(Schizopoda), eine nicht umfangreiche Familie kleiner Krebschen aus der Ordnung der Thorakostraken, vom
Habitus der Garneelen, aber mit drei Paar
Kiefer- und fünf Paar Brustfüßen, die in zwei
Äste gespalten sind; jeder äußere
Ast ist geißelförmig und bewirkt durch drehende
Bewegung das Schwimmen, ebenso die innern
Äste der Brustfüße,
während diese
Abschnitte der Kieferfüße als Freßwerkzeuge mit fungieren. Zu den S. gehört
Mysis vulgarisThompson (s.
Tafel:
Krustentiere II,
[* 1]
Fig. 2), ein bis 3 cm langer Bewohner der nördl.
Meere, auch der Nord- und Ostsee, selbst benachbarter Brackwässer; er bildet bei seinem großen Individuenreichtum eine
wichtige Fischnahrung. Als S. wird bisweilen auch die Gruppe der Copepoden (s. d.)
bezeichnet.
Der Kopf verschmilzt meist mit einem oder mehreren folgenden Leibesringen zu dem sogen. Cephalothorax (Kopfbruststück) und
besteht selbst wieder aus mehreren innig miteinander verbundenen Ringen (Segmenten). Weiter nach hinten folgen dann die freien
(nicht verschmolzenen) Ringe der Brust (Thorax) und des Hinterleibes (Abdomen); diese beiden Teile sind jedoch
nicht immer scharf zu trennen und verschmelzen bei vielen Schmarotzern oft zu einer einzigen Masse. Überhaupt kann der Leib
seine Ringelung oder Gliederung und zugleich die Beine mitunter ganz einbüßen, so daß man in solchen Fällen die Tiere (meist
sind es Schmarotzer) nicht für Krebstiere, sondern für Würmer
[* 6] oder Weichtiere gehalten hat, bis es gelang, die
zugehörigen, noch nicht rückgebildeten Jugendstadien aufzufinden.
Die Gliedmaßen sind ursprünglich sämtlich breite, blattförmige Schwimmbeine gewesen, haben jedoch zum Teil Bau und Funktion
wesentlich verändert. Zu jedem Körperring gehört nur Ein Paar. Die ersten beiden am Kopf angebrachten Paare
sind zu Fühlern (Antennen)
[* 7] geworden und dienen nur selten noch zum Rudern, Gehen oder Ankrallen; gewöhnlich sind sie lang und
bestehen aus vielen Gliedern. Die darauf folgenden Paare haben sich zu Mundwerkzeugen (Kaufüßen) umgewandelt; man unterscheidet
die Oberkiefer (Mandibeln), 1-2 PaarUnterkiefer (Maxillen) und auch noch bis zu 3 PaarenKieferfüße.
Letztere, also das 6.-8. Gliedmaßenpaar, dienen aber bei den niedern Krebsen meist ganz allgemein, bei den höhern wenigstens
in der frühen
Jugend noch zum Schwimmen oder Gehen und werden erst in dem Maß, wie der Körper wächst, in den Dienst des Kauens
gezogen. Bei manchen Schmarotzern helfen sie das Tier an seinen Wirt anheften; vielfach sind dann auch
die Kiefer nicht mehr zum Beißen und Kauen, sondern zum Stechen und Saugen eingerichtet. Die folgenden Gliedmaßen (wenigstens
das 9.-13. Paar) sind bei den niedern Krebstieren gewöhnlich breite Ruderfüße, bei den höhern schmale und mit einer Schere
[* 8] bewaffnete Greif- oder mit einer Klaue
[* 9] endende Gehfüße; sie gehören der Brust an und haben sieben Glieder.
[* 10]
Der Hinterleib ist sodann meist mit paarigen, breiten, aber kurzen Blattfüßen versehen, die zum Schwimmen oder Springen dienen
und außerdem auch wohl zur Atmung oder bei den Weibchen zum Tragen der Eier
[* 11] verwendet werden. Die Verdauungsorgane sind
größtenteils sehr einfach. Die Nahrung wird entweder gekaut, wobei die kräftigen Kiefer- und die Kaufüße thätig sind,
oder gesogen und gelangt durch eine kurze Speiseröhre in den meist geräumigen Magen
[* 12] oder auch vorher noch in den sogen. Kaumagen,
in welchem sie nach Bedarf durch Chitinplatten noch besonders zerrieben wird.
Der Darm
[* 13] verläuft dann geradlinig nach hinten und endigt gewöhnlich im letzten Segment mit dem After,
der aber bei Schmarotzern nicht selten fehlt. Eine besondere Leber ist durchaus nicht immer vorhanden, ebensowenig sind es
die Speicheldrüsen; erstere ist bei den höhern Krebstieren häufig sehr umfangreich, liefert aber nach den neuern Untersuchungen
nie Galle, sondern Stoffe, die bei der Verdauung ähnlich der Absonderung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) der Wirbeltiere wirken,
und wird daher wohl besser als Pankreas bezeichnet.
Das Nervensystem (s. hierüber bei »Arthropoden«) besteht aus dem oberhalb des Schlundes gelegenen Gehirn,
[* 14] von dem die Nerven
[* 15] zu den Augen und den vordern Fühlern abgehen, und dem unterhalb desselben verlaufenden Bauchstrang, d. h.
einer Kette von Nervenknoten oder Ganglien, von denen ursprünglich zu jedem Körperring Ein Paar gehört. Vielfach ist jedoch
die Kette sehr kurz und kann sich sogar auf eine große in der Brust gelegene Nervenmasse beschränken, von der die Nerven auch
zu den hintern Segmenten ausstrahlen. Was die Sinnesorgane anlangt, so fehlen die Augen nur selten. Bei
manchen höhern Krebsen sind sie auf langen, beweglichen Stielen angebracht (es gibt unter ihnen aber blinde Arten, welche
zwar die Augenstiele noch besitzen, jedoch keine Augen mehr darauf haben); gewöhnlich aber liegen sie unbeweglich an den
Seiten des Kopfes. Sie sind entweder einfach oder zusammengesetzt (facettiert, s. Auge,
[* 16] S. 73) und gleichen
denen der Insekten.
[* 17]
Die sogen. Nebenaugen am Bauch
[* 18] oder an der Brust, wie sie bei den Euphausiden vorkommen, sind in Wirklichkeit Leuchtorgane (s. d.).
Als Gehörorgane dienen vielfach eigentümliche Haare,
[* 19] die an allen Teilen des Körpers stehen können und,
wie Versuche gezeigt haben, auf Töne in Schwingungen geraten, seltener besondere Blasen mit darin befindlichen Hörsteinen (s.
Ohr),
[* 20] welche die Schallwellen auf die Endigungen des Hörnervsübertragen. In einer einzigen Familie (Mysideen) liegen diese
Blasen merkwürdigerweise am Hinterende des Körpers, sonst am Grunde der vordern Fühler. An letztern befinden
sich auch meist besonders gestaltete Haare, die man als Geruchs- oder Geschmacksorgane deutet, während man andre Haare für
Tastwerkzeuge erklärt. Die Atmung geschieht entweder durch die äußere Haut (vielleicht auch durch
¶
den Hinterdarm, in welchen Wasser rhythmisch eingepumpt wird) oder durch besondere Organe, die Kiemen. Dies sind zarthäutige,
einfache oder verästelte Schläuche, in deren Innerm das Blut langsam zirkuliert und so durch die Wandungen hindurch den zu
seiner Belebung nötigen Sauerstoff aufnehmen kann. Sie liegen an verschiedenen Körperstellen, mitunter an den Schwimmfüßen
des Hinterleibes, meist jedoch vorn an den Seiten des Cephalothorax, und ragen entweder frei hervor, oder sind von einer harten
Decke
[* 24] umschlossen und so in einer eignen Nische (Kiemenhöhle) untergebracht.
Zur Erneuerung des Atemwassers innerhalb dieser Höhle sind oft noch besondere Wedelapparate an den Beinen vorhanden. Nur wenige
Krebstiere atmen statt des Wassers feuchte Luft. Das Blut ist meist farblos, mitunter jedoch blau oder rötlich.
Bei einigen Krebstieren enthält es denselben Farbstoff wie bei den Wirbeltieren (das Hämoglobin), bei andern einen mit ähnlichen
Eigenschaften begabten, aber blauen (das Hämocyanin). Ein Herz fehlt nicht selten bei den niedern Krebstieren; ist
es vorhanden, so liegt es stets auf der Rückenseite des Tiers, erstreckt sich dort durch ein oder mehrere Segmente und treibt
das Blut durch Adern oder auch ohne Vermittelung derselben in die Lücken zwischen den Muskeln,
[* 25] Eingeweiden etc. Als Harn- oder
Exkretionsorgane finden sich stets eigne Drüsen vor, die entweder an der Grenze zwischen Mittel- und Hinterdarm,
oder in der Brust, oder am Kopf liegen und als Malpighische Gefäße, Schalen- und Antennendrüsen bezeichnet werden.
Mit wenigen Ausnahmen (Cirripedier und Fischläuse) sind alle Krebstiere getrennten Geschlechts, die Männchen im allgemeinen kleiner
als die Weibchen; Begattung und Eiablage stehen gewöhnlich in Beziehung zur Häutung und finden ebenso
häufig wie diese statt. Die Eier werden von den Weibchen meist unter dem Bauch an die Schwimmfüße des Hinterleibes angeheftet
oder in besondere Bruttaschen abgelegt und bis zum Ausschlüpfen der Jungen umhergetragen sowie beständig mit frischem Wasser
bespült; nur selten werden sie in das Wasser abgelegt.
Die Jungen sehen vielfach den Erwachsenen so wenig ähnlich, daß man sie früher als besondere Gattungen beschrieben hat und
auch jetzt noch diese Namen (Nauplius, Zoëa
[* 26] etc.) als Bezeichnung für gewisse Larvenstadien festhält. Die Umwandlung in die
spätere Form geschieht allmählich, bei Gelegenheit der Häutungen. Fast alle Krebstiere nähren sich von tierischen
Stoffen, vielfach schmarotzen sie auf oder in andern Tieren. Die meisten leben im Meer, wenige im Süßwasser, nur einige auf
dem Land an feuchten Orten. Ihr Fleisch ist bei den größern Formen ein geschätzter Handelsartikel (Hummer etc.). Nennenswerten
Schaden thut nur ein einziger kleiner Krebs, die Bohrassel, indem er Schiffsbauholz zernagt.
Fossile Krebstiere gehören mit zu den ältesten Versteinerungen und sind bereits hoch organisierte Tiere, so daß man von den Zwischenformen,
welche zu den Würmern hinleiten würden, wohl keinerlei Spur mehr auffinden wird. Eine ausgestorbene Gruppe, die man früher
gewöhnlich zu den Krebstieren rechnete (Trilobiten, s. d.), hat man neuerdings als gleichberechtigte
Klasse abgetrennt, so daß die Zahl der fossilen Krebstiere sich stark verringert hat. Diejenige der lebenden
Arten wird sehr verschieden angegeben, beträgt aber sicherlich mehrere Tausend, zumal die kleinern, mikroskopischen Formen
noch lange nicht alle bekannt sind. Verbreitet sind sie über die ganze Erde hin, vorzugsweise in den
wärmern Gegenden. Einteilung:
I. Niedere Krebstiere (Entomostraca) von meist einfachem Bau, kleinem Körper und wechselnder Segmentzahl.
2) Muschelkrebse (Ostracoda), kleine Krebstiere mit nur 7 Beinpaaren und einem den Leib völlig
umschließenden Schalenpaar (hierher z. B. Cypris und Cypridina). S. Muschelkrebse.
4) Rankenfüßer (Cirripedia), festsitzende, meist hermaphroditische Krebstiere mit gewöhnlich 6 rankenartigen Beinpaaren
(hierher z. B. Entenmuschel). S. Rankenfüßer.
II. Höhere Krebstiere (Malacostraca), meist größere und darum auch kompliziertere Tiere mit bestimmter Segmentzahl.