Skopzen
(Skopets, Skoptsi, »Verschnittene«),
eine geheime religiöse Sekte in Rußland, ging um die Mitte des 18. Jahrh. aus russischen Flagellanten (Chlisti) hervor, wurde gegen Ende desselben von einem gewissen Seliwanow, einem Bauern im Gouvernement Orel, in Petersburg, der noch jetzt als »Erlöser« und »Gottes Sohn« verehrt wird, heimlich organisiert und breitete sich bald über ganz Rußland aus. Die S. gehen von dem Grundsatz aus, daß sie durch die Selbstverstümmelung sich das Himmelreich erwerben, wobei sie sich auf mehrere Bibelstellen (z. B. Matth. 19, 12;. Luk. 23, 29). berufen.
Die Verstümmelung wird sowohl an Männern als an Weibern vorgenommen, bei erstern durch Auslösen der Testikeln oder durch völliges Entfernen des Hodensackes, bei letztern gewöhnlich durch Ablösung der Brüste. Den Inhalt ihrer Andachtsübungen, die nachts im geheimen abgehalten werden, bilden geistliche Belehrungen, das Absingen von Liedern, sodann gewisse, bis zur Erschöpfung führende Tänze und Körperbewegungen. Als gesonderte Sekte, die trotz aller Verfolgungen von seiten der Regierung noch in großer Ausdehnung fortbesteht, stellen die S. ein gegliedertes Ganze dar und verfügen dabei über ein ungeheures Vermögen, welches von der Regierung bei Aufhebungen schon wiederholt konfisziert wurde.
Die Orte, in welchen sie sich konzentriert haben, sind: Moskau, St. Petersburg, Morschansk, welches bis 1869 der Aufenthaltsort des Sektenhaupts Plotizin war, und Odessa, dazu Jassy und Bukarest in Rumänien. Viele leben auch ganz unbehelligt im Kaukasus. Die Zahl der S. läßt sich, da die Sekte geheim ist, nicht bestimmen. Die der ermittelten S. wurde neuerdings zu 5444 (darunter 1465 Weiber) angegeben. Unter denselben wiegen die Bauern bedeutend vor; doch finden sich auch Edelleute, Offiziere, Geistliche, Kaufleute, Beamte, Soldaten etc. darunter.
Aufgehobene S., wie z. B. Plotizin und seine Genossen, werden gewöhnlich nach Sibirien verschickt. Die S. zeigen meist ein aufgeschwemmtes, dickes Äußere ^[richtig: Äußeres] und ein fast ganz bartloses, stark zerfurchtes Gesicht, die Stimme hat den männlichen Klang verloren. Die S. verfluchen die orthodoxe Kirche, verwerfen das Abendmahl und die Taufe; ein Neuaufgenommener wird zuerst »im Geist« wiedergetauft, und ein solcher Wiedergetaufter, aber noch nicht Verschnittener hat den »ersten Grad«.
Vgl. Pelikan, Gerichtlich-medizinische Untersuchungen über das Skopzentum (a. d. Russ., Gieß. 1876);
Pfizmaier, Die Gottesmenschen und S. in Rußland (Wien 1883).