(spr. ßomm), lat. Samara, 245 km langer Fluß in Nordfrankreich (Picardie), entspringt im Depart. Aisne, 11 km
nordöstlich von St. Quentin, bei Fonsomme, fließt nach SW., wird bei St. Quentin rechts durch den St. Quentinkanal mit der
Schelde verbunden, dann von einem 156,6 km langen Seitenkanal (bis Corbie) begleitet, schickt bei St.
Simon links den Crozatkanal zur Oise, wendet sich von Ham ab mehr nördlich nach Péronne, dann westlich und, nachdem er rechts
Encre (Ancre) und Hallue, links Avre (den größten Zufluß) aufgenommen hat, nach NW., durchfließt Amiens in mehrern Kanälen,
empfängt links die Celle, hat von Abbeville wieder einen Seitenkanal bis St. Valery und mündet 6 km
unterhalb dieser Hafenstadt in breitem, bei Ebbe kiesigem und schlammigem Bett in den Kanal (La Manche). Die Flut steigt in der
S. bis Abbeville, die Seeschiffahrt geht bis St. Valery, dann ist der Fluß durch Dämme und 1367 m langes
Pfahlwerk der 6 km langen Eisenbahnstrecke Noyelle-St.
Valery gesperrt und nur der Kanal offen.
(spr. ßomm), franz. Departement, bestehend aus der
westl. Picardie (Amiénois, Santerre, Ponthieu und im W. ein Teil von Vimeux), liegt zwischen dem Kanal (La Manche, NW.) und den
Depart. Pas-de-Calais, Nord (NO.), Aisne (O.), Oise (S.) und Seine-Inférieure (SW.), hat auf 6161,2 (nach
Berechnung 6276) qkm (1896) 54 3279 E. (3216 weniger als 1891), darunter 4328 Ausländer, also 88 E. auf 1 qkm und zerfällt
in 5 Arrondissements (Abbeville, Amiens, Doullens, Montdidier, Péronne) und 41 Kantone mit 836 Gemeinden.
Hauptstadt ist Amiens. Der Boden ist meist eben, nur im Süden erhebt er sich 130-180 m hoch, auch reichlich
bewässert durch die S. und ihre Nebenflüsse (Encre, Hallue, Avre mit Noye und die Celle) sowie von der Authie an der Nordostgrenze
und Bresle (Südwestgrenze).
Die ganze sandige Küstenebene beim Sommebusen war im 9. Jahrh.
noch Meer und hieß Mar-en-terre, woraus Marquenterre wurde, jetzt der fruchtbarste Teil der Picardie. Das Klima ist feucht,
aber gesund.
Geerntet wurden 1895 an Weizen 2 837 574, Roggen 362 443, Gerste 350 749 und Hafer 3 199 833 hl, außerdem Kartoffeln (1 472 506 hl),
Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst, namentlich Äpfel, aus denen Cider (195 496 hl, durchschnittlich 1885-94: 198 013 hl)
bereitet wird; ferner Hanf, Flachs, Zuckerrüben (8 435 108 hl) und vorzügliche Mohrrüben. Schöne Wiesen und fette Weiden
befördern die Zucht von Pferden (1895 Bestand 74 379), Rindern (160 420), Schweinen (89 227) und besonders
Schafen (358 359), auch giebt es viel Geflügel.
Waldungen sind wenig vorhanden, dagegen viel Torflager. Die Industrie ist lebhaft in Weberei gemischter Waren (Articles d'Amiens),
Tuch (Abbeville), Teppichen, Leinwand und Herstellung von Seilerwaren, Öl, Seife und chem. Produkten. Auch
giebt es Bleichen, Färbereien, Lohgerbereien, Fayence- und Zuckerfabriken, Schiffswerften, Eisenhütten
und Hochöfen. Häfen sind nur an der S. (Abbeville u. a.) und deren Mündung (St. Valery, Le Crotoy und Cayeux-sur-Mer),
die Kohlen, Holz und Wein einführen und Fabrikate versenden. Den Hauptteil des Handels vermitteln die 600 km Eisenbahnen, von
deren Hauptlinien Paris-Amiens-Abbeville-Calais und Le Havre-Amiens-Brüssel Seitenlinien nach Hornoy, Gamaches, Tréport
und Cayeux einerseits und nach Montdidier, Péronne, Doullens, Auxy le Château u. a. abzweigen. Nationalstraßen gab es 1895: 620 km.
An höhern Lehranstalten hat das Departement 1 Lyceum und 2 Collèges.