Solothurn-Lebern.
Amtei des Kantons Solothurn. Umfasst die beiden Bezirke Solothurn und Lebern (volkstümlich Leberberg genannt), von denen jener einzig aus Gemeinde und Stadt Solothurn besteht. Fläche: Bezirk Solothurn 622,4 ha, Bezirk Lebern 11782,5 ha, Amtei also 12404,9 ha. Einwohner: Bezirk Solothurn 10025, Bezirk Lebern 14544, zusammen also 24569 Seelen. 5000 Haushaltungen in 2329 Häusern. Während das Gebiet des Kantons etwa 6½ mal grösser ist als dasjenige der Amtei Solothurn-Lebern, zählt diese etwa den vierten Teil der Gesamtbevölkerung. Der Bezirk Solothurn besteht einzig aus der Stadtgemeinde Solothurn; Lebern umfasst folgende 16 Gemeinden: Balm bei Günsberg, Bellach, Bettlach, Feldbrunnen-St. Niklaus, Flumenthal, Grenchen, Günsberg, Hubersdorf, Kammersrohr, Langendorf, Lommiswil, Niederwil, Oberdorf, Riedholz, Rüttenen und Selzach. Grenchen ist mit 5202 Ew. die grösste Gemeinde des Bezirkes, Kammersrohr mit 51 Ew. die kleinste Gemeinde des Bezirkes und des Kantons überhaupt. Bezirk Solothurn: 2250 Bürger der Wohngemeinde, 2859 Bürger andrer Gemeinden des Kantons, 3981 Bürger andrer Kantone und 935 Ausländer; 6098 Katholiken, 3814 Reformierte, 81 Israeliten und 32 Andre; 9286 Ew. deutscher, 509 französischer, 190 italienischer, 8 romanischer und 32 andrer Muttersprache. Bezirk Lebern: 5673 Bürger der Wohngemeinde, 2817 Bürger andrer Gemeinden des Kantons, 5705 Bürger andrer Kantone und 349 Ausländer; 9508 Katholiken, 5010 Reformierte, 8 Israeliten und 18 Andre; 13663 Ew. deutscher, 801 französischer, 72 italienischer und 8 andrer Muttersprache. Die Gemeinden des Mittel-Leberbergs hatten während des Baues der Weissensteinbahn ziemlich starke italienische Einquartierung, sodass von der Solothurner Regierung in Oberdorf eine eigene italienische Schule für die Kinder der Arbeiter eingerichtet war. Die S.-Grenze der Amtei bildet von Staad weg bis Flumenthal die Aare; die rechtsufrige Vorstadt von Solothurn und eine der Mündung des Siggernbaches gegenüber liegende Parzelle der Gemeinde Flumenthal greifen jedoch über diese natürliche Grenze hinaus. Westwärts stösst die Amtei an den bernischen Amtsbezirk Büren, nach NW. an den Amtsbezirk Münster (Moutier), im N. an den Bezirk Balsthal-Thal und im O. an den bernischen Amtsbezirk Wangen.
Eine Ausscheidung des gesamten Gebietes des Bezirkes Lebern nach Kulturen gab für 1883 an
ha | |
---|---|
Rebland | 2.16 |
Ackerland | 2347.02 |
Wiesland | 3274.92 |
Weideland | 1368.00 |
Wald | 4501.00 |
Seither ist der Rebbau gänzlich verschwunden. Während noch vor wenigen Jahrzehnten Landwirtschaft (Ackerbau und Viehzucht) die Hauptbeschäftigung der Amtei (die Stadt Solothurn natürlich ausgenommen) war, haben wir jetzt stark entwickelte Industrien, die von W. her Dorf nach Dorf erobern und diesem früher ausschliesslich bäurischen Kantonsteil ein ganz anderes Aussehen und ganz andere Lebensverhältnisse bringen. Am bedeutendsten ist die Uhrenindustrie, die aus dem Neuenburger und Berner Jura her zuerst in Grenchen sich ansiedelte und heute in fast allen Dörfern zu treffen ist. Die ersten Uhrenmacher waren in Grenchen wie in den übrigen Fabrikdörfern des Leberbergs fast durchwegs welscher Zunge. Eine Verschiebung der Sprachgrenze ist aber nicht eingetreten; die in der neuen Heimat aufwachsende Generation spricht von Kindheit auf deutsch und besucht die deutschen Schulen, wenn auch die Eltern oder einzelstehende Arbeiter zäh an ihrer Muttersprache festhalten. Ferner verdienen Erwähnung die grosse Zellulosefabrik in Attisholz, die Tuchfabrik in Langendorf, die Parketterien in Grenchen und Solothurn; bedeutende Sägen, Mühlen, Ziegeleien, Bausteinfabriken, Brennereien in Grenchen, Selzach, Oberdorf, Langendorf, Solothurn, Attisholz u. s. f., die Steinbrüche von Lommiswil, Solothurn, Rüttenen, Riedholz und Balm, sowie die Gipsgruben auf Niederwiler und Günsberger Boden.
Sekundarschulen in Grenchen, Selzach und Niederwil. Viele junge Leute besuchen die Kantonsschule in Solothurn. Allen andern Gemeinden voran marschiert Grenchen; Selzach hat sich durch seine Passionsspiele einen Namen gemacht. Die Gemeinden des Mittel-Leberbergs (Oberdorf, Lommiswil, Langendorf und Bellach) erwarten von der Weissensteinbahn einen bedeutenden Aufschwung, die Gemeinden des Untern Leberbergs an der Strasse Solothurn-Attiswil-Wiedlisbach-Oensingen ein gleiches von der projektierten Strassenbahn Niederbipp-Solothurn.
Dass bei dem Erblühen der Industrie die Landwirtschaft nicht zurückging, beweisen die Viehzählungen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 5118 | 5447 | 5815 |
Pferde | 609 | 696 | 805 |
Schweine | 1844 | 2288 | 2197 |
Schafe | 471 | 263 | 194 |
Ziegen | 1767 | 1630 | 1284 |
Bienenstöcke | 1477 | 1144 | 2144 |
Erwähnung verdienen noch die auf Boden des Bezirks Lebern liegenden Bäder Bachtelen (Grenchen) und Attisholz, die Kurhäuser Weissenstein (Hinter und Vorder), Balmberg, Glutzenberg, Althüsli und Grenchenberg; mit Ausnahme des Weissenstein und des Balmberg, welche zahlreiche Fremde herbergen, sind sie besonders von Einheimischen besucht.