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digkeit, mit welcher die S. sich im Weltraum vor- wärts bewegt, ergab sich hieraus 2,50 geogr. Meilen in der Sekunde. Sonnefeld, Flecken im Landratsamt Coburg [* 3] des Herzogtums Sachsen-Coburg, 13 km südöstlich von Coburg, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Mei- ningen), hat (1895) 1263 evang. E., Post, Telegraph, [* 4] zwei Kirchen, Vorschuhverein; Kordwarensabrika- Sonnenbronze, s. Legierungen. stion. ^ Sonnenparallaxe. Nach Newcombs Unter- suchungen beträgt die S. 8",?90. Sonnmo, Sidney, Baron, ital. Staatsmann, geb. 1849 in Alexandria in Ägypten, [* 5] entstammt einer prot.
Familie Toscanas, studierte mit seinem Freund Franchetti die wirtschaftliche Lage nament- lich Unteritaliens und veröffentlichte mit diesem «I contHliini in ßicilia» (1877) und «1^ lusxxaäriH in'loLcÄiik» (1877). Gleichfalls mit Franchetti grün- dete er die Zeitschrift «1^886^3. 86ttiniüniiii6». Er gehörte der Kammer zuerst für San Casciano und seit 1882 für Florenz [* 6] an. Mitglied der Rechten, leistete er Depretis nicht unbedingt Folge und war beim Sturze Bacellis, Mancinis und Maglianis, dessen Finanzpolitik er scharf bekämpfte, hervor- ragend beteiligt, worauf ihn Pcrazzi 1888 als Unter- staatssekretär in sein Ministerium zog.
Nachdem S. schon5. Nov. 1893 mit23 Mitgliederndes Centrums eine unabhängige Partei zu bilden beschlossen hatte, um dem Ministerium Giolitti Opposition zu machen, wurde er nach Giolittis Stur^ von Crispi mit dem Finanz- und Schatzministerium be- traut und legte nun der Kammer bereits einen aufrichtigen, rückhaltslosen Bericht über die Finanzlage vor, die ein Deficit von 177 Mill. Frs. für 189-1/95 voraussehen lasse. Seine Vor- schläge, neben Ersparungen zur Deckung neue Steuern aufzuerlegen, fanden nur teilweise den Beifall der Kammer, weshalb S. das Finanz- ministerium an Boselli abtrat und sich auf das ^chatz- ministerium zurückzog. Es gelang ihm, das Gleich- gewicht des Budgets herzustellen, bis im März 1890 die Ereignisse in Afrika [* 7] eine neue außerordentliche Anleihe nötig machten.
Bei Crispis Sturz trat auch er zurück. ^ Sonntagsarbeit, s. Arbeitersrage (S. 57). Sorma, Agnes (Frau Agnes Mito von Mi- notto), Schauspielerin, geb. zuBres- lau, betrat mit 14 Jahren in Kinderrollen die Bühne im Stadttheater zu Breslau. [* 8] Von 1880 bis 1882 war sie in Görlitz, [* 9] Posen [* 10] und Weimar [* 11] als Naive engagiert und kam 1883 unter der Direk- tion L'Arronge an das Deutsche Theater [* 12] in Berlin, [* 13] an dem sie bis 1890 und wieder seit 1893 wirkte. Von 1890 bis 1893 gehörte sie dem Berliner [* 14] Theater an. [* 15]
Sie hat sich als Naive durch die liebenswürdige Frische und graziöse Natürlichkeit ihres Spiels den Nuf einer großen Bühnenkünst- lerin erworben und namentlich in Rollen, [* 16] die den Übergang von spielender Heiterkeit zu tragischen Tönen fordern, die bezaubernde und erschütternde Kraft [* 17] ihrer Darstellung erprobt. Zu ihren hervor- ragendsten Nollen gehören das Küthchen von Heil- bronn, Ophelia, Desdemona, ferner die Jüdin von Toledo, [* 18] Esther, Erita in Grillparzers «Weh' dem, der lügt» und Nora. 5outk Vsst ^trioa. voinpan^, IiniitOa, eine engl.-deutsche Kolonialgesellschaft, erhielt von der deutschen Reichsregierung in der sog. D am ara- landkonzession durch Verordnung vom 12. Sept. und das Recht, in Deutsch-Südwest- afrika nördlich vom Wendekreis des Steinbocks (23° 27' südl. Br.) Bergbau [* 19] zu treiben und Eisen- bahnen zu bauen; außerdem wurden ihr innerhalb dieses Gebietes 13000 hkm Land unentgeltlich zum Zweck der Ansiedelung überlassen, mit der Einschrän- kung jedoch, daß die Umgegend von Grootfontein (Upingtonia) ausschließlich deutschen Einwanderern vorbehalten werde.
Sie verpflichtete sich, jährlich 2000 M., ferner 1 -2 Proz. des M'mengewinns und spater einen Teil des Eisenbahnerträgnisses an das Reich zu zahlen. Sie sandte in den darauffol- genden Jahren mehrere Erpeditionen nach Südwest- afrika, hauptsächlich zur Erforschung der Kupfer- minen von Otavi (nördlich von Waterberg). Die Berichte lauteten ziemlich ungünstig. Da sich der Verkehr im .Hafen Swakopmund immer mehr hebt, ist die Gesellschaft dem Projekt einer Bahn von da nach dem Innern näher getreten. Es wurden bis- her nur Lündereien in der Umgegend von Grootfon- tein und zwar an Buren verkauft, von denen sich 95 bis Ende 1895 angesiedelt hatten.
Spähn, Peter, Politiker, geb. zu Winkel [* 20] im Rheingau, [* 21] studierte die Rechte und ist zur Zeit Kammergerichtsrat in Berlin. Er war Mitglied des preutz. Abgeordnetenhauses 1882-88 und wie- der seit 1891, des Reichstags seit 1884. S. gehört zu den gemäßigten Elementen der Centrumspartei, die er namentlich in jurist. und wirtschaftlichen Fra- gen zu vertreten pflegt. 1891-96 war er Mitglied der Kommission für die zweite Lesung des Ent- wurfs des Bürgert. Gefetzbuchs und Vorsitzender der Reichstagskommission zurBeratung desselben.
Nach dem Rücktritt des frühern Neichstagspräsidiums im Frühjahr 1895 wurde S. zweiter Vicepräsident. *Spandau hat (1895) 55841 (29723 männl., 26118 weibl.) E., darunter 48111 Evangelische, 7145 Katholiken, 234 andere Christen und 351 Is- raeliten, ferner 1799 bewolmte Wohnhäuser, [* 22] 12449 Haushaltungen und 48 Anstalten, d. i. eine Zu- nahme seit 1890 um 10 476 Personen oder 23,03 Proz. Die Zahl der Geburten betrug 1895: 2941, der Eheschließungen 601, der Sterbefälle (ein- schließlich Totgeburten) 1498. In Garnison liegen ferner das Pionierbataillon von Rauch Nr. 3. (seit 1896), das 5. Garderegiment zu Fuß und das Gardegrenadierregiment Nr. 5. Die Lutherkirche wurde im Nov. 1896 geweiht.
Auf der Straßen- bahn wurde 1896 elektrischer Betrieb eingerichtet. * Spanien. [* 23] Vom Weizen, der Zauptbrotsrucht S.s, wurden 1890-95 geerntet: 26,8, 25,0, 26,3, 30,5, 38,6 und 28,6 Mill. KI. Verteilung auf Pro- vinzen im I. 1895: Ertrag Gesamt- pro Kopf Provinzen ertrag der Be-wohnev Catalonien, Valencia [* 24] und Balcaren . 287468951 79,5 Aragon und Navarra 384170700 324,0 Vaskische Provinzen 22043175 43,1 Altcastilien und Leon 628266435 234,0 Galicien und Asturicn 62409655 25,0 220652740 124,0 120486058 146,7 386512896 125,0 Murcia [* 25] und Almeria 119596477 112,8 Canarischc Inseln 27275094 93,5 Die Produktion von Mineralien [* 26] und Metallen betrug im 1.1895: ¶
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Mineralien und Metalle Menge Tonnen Wert Pesetas Eisensteine Kupfererze Zinkerze Bleierze , Manganerze Antimonerze Eisenkies Salz Steinkohlen 5179761 504 408 29 356 9 203 29 997 9 438 699 254 202 8 318 46 617 649 22 698 341 1 409 934 3 320 909 1 409 934 2 910 4 886 991 3 813 026 199 632 Mineralien zusammen Roheisen Cementkupfcr Kupferstein Zink Vlei Quecksilber Gold [* 28] in Stangen und Münzen [* 29] Silber in Stangen und Münzen 22 669 33 841 25 666 1367 151 129 1 327 0,2 260 84 859 326 1579 651 20 642 750 1 233 312 633 347 42 259 736 7 433 233 567 870 41 609 040 Metalle zusammen > 116008939 Die Ein- und Ausfuhr des 1.1895 nach Haupt- warengruppen betrug (in Millionen Pesetas): Warengruppen Einfuhr Ausfuhr Mineralien, Glas- und Thonwaren [* 30] . 68,0 85,1 Metalle und Metallwaren 20,5 120,9 Pharmaceutische und chem. Produkte 58,3 21,1 Baumwolle [* 31] und Baumwollwaren. . 97,8 42,6 Andere vcgetabile Gewebe [* 32] u. Waren daraus 30,9 3,9 Wolle und Wollwaren 30,4 13,1 Seide [* 33] und Seidenwaren 22,4 4,9 Papier und Papierwaren 9,7 11,3 Holz, [* 34] Kork [* 35] und Waren daraus. . , 45,5 29,0 Tiere und tierische Erzengnisse . . 64,7 53,3 Maschinen, Wagen, Schiffe 31,5 0,5 Nahrungsmittel 131,4 268,1 Verschiedenes 7,3 2,2 Besondere Einfnhrmittcl, wie Eisen- bahn- und landwirtschaftliches Ma- terial, Tabak [* 36] u. s. w 68,3 Zusammen j 686,7 Die Ein- und Ausfuhr (in Millionen Pefetas) des I. 1894 nach tzauptverkehrsländern: Verkehrsländer Frankreich England Cuba Vereinigte Staaten Portugal Rußlaud Belgien Deutschland . . . Einfuhr 206,3 153,4 37,6 93,1 30,2 44,9 26,0 22,2 Ausfuhr 174,7 177,3 117,1 15,0 30,0 17,0 14,5 14,5 Die Handelsflotte zählte 1895: 427 Dampfer und 1041 Segler mit zusammen 485907 t. An Schiffen liefen 1894 in span. Häfen ein: 17 676 (darunter 8989 spanische) mit 12728222 t, aus 17268 (8565 spanische) mit 12963800 t. Über die Spanischen Eisenbahnen s. d. Die 2942 Postämter beförderten 1894 im Inland- verkehr 81990000 Briefe und Postkarten sowie 47400 Drucksachen und Warenproben, im Ausland- verkehr 19 652000 Briefe und Postkarten fowie 19637000 Drucksachen und Warenproben.
Die Finanzen weifen alljährlich noch ein Deficit auf (1895/96: 21,9? Mill. Pefetas). Die Staatsschuld hatte 1896 die Höhe von 5942 Mill. Pesetas erreicht, zu deren Verzinsung jährlich 315 Mill. Pefetas, d. h. 40,6 Proz. der Jahreseinnahmen erforderlich waren. Dazu kommt der Krieg auf Cuba, welcher täglich etwa 1,4 Mill. Pesetas verschlingt. Nach und nach hat die Negie- rung bei der Bank von Spanien mehr als 600 Mill. Pesetas geliehen, was um so bedenklicher erscheint, als Kapital und Reserven dieser Bank zusammen nur 165 Mill. Pesetas betragen. Um der Geldnot abzuhelfen, hat die Negierung eine neue Anleihe von mindestens 1 Milliarde Pesetas vorgeschlagen, welche durch die Einnahmen des Staatsschatzes und speciell des Tabakmonopols garantiert werden soll.
Die Anleihe soll mit Hilfe der Eisenbahncompagnien, deren Privilegien bis 1. Juli 1980 erneuert werden, aufgebracht werden. Die Umrisse des Anleihegesetzes sind unterm genehmigt worden. Wegen der ungünstigen Verhältnisse des Geld- marktes beschloß indessen die Negierung, vorläufig nur eine innere 5prozentige Anleihe im Betrage von 400 Mill. Pesetas mit Hilfe der Bank von Spanien in Schatzfcheinen zu emittieren. Diese Anleihe ist aufgelegt und stark überzeichnet worden.
Das Budget im I. 1896/97: Einnahmen Pesetas Ausgaben Pesetas Direkte Steuern Civilliste 9500000 auf Grundbesitz, Cortes 1638085 Handel, V erg- Staatsschuld . . 314991533 werke, Gehälter Gerichtskostcn. . 1463859 n. s. w 295940810 Pensionen . . . 56214730 Indirekte Steuern, Ministcrrat . . . 964300 wie Zölle, Accise Minist, d. ilußcrn 4714512 u. s. w 302135000 Justiz 53858240 Tabatmonopol, Krieg 140225381 Staatslotterie, Marine 23433941 Münze und klei- Inneres 27249868 nere Einnahmen 136105000 Ackerbau 77960225 Vom Staatseigen- Finanzen 16187418 tum 22385451 Steuerverwaltung 28708566 Vom Staatsschatz 17200000 Fernando Po . . 655000 Zusammen 773766261 Zusanimen 757765658 Geschichte.
Die Schwierigkeiten der innern Poli- tik, wegen deren das llberale Ministerium im März 1895 zurückgetreten war, wurden zunächst durch den Aufstand auf Cuba (s. d.)in denHinterarund gedrängt. Ganz S. war einmütig in dem Entschluß, die «Perle der Antillen» zu behaupten, und Martinez Campos wurde mit ungewöhnlich reichen Mitteln versehen, um die Insel zum Gehorsam zurückzuführen. Aber wiewohl der Marschall der Insurrektion durchWaffen- gewalt und das Versprechen, administrative Re- formen zu gewähren, ein Ende zu machen fuchte, breitete sich der Aufstand mehr und mehr aus. Diefer Mißerfolg veranlaßte im Jan. 1896 die Ab- berufung Martinez Campos'. Sein Nachfolger war General Weyler, der jedoch bisher (Jan. 1897) trotz mehrfacher Truppennachfchübe den Aufstand auch noch nicht zu unterdrücken vermochte.
Die Cubaner fanden in Amerika [* 37] viel Sympathie und erhielten vor allem aus den Vereinigten Staaten [* 38] Unterstützungen an Geld, Vorräten und Mannfchaften, die auch dann noch nicht aufhörten, als Präsident Cleveland auf freundschaftliche Vorstellungen ^.s jede Ver- letzung der Neutralität verbot Die Beziehungen zwischen Nordamerika [* 39] und S. wurden noch gespannter, als im März 1896 Re- präsentantenhaus und Senat in Washington [* 40] unter heftigen Angriffen gegen Weyler, der einige amerik. Flibustier zum Tode verurteilt hatte, über die An- erkennung der Aufständischen auf Cuba als krieg- führende Partei verhandelten und 6. April die Re- gierung aufforderten, für die Selbständigkeit Cubas einzutreten. In mehrern größern Städten kam es in- folgedessen zu Kundgebungen gegen die Vereinigten Staaten; mit Mühe konnte die Regierung Äus- 60* ¶