Soyhières
,
deutsch
Saugern (Kt. Bern,
Amtsbez. Delsberg).
403 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der
Birs und am Eingang
in die
Klus von Soyhières
, 4 km nö.
Delsberg. Station der Linie
Biel-Delsberg-Basel. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
nach
Roggenburg. Gemeinde, mit
Les Riedes Dessus: 75
Häuser, 507 Ew. (wovon 54 Reformierte; 274 Ew. französischer und 195 deutscher
Sprache); Dorf: 59
Häuser, 401 Ew.
Eigene Pfarrei seit 1329. Etwas Landwirtschaft, Viehzucht.
Eine Kalk- und Zementfabrik.
Säge und Holzhandel. Haushaltungsschule für Mädchen, von Oblatenschwestern geleitet. Das Dorf
Soyhières
liegt nicht bloss längs der
Birs und der Strasse
Delsberg-Basel, sondern zieht sich nordwärts noch in ein romantisches
Thälchen hinein, dem im untern Abschnitt die Strasse Soyhières
-Movelier-Roggenburg folgt. Der das Thälchen entwässernde
und das Dorf in zwei Abschnitte teilende Bach bildete einst die Gemeindegrenze zwischen
Delsberg und Soyhières
,
so dass also ein Teil des Dorfes Soyhières
zur Gemeinde
Delsberg gehörte.
Dies traf namentlich für Kirche, Pfarrhaus und Schulhaus zu, was zu endlosen Reibereien und Streitigkeiten Anlass gab, bis
die Kantonsregierung diesem unhaltbaren Zustand im Jahr 1867 dadurch ein Ende machte, dass sie die Gemeindegrenze
um etwa 100 m weiter westwärts verlegte. Soyhières
ist das letzte birsabwärts gelegene Dorf des französischen Sprachgebietes.
Die dem Märtyrer
St. Stephan geweihte Pfarrkirche ist 1714 neu aufgerichtet und 1721 geweiht worden; sie enthält das
Grab
des Pater Blanchard, zu dem viel gewallfahrtet wird.
Oberhalb des Dorfes steht eine reizende
Kapelle, die das Chor der ehemaligen ersten Pfarrkirche darstellt. Zur Pfarrei gehören
noch die beiden
Weiler
Riedes Dessus (mit einer St. Josefskapelle) und
Riedes Dessous. Auf dem Felskamm 600 m ssö. vom Dorf
Soyhières
sieht man die Ruine der Burg der ehemaligen
Grafen von Sogern, die seit dem 11. Jahrhundert
im Besitz des Sornegaues und Kastvögte der Abtei
Moutier-Grandval waren. Im 13. Jahrhundert ging der Sornegau mit der Burg
Sogern durch Erbschaft an die
Grafen von Pfirt (Ferrette) über, die diesen Besitz am an den Fürstbischof von
Basel
verkauften, um ihn sofort von letzterm wieder zu
Lehen zu erhalten.
Mit dem Tod Ulrichs II., des letzten
Grafen von Pfirt, fiel das
Lehen Sogern (Soyhières
) 1324 wieder an den
Bischof zurück.
Johann von Châlons, der Verwalter des Bistums, gab darauf Soyhières
1325 dem Prior Johannes des St. Albanklosters
zu Basel.
Dieser verzichtete aber auf das
Lehen zu gunsten seines Bruders
Richard, genannt
Stocker, Burgherrn zu
Delsberg, der 1337
Schloss
und Dorf Soyhières
um 1000 Goldgulden dem
Bischof abkaufte, unter der Bedingung, dass diesem letztern der Zugang in Kriegszeiten
stets gewahrt bleibe. Die durch das grosse Erdbeben von 1356 umgeworfene Burg wurde von
Richard
Stocker
wieder aufgebaut und neuerdings bewohnt, worauf sie der Reihe nach an den Ritter
Jean
Ulrich de
Delle, den
Grafen Diebold VI.
von
Neuchâtel (in Burgund; 1388) und in den gemeinsamen Besitz von Henri de
Boncourt und Petermann von
Tavannes (1402)
¶
mehr
überging. Im Schwabenkrieg von 1499 wurde die Feste von einem österreichischen Streifkorps genommen und verbrannt, um nun
nicht wieder aufgebaut zu werden. Christoph von Blarer, Fürstbischof von Basel,
kaufte Soyhières
mit allen seinen Rechten 1576 wieder
zurück, worauf die Herrschaft nun bis 1793 dem Fürstbistum verblieb. Die während der Revolutionszeit
als Staatsgut erklärte und verkaufte Burgruine kam um die Mitte des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Ingenieurs Quiquerez,
der sie einigermassen restaurierte und in ihr ein kleines Museum lokaler Altertümer anlegte, das heute nicht mehr existiert,
indem seine bemerkenswertesten Stücke an verschiedene schweizerische Museen verkauft worden sind. 1102: Sougere;
1136: Sohires;
1148: Soires;
1170: Sujeres 1188 Soyris;
1388: Soieres. Deutsche Formen: 1170: Sugron;
1207: Sogeron;
1212: Sogren;
1335: Sougern. Die Etymologie ist noch unsicher.
Reste von prähistorischen Töpfer- und Gusswaren; Einzelfunde aus der Zeit der Alemanneneinfälle. Römerstrasse und Fund einer römischen Statuette.