Skorpione
(Scorpiodea Gerst.), Familie aus der Ordnung der Gliederspinnen, Spinnentiere [* 2] mit ungegliedertem Kopfbruststück, dreigliederigen, scherenförmigen Kieferfühlern, breiter Mahlfläche am Basalglied der ebenfalls mit aufgetriebenem Scherenglied endenden langen Kiefertaster, vier kräftigen, mit Doppelkrallen endenden Beinpaaren, ebenfalls zu einer Kaulade umgestaltetem Basalglied des vordern Beinpaars, nicht abgesetztem, mehr oder weniger in die Länge gezogenem, niedergedrücktem Hinterleib, dessen sechs letzte Ringe einen Schwanz bilden, der im blasenförmigen Endglied in einen Stachel ausläuft.
An der Basis des Hinterleibes hinter dem letzten Beinpaar befinden sich ein Paar kammförmige Anhänge von vielleicht auf die Fortpflanzung bezüglicher Bestimmung. Auf dem Kopfbruststück stehen ein Paar Scheitelaugen und jederseits 2-5 Nebenaugen. Vier Stigmenpaare auf der Bauchseite des Hinterleibes münden in ebenso viele Paare von Lungensäcken. Die S. gebären 20-50 lebendige Junge, welche sie einige Zeit auf sich herumtragen. Sie leben (in etwa 100 Arten) hauptsächlich in den heißen Ländern, nördlich bis zum 45.°, halten sich unter Steinen, in faulem Holz [* 3] und Mauerlöchern verborgen, dringen auch gern in die Wohnungen ein, gehen mit emporgerichtetem Schwanz auf die Jagd, ergreifen kleine Tiere mit den Scheren, [* 4] heben sie in die Höhe und töten sie durch einen Stich mit dem Stachel.
Das
Gift ist eine farblose, saure
Flüssigkeit, welche leicht eintrocknet. Sehr häufig werden auch
Menschen von Skorpionen
gestochen; der
Stich ist sehr schmerzhaft und brennend, erzeugt örtliche
Entzündung,
Lähmung,
Fieber,
Ohnmacht,
Übelkeit, ist
im allgemeinen aber nicht so gefährlich, wie vielfach angenommen wird. Nur einige afrikanische und asiatische
Arten können einen
Menschen töten. Ein unschuldiges Volksmittel gegen den ungefährlichen
Stich südeuropäischer
Arten ist
Öl, in welchem S. krepiert sind; wirksamer ist
Einreibung mit
Ammoniak oder
Asche.
Wiederholte Stiche wirken weniger heftig als der erste. In den Mittelmeerländern sind gemein der 8 cm lange, rostgelbe, braun gewässerte Feldskorpion (Scorpio [Buthus] occitanus Am., s. Tafel »Spinnentiere«) und der viel weniger schädliche, 3,5 cm lange, rotbraune, auf der Unterseite, an den Beinen und der Schwanzblase gelbe Hausskorpion (S. europaeus Latr.), welcher bis Tirol [* 5] und in die Karpathen geht. Die größte Art ist der schwarze Felsenskorpion (S. afer); er ist 13-16 cm lang, lebt in Afrika, [* 6] Ostindien [* 7] und auf den benachbarten Inseln und ist, wie die Arten am Kap, sehr giftig. Seit dem Altertum ist über den Skorpion viel gefabelt worden; bei den Ägyptern war er Symbol des Typhon, dem auf geschnittenen Steinen der Anubis [* 8] in beschwörender Stellung gegenübersteht.