Titel
Sonderburg.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Schleswig, hat 442,23 qkm und (1895) 32019 (15647 männl., 16372 weibl.) E., 3 Städte, 67 Landgemeinden und 3 Gutsbezirke. Der Kreis umfaßt die Insel Alsen und den größten Teil der Halbinsel Sundewitt (s. d.). – 2) Kreisstadt im Kreis S., an der schmalsten Stelle des Alsensundes, der die Insel von der Halbinsel Sundewitt trennt, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Flensburg) und schwed. Konsuls, ist durch eine Pontonbrücke mit dem schlesw.
Festland verbunden und hat (1895) 5247 E., darunter 188 Katholiken, in Garnison das 3. Bataillon des Füsilierregiments Königin (schlesw.-holstein.) Nr. 86, Postamt erster Klasse, Telegraph, einen vorzüglichen Hafen, luth. Kirche, Rathaus, Schloß (jetzt Kaserne), in dessen schöner Kapelle viele Mitglieder der ältern sonderburgischen und augustenburgischen Familie beigesetzt sind, Realprogymnasium; Brauerei, Mühle, Schiffahrt. S. wird als Seebad besucht. Im südöstl., 1755 abgebrochenen Turm des Schlosses S. saß der dän. König Christian Ⅱ. 1532–49 in Gefangenschaft.
Die Stadt bildete früher zusammen mit den nur 2 km entfernten Schanzen von Düppel (s. d.) einen Festungsrayon. – S. ist unter dem Schutze des Schlosses, welches 1203 zuerst erwähnt wird, entstanden. Der Name bedeutet die «südliche Burg» im Gegensatz zu Schloß und Flecken Norburg (Nordburg). Nach der Landesteilung 1564 nahm Herzog Johann der Jüngere (gest. 1622), der Stammvater der sonderburgischen Gesamtlinie, hier seine Residenz. (S. Oldenburger Haus.) Sein Urenkel, Herzog Christian Adolf, mußte jedoch die abgeteilte Herrschaft S. 1667 im Konkurs aufgeben, worauf dieselbe von dem dän. König Friedrich Ⅲ. erworben wurde.
König Friedrich Ⅴ. überließ 1764 das Schloß an die Augustenburger Linie (s. d.), und es blieb in deren Besitz, bis Herzog Christian Karl August Friedrich alle seine Stammgüter der dän. Regierung gezwungen verkaufen mußte. Das Grabgewölbe des alten Schlosses ist seit 1886 wieder im Besitz der augustenburgischen Familie. Bei S. überschritt der Große Kurfürst mit seinem Heere im Dez. 1658 den Alsensund, um als dän. Bundesgenosse die Schweden von Alsen zu vertreiben. Im ersten schlesw.-holstein. Krieg 1848–49 war S. das Hauptquartier der dän. Position auf Alsen und Sundewitt, von wo aus die deutschen Heere fortwährend in der Flanke bedroht wurden; ebenso im zweiten schlesw.-holstein. Krieg 1864. (S. Alsen.) Bei der Erstürmung von Düppel hatte S. stark zu leiden.