Soliero
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s. Morelli.
Soliero
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Soliero,
s. Morelli.
1) Giacomo, ital. Archäolog und Kritiker, geb. zu Venedig, [* 3] erwarb sich als Autodidakt eine klassische Bildung und ward, nachdem er sich unter anderm durch seine »Dissertazione storica intorno alla publica libreria di San Marco« (Vened. 1774), worin er eine Menge litterargeschichtlicher Fragen erörterte, bekannt gemacht, ¶
1778 zum Bibliothekar an der St. Markuskirche ernannt. In dieser Stellung bekundete er seinen kritischen Scharfsinn und sein umfassendes Wissen namentlich durch seine »Bibliotheca manuscripta graeca et latina« (Bassano 1802, Bd. 1). Seine letzte Schrift waren die »Epistolae septem variae eruditionis« (Pad. 1819). Er starb Seine »Operette« erschienen gesammelt in 3 Bänden (Vened. 1820).
2) Giovanni, ital. Kunstforscher und Staatsmann, geb. zu Verona, [* 5] wurde anfangs in Bergamo, dann in Aarau [* 6] (Schweiz) [* 7] unterrichtet, wo er deutsche Bildung genoß und für die Universitätsstudien vorbereitet wurde. In München [* 8] widmete er sich sodann zunächst den Naturwissenschaften, der Physiologie und der Anatomie, wurde zugleich aber durch die Bekanntschaft mit dem Maler Genelli für die Kunst interessiert. Nach einem halbjährigen Aufenthalt in Erlangen [* 9] und einem Besuch in Berlin, [* 10] wo er Waagen kennen lernte, ging er 1838 zu Agassiz nach Neuchâtel, an dessen Untersuchungen über Bau und Bewegung der Gletscher er teilnahm.
Seine weitere Ausbildung erhielt er in Paris [* 11] und Siena und durch häufige Reisen in seinem Vaterland, welche ihn zu Manzoni, Gino Capponi und andern hervorragenden Männern Italiens [* 12] in Beziehung brachten. Durch seine Reisen wurde aber auch sein Kunstinteresse lebhaft gefördert. Das Jahr 1848 veranlaßte ihn auch zu einer politischen Thätigkeit, die jedoch einen schnellen Abschluß fand, und die er erst wieder aufnahm, als er 1859 von der piemontesischen Regierung zum Kommandanten der Nationalgarde in Magenta ernannt wurde. 1860-1870 war er Deputierter für Bergamo, und 1873 wurde er Senator des Königreichs Italien. [* 13]
Die reichen kunstkritischen Kenntnisse, welche sich Morelli auf seinen Reisen erworben, hat er zuerst in Aufsätzen niedergelegt, die 1874-76 in der »Zeitschr. für bildende Kunst« unter dem Pseudonym Iwan Lermolieff erschienen. Sein neues kritisches, auf empirischen Grundsätzen ruhendes Verfahren, das man als »Kennzeichenlehre« bezeichnet, faßte er zusammen in dem grundlegenden Buch »Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden [* 14] u. Berlin« (Lpz. 1880).