Sokótra
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Insel an der Küste Ostafrikas, 130 km lang, 90 km breit, von 3579 qkm Fläche, 237 km vom Kap Guardafui (s. Politische Übersichtskarte von Afrika, [* 2] Bd. 1), ist im Innern mit im Dschebel Hagier bis 1419 m hoch ansteigenden Granit-, Porphyr- und Dioritbergen und 210–580 m hohen Kalksteinplateaus bedeckt, während die Küste aus einem flachen Strande besteht. Die tiefen Thaleinschnitte haben Quellen und fließende Bäche und enthalten auf humusreichem Boden kräftigen Pflanzenwuchs.
Die Pflanzenwelt ist der des abessin. Hochlandes ähnlich, besitzt aber in den immergrünen Gebüschen Tropenformen, welche durch ihre Schutzeinrichtungen gegen Verdunstung merkwürdig sind. Als zahllose weiße Säulen, [* 3] hervorragend aus dem tiefen Moosgrün der buschbedeckten Bergabhänge, ragen Gurkenbäume (Dendrosicyos) hervor. Das westl. Drittel ist wie die benachbarten Festlandsküsten mit trocknen Sandebenen erfüllt und mit Wüstenvegetation besetzt.
Auf den Bergen [* 4] über 1000 m Höhe wachsen Drachenbäume auf prairieartigen Grasflächen, wilde Orangen und Granatäpfel. Die wichtigsten Produkte des Handels sind Butter, Zibeth, das sehr geschätzte bittere Harz aus dem Safte der Aloë Perryi Bak. und Drachenblut (dam-el achawên im Arabischen). Die Insel hat etwa 200 Kamele, [* 5] 1600 Rinder, [* 6] zahlreiche Schafe [* 7] und noch mehr Ziegen; die größten wilden Tiere sind der Wildesel und die Zibethkatze. Die mohammed. Bevölkerung [* 8] von etwa 10000 Köpfen ist an der Küste ein Gemisch von Arabern, Somal, Indern und andern Fremden, mit arab. Sprache. [* 9] Im Innern findet sich noch Urbevölkerung von kräftigerm physischem Charakter, die einen Dialekt des Ehkili oder Mehri (südarab. Sprache der Mahra) spricht. ¶
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Die Küstenbevölkerung, vorzüglich auf der Nordseite, unterhält wenig Bodenkultur, aber Handel mit Maskat und Sansibar [* 11] und verproviantiert Ostindienfahrer und Walfischfänger. Tamarida, an der Nordküste, der Hauptort mit 100 E., Residenz des Sultans von S., hat die beste Reede. - Schon im Altertum war S. (Dioscorida) wegen seiner Lage am Eingang des Roten Meers Handelsstation. Seit 1507 gehörte die Insel den Portugiesen, dann dem Imam von Maskat, hierauf dem Sultan von Keschin; 1835 erwarben sie die Engländer und benutzten sie zur Kohlenniederlage, gaben sie wegen des fiebererzeugenden Klimas auf, besetzten sie jedoch 1878 wieder und erklärten sie 1886 für ihren Besitz. -
Vgl. Schweinfurth, Das Volk von S. (in «Unserer Zeit», 1883).