut verloren hat, der
Hauptkehlkonsonant der spanischen
Sprache geworden; man schreibt jetzt allgemein Don Quijote, Mejico statt Don Quixote, Mexico.
Gesetzgeber für die s. S. ward die Grammatik der spanischen
Akademie (zuerst 1771). Neuere Hilfsmittel zur Erlernung derselben
sind für Deutsche
[* 12] die Grammatiken von Franceson (4. Aufl., Berl. 1855), Fuchs
[* 13] (das. 1837), Kotzenberg (2.
Aufl., Brem. 1862), Brasch (Hamb. 1860), Pajeken (2. Aufl., Brem. 1868), Lespada (2. Aufl., Halle
[* 14] 1873), Montana (2. Aufl., Stuttg.
1875), Funck (8. Aufl., Frankf. 1885), Schilling (2. Aufl., Leipz. 1884), Wiggers (2. Aufl., das. 1884). Die vorzüglichsten
Wörterbücher lieferten: die spanische
Akademie (Madr. 1726-39, 6 Bde.; hrsg.
von V. Salvá, 12. Aufl., Par. 1885) und Dominguez (6. Ausg., Madr. 1856, 2 Bde.);
ein neues begann R. Cuervo (das. 1887 ff., 6 Bde.).
Für Deutsche sind zu empfehlen: Franceson (12. Aufl., Leipz. 1885),
Kotzenberg (Brem. 1875), Booch-Arkossy (6. Aufl., Leipz. 1887, 2 Bde.),
Tollhausen (das. 1886). Den Versuch eines etymologischen Wörterbuchs machten Covarrubias (Madr. 1674),
Cabrera (das. 1837), Monlau (2. Aufl., das.
1882), R. Barcia (das. 1883, 5 Bde.)
und L. Eguilaz (Granada
[* 15] 1880). Wichtige Beiträge zur Etymologie enthält Diez' »Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen«
(4. Aufl., Bonn
[* 16] 1878). Die historische Grammatik der spanischen
Sprache behandelt Diez' »Grammatik der romanischen
Sprachen« (5. Aufl., Bonn 1882) und P. Försters »Spanische Sprachlehre« (Berl. 1880). Die Orthographie wurde von der Akademie in
einem besondern »Tratado« (zuletzt Madr. 1876) festgestellt.