Spanische
[* 2] Fliege
(Muscae Hispanicae, auch wohl
Cantharidae, Kanthariden, genannt), volkstümlicher
Name eines zu den
Blasenkäfern gehörigen
Käfers, des Pflasterkäfers (Lytta oder
Cantharis vesicatoria
L., s.
Tafel: Schädliche
Forstinsekten I,
[* 1]
Fig. 1 a
u. b). Es ist ein grün oder blau goldglänzender, 11-21
mm großer
Käfer
[* 3] mit herzförmigem
Kopf,
fadenförmigen Fühlern von halber Körperlänge, stumpf fünfeckigem Halsschild mit vertiefter Mittellinie.
Der
Käfer erscheint oft im
Juni in überraschender Menge, entblättert hauptsächlich
Eschen und
Springen und macht sich durch
einen auffallenden
Geruch bemerkbar. Das Weibchen gräbt Löcher in die Erde, in welche es seine
Eier
[* 4] legt. Nach dem Ausschlüpfen
zerstreuen sich die Larven, um aus
Erdbienen zu klettern, von denen sie sich in deren
Nester tragen lassen;
in diesen ernähren sie sich zuerst vom Bienenei, dann von dem dort aufgestapelten Futter und durchlaufen dabei eine merkwürdige
Metamorphose. Die
Käfer enthalten ein blasenziehendes
Gift (Kantharidenkampfer oder
Cantharidin, s. d.) und dienen zu mediz.
Zwecken, hauptsächlich zur Bereitung des gewöhnlichen Spanischfliegen-
oder
Blasenpflasters
(Emplastrum
Cantharidum
¶
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ordinarium), zu dessen Herstellung die grob gestoßenen Käfer mit Wachs, Terpentin und Öl verarbeitet werden und welches, messerrückendick auf Leinwand gestrichen und mit Heftpflaster auf der Haut [* 6] befestigt, binnen 6 -12 Stunden eine Blase zieht; milder und langsamer wirkt das immerwährende Kantharidenpflaster (Emplastrum Cantharidum perpetuum), das durch Einmengen von 4 Teilen gepulverten S. F. und 1 Teil Euphorbiumpulver in einer Schmelze aus 14 Teilen Kolophonium, 10 Teilen gelbem Wachs, 7 Teilen Terpentin und 4 Teilen Talg bereitet wird.
Ein feineres ist das Drouotsche Pflaster (Emplastrum vesicans Drouoti), das man durch Aufstreichen eines Auszugs der Käfer und der Seidelbastrinde mit Essigäther auf Englisches Pflaster bereitet. Gebräuchlich sind außerdem die Kantharidentinktur (ein alkoholischer Auszug), die Kantharidensalbe und das Kantharidenkollodium; die Pflaster, das Kollodium und die Tinktur werden angewendet, um Blasen zu ziehen, die Salbe, um lange Eiterung zu unterhalten. Die Tinktur benutzt man auch in stark verdünntem Zustande zur Beförderung des Haarwuchses. Innerlich wirken die Kanthariden sehr kräftig auf den Harn- und Geschlechtsapparat und können selbst Nierenentzündung bewirken; auch das Pflaster kann bei Personen mit zarter Haut ähnlich wirken wie nach innerlichem Gebrauche. Mißbräuchlicherweise werden die S. F. auch als Aphrodisiakum benutzt (s. Aphrodisiaka).