Sláwata
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Wilh., Graf von Chlum und Koschumberg, böhm. Edelmann, geb. wurde in den Lehren [* 2] der Brüdergemeine erzogen, trat aber bald zum Katholicismus über, machte Reisen in Italien, [* 3] Dänemark, [* 4] England, Holland, Frankreich, Spanien, [* 5] wurde 1600 Kämmerer und Hofmarschall Kaiser Rudolfs II., verheiratete sich 1602 mit Lucie Ottilie aus dem Hause Rosenberg-Neuhaus und gelangte dadurch in den Besitz der reichen Güter dieses Geschlechts. Als Mitglied des Statthaltereirats in Böhmen [* 6] für den abwesenden Kaiser Matthias forderte er mit Martinitz das energischste Auftreten gegenüber den auf ihre religiösen Freibriefe pochenden Böhmen und wurde daher nebst Martinitz am zum Fenster hinausgestürzt. (S. Dreißigjähriger Krieg, Bd. 5, S. 503 a.) Nach der Niederwerfung Böhmens in der Schlacht am Weißen Berge 1620 ward S. wieder in seine Ämter und Würden eingesetzt, 1621 in den Grafenstand erhoben und 1628 zum Obersthofkanzler und damit zum Chef der gesamten Staatsverwaltung von Böhmen ernannt. Er starb in Wien. [* 7] Er schrieb, meist czechisch, ein großes Geschichts- und Memoirenwerk («Paměti»),
woraus Joseph Jireček Publikationen veranstaltete, zuletzt in Gindelys «Staré paměti dějin českých» («Alte Denkmäler der böhm. Geschichte»). -
Vgl. Schebek, Die Lösung der Wallenstein-Frage (Berl. 1882).