Spandau
,
[* 2]
Stadtkreis und bedeutende Festung
[* 3] im preuß. Reg.-Bez.
Potsdam,
[* 4] 12 km westlich von
Berlin,
[* 5] an der Mündung der
Spree in die
Havel (s. Karte:
Berlin und Umgebung), am
Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal (s. d.) und an den
Linien
Berlin-Wittenberge-Hamburg und
Berlin-Stendal-Hannover der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 6] mit
Vorortverkehr nach
Berlin (Lehrter
Bahnhof und Stadtbahnhöfe) und Nauen, ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Berlin II), Domänenrentamtes, einer Kommandantur,
des Bekleidungsamtes und Traindepots des 3.
Armeekorps, des Kommandos der 5. Gardeinfanteriebrigade, einer
Fortifikation, Gewehrprüfungskommission, eines
Artilleriedepots, sowie der Kommandantur des Truppenübungsplatzes Döberitz,
und hat (1895) 55 841 E., darunter 48 111
Evangelische, 7145 Katholiken, 234 andere
Christen und 351 Israeliten, in Garnison
das
Königin-Augusta-Gardegrenadierregiment Nr. 4, 2. und 3.
Bataillon des 5. Garderegiments zu Fuß, Gardefußartillerieregiment,
Pionierbataillon von
Rauch (brandenb.) Nr. 3 und brandenb.
Trainbataillon Nr. 3, ein Postamt erster
Klasse mit zwei Zweigstellen und ein Postamt dritter
Klasse (Spandau
-Ruhleben), elektrische
Straßenbahn, eine kath. und vier evang.
Kirchen, darunter die Nikolaikirche (16. Jahrh.) und die Garnisonkirche,
Denkmäler
des Kurfürsten Joachim II. (Reformationsdenkmal, 1889, von Enke) und des
Kaisers
Friedrich III. (1892,
von Manthe), zahlreiche
Kasernen, Gymnasium, höhere und mittlere Mädchenschule, Knabenmittelschule, Infanterieschießschule,
Artillerie-Konstruktionsbureau, Gewehrprüfungskommission, Militärversuchsamt, Militärlazarett, städtisches
Krankenhaus,
[* 7] Schlachthaus, königl. und städtische
Gasanstalt;
Schiffbau, Fischerei,
[* 8] Schiffahrt, Holzhandel und Pferdemärkte.
Zum Schutz der militär. Werkstätten (Geschützgießerei, Artilleriewerkstatt, Pulverfabrik, Feuerwerkslaboratorium, Gewehr- und Munitionsfabrik, Militärversuchsamt) wie zur Sicherung der nahe gelegenen Hauptstadt ist die Befestigung von S. in neuerer Zeit verstärkt und erweitert worden. Die Stadtumwallung hat auf der Nordseite eine erhebliche Ausdehnung [* 9] erfahren und umfaßt einen Teil der Oranienburger Vorstadt mit. Zu den ältern Befestigungen gehören: Stresowbefestigung zwischen Spree und Unterhavel, Pulverretranchement zwischen Spree und Oberhavel, Citadelle mit dem Juliusturm (s. d.) auf einer Insel der Havel. Äußere Werke auf dem linken Havelufer sind: Kanallünette im NO., Ruhlebener und Teltower Schanze im SO. Die Werke haben nasse Gräben, das Vorfeld kann meist unter Wasser gesetzt werden. Auf den Höhen des untern rechten Havelufers (Potsdamer Seite) sind in neuerer Zeit selbständige Werke entstanden.
[* 1] ^[Abb.]
S. ist eine der ältesten Städte der Mittelmark, erhielt 1232 Stadtrecht, wurde 1319 mit Mauern und Wällen umgeben und seit 1324 mit Festungswerken versehen, die indes öfters der Veränderung unterlagen. Die Stadt war mehrfach die Residenz der ersten Kurfürsten aus dem Hohenzollernschen Hause. Joachim II. trat hier zur Reformation über. Am räumte Georg Wilhelm die Festung den Schweden [* 10] ein, die sie bis 1634 besetzt hielten. Am ergab sich dieselbe unter Major von Beneckendorf auf die erste Aufforderung des franz. Marschalls Lannes. Nachdem sie von den Preußen [* 11] und Russen unter General von Thümen eingeschlossen worden war, wurde sie 27. April von den Franzosen übergeben. -
Vgl. Zech und Günther, Geschichtliche Beschreibung der Stadt und Festung S. (Spand. 1847);
Krüger, Chronik der Stadt und Festung S. (ebd. 1867);
Kuntzemüller, Urkundliche Geschichte der Stadt und Festung S. (ebd. 1881).