Spaltöffnungen
449 Wörter, 3'258 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Spaltöffnungen
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Spaltöffnungen
(Stomata), in der Botanik die Organe, mittels deren ein direkter Gasaustausch zwischen der umgebenden Luft und den im Innern der Gewebe [* 3] der Pflanzen, besonders in den sog. Intercellularräumen eingeschlossenen Gasmengen ermöglicht wird. Die S. finden sich deshalb mit nur sehr wenig Ausnahmen an den oberirdischen Organen, fehlen dagegen den Wurzeln und Rhizomen sowie den im Wasser untergetauchten Pflanzenteilen in der Regel. Da besonders die Blätter den Gasaustausch, der durch Atmung, Transspiration u. dgl. bedingt wird, zu besorgen haben, so befinden sich die meisten S. an diesen, und zwar entweder ausschließlich oder doch zumeist auf der Unterseite; nur bei gerade aufrecht wachsenden Blättern, wie z. B. denen der Schwertlilien, sind sie auf beiden Seiten gleichmäßig verteilt. Bei schwimmenden Blättern finden sie sich nur auf der Oberseite. Den Thallophyten mangeln die S. gänzlich, bei den Moosen treten sie bereits vereinzelt auf, bei Gefäßkryptogamen und Phanerogamen finden sie sich mit Ausnahme der untergetauchten Wasserpflanzen [* 4] stets, auch ist ihr anatom. Bau bei allen Gefäßpflanzen im wesentlichen gleich.
Die S. bestehen aus je zwei nebeneinander liegenden Zellen, Schließzellen, die aus Epidermiszellen hervorgehen, aber später nicht nur durch ihre Form, sondern auch durch ihren Chlorophyllgehalt sich von jenen unterscheiden. An beiden Enden sind die Schließzellen miteinander verwachsen, nur in der Mitte sind sie durch einen kleinen Spalt voneinander getrennt; dieser Spalt kann durch einen eigentümlichen Mechanismus geöffnet und geschlossen werden: durch Veränderungen im hydrostatischen Druck des Schließzelleninhalts;
bei hohem Druck erfolgt Öffnen, bei geringem Druck dagegen Schließen.
Die Richtung der hierbei nötigen Bewegungen wird durch eigentümliche Verdickungen der Zellenwandungen
bestimmt. Unter jeder Spaltöffnung
befindet sich ein größerer Intercellularraum, die sog.
Atemhöhle, die in direkter Verbindung mit den übrigen Intercellularräumen im Innern des Gewebes, besonders mit denen des
Schwammparenchyms steht (s. Tafel: Blatt,
[* 5] Fig. 34).
Die Zahl und Größe der S. ist bei den einzelnen Pflanzen verschieden, bei einigen Arten gegen 600 und mehr, meist ungefähr 100-200, oft auch nur 50 oder noch weniger auf 1 qmm Blattfläche. Auch die Lage der S. zur Außenfläche der Epidermis ist eine äußerst verschiedene, je nach den klimatischen Verhältnissen des Standortes;
bei zahlreichen Pflanzen liegen die Schließzellen entweder in der Ebene der Epidermis oder sind sogar etwas über dieselbe emporgehoben, so bei Gewächsen, die an schattigen, feuchten Standorten leben;
bei andern dagegen, hauptsächlich bei Wüsten-Steppenpflanzen oder überhaupt an ein trocknes Klima [* 6] angepaßten Arten, sind die S. mehr oder weniger tief unter der Epidermis gelegen, so daß sich eine krug- oder trichterförmige Einsenkung über der Spaltung befindet;
nicht selten ist dieser Raum, der Vorhof, noch mit Haaren ausgekleidet, um die Verdunstung noch mehr herabzusetzen.
Überhaupt ist eine deutliche Beziehung zwischen den klimatischen Verhältnissen des Standortes und dem Bau und der Lagerung der Schließzellen nicht zu verkennen.