(Gerippe, griech. skeletos, ausgetrocknet), das Körpergerüst, also bei Wirbeltieren die Gesamtheit der Knochen
in derjenigen Lage und demjenigen Zusammenhang, wie sie im lebenden Organismus angetroffen werden. Ein S.
heißt natürlich, wenn die einzelnen Knochen noch durch die Gelenkbänder zusammengehalten werden, künstlich dagegen, wenn
die von den Weichteilen vollständig befreiten, dann entfetteten und gebleichten Knochen durch beliebig gewählte Verbindungsmittel,
wie Draht, Leder- oder Kautschukstreifen, miteinander verbunden sind und annähernd in ihrer natürlichen gegenseitigen Lage
gehalten werden.
Die Herstellung eines Skeletts nennt man Skelettierung; man läßt sie wohl bei ganz kleinen Tieren durch
Ameisen besorgen, welche die Knochen sauber abnagen. Das S. des erwachsenen Menschen, welches auf beifolgenden Tafeln »Skelett
des Menschen I u. II« dargestellt und in seinen einzelnen Teilen benannt ist, wiegt
im frischen Zustand 9-14, ausgetrocknet etwa 5 kg; die Zahl der in ihm enthaltenen Knochen (ohne die Zähne)
beträgt 223, nämlich 28 des Kopfes, 51 des Rumpfes, 74 der obern und 70 der untern Extremitäten. In betreff des Skeletts
der wirbellosen Tiere s. Hautskelett.
(lat. sceletum, vom grch. skeletós, ausgetrocknet),
bei Wirbeltieren auch Gerippe, das die Weichteile stützende, zum Teil auch schützende Körpergerüst der Tiere. Es kann ein
äußeres (Hautskelett, häufig auch Schale genanntes) oder ein inneres und in beiden Fällen ungegliedert oder beweglich,
oder unbeweglich gegliedert sein. Beweglich gegliederte S. oder Skelettteile richten sich in ihren Eigenschaften nach der
Anwesenheit und Verteilung bewegender Elemente, der Muskeln. Äußere sowohl wie innere S. können Absonderungsprodukte besonderer
Zellen (Kutikularbildungen) sein oder sich selbst aus Zellen aufbauen.
Die bei den einzelligen Urtieren auftretenden äußern S. bestehen aus Kalk, Kiesel oder Hornsubstanz, welche letztere öfters
durch Fremdkörper (Sand) verstärkt sein kann, die innern (Radiolarien) sind kieseliger Natur, unter
allen Umständen aber sind es Kutikularbildungen. Die Schwämme (Spongiae) haben verschiedenartige S.: dieselben setzen sich
entweder aus einzelnen oder oberflächlich durch Hornsubstanz verbundenen Kiesel- oder Kalkkörpern
forlaufend
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deln) zusammen, oder die Zornsubstanz erreicht das Übergewicht bis zum völligen Verdrängen der (kie- seligen) Einzelteile,
so daß nur ein (aus Spongiolin bestehendes) häufig durch Fremdkörper verstärktes Fasergerüst übrigbleibt. Vei einer Gruppe
der Hexaktinelliden geschieht die Verbindung der einzelnen Skclettelemcnte durch Kiesclsubstanz. Die Nadeln bilden sich in
eigenen Zellen, die Hornsub- stanz und wohl auch die verschmelzende Kicselsubstanz ist das Abschciduugsprodukt
besonderer Wander- zellen im Körperinnern (der Spongioblasten). Bei den eigentlichen Hohltieren finden sich äußere aus Hornsubstanz
(viele Hvdroidpolypen, s. Tafel: Körperbedeckung der Tiere I,
Fig. 1) oder Kalk (andere Hydroidpolypen, nämlich die Hy- orokorallen
sowie die Orgelkorallen) bestehende S. und ebensolche innere, die (z. B. bei den sog. schwar-
zen Korallen) hornig, bei den meisten übrigen Ko- rallenpolypen kalkig sind und entweder als einzelne bleibende Körper oder
verschmolzen auftreten. In gewissen Fällen wechseln im zusammenhängenden S. kalkhaltige und kalkfreie, bloß hornige Strecken
regelmäßig miteinander ab, wodurch ein unbeweg- lich gegliedertes S. zu stände kommt.
Vei den Stachelhäutern (Echinodermen) herrschen die ge- gliederten kalkigen Hautskelette vor, bei den See- igeln ist die eigentliche
Masse zu einer uubeweg- lichen Kapsel (coroua) vereinigt, die indessen mei- stens bewegliche Anhänge (Stacheln u. s. w., s.
Fig. 2, Z, 4) trägt, bei Scesteruen und Haarsternen (hier besteht das S. oft aus vielen Tausenden von
Stücken) sind sie im eigentlichen Körper (Scheibe oder Kelch) unbeweglich, in den Armen aber beweg- lich miteinander verbunden,
und bei denmeistenSe e- walzen liegen sie in der Haut als einzelne Kalk- körperchen, die sich indessen hin und wieder zu
starren Tüfelchen vereinigen können.
Vei den Wür- mern verdickt sich (bei Ringelwürmcrn) die Haut oder deren chitinöser Überzug, so daß man ihn wohl als äußeres
S. bezeichnen kann, auch die von den Röhrenwürmern verfertigten, auf Ausschwitzung des Körpers zwar beruhenden, aber mit
diesem nicht verbundenen Gehäuse sind in gewissem Sinne als S. zu betrachten. Innere (^kelettteile finden
sich als Kopfknorpel im Kopfsegment einer Anzahl röhren- bewohnender Ningelwürmer und entsenden beweg- liche Fäden in die
Kiemen. Die Gliedertiere haben ein chitinöses Haut- skelett, das entweder einfach chitinös bleibt (Infekten, Spinnen) oder
sich durch die Aufnahme von Kalk- salzen (Krebse, manche Tausendfüßer) verstärkt und sowohl zum Schutz
der innern Organe als auch zur stütze dient, an deren Innenseite die Muskulatur des Leibes Ursprung und Ansatz findet; es
ist unter .allen Umständen gegliedert, sogar die Kalkschale der Seepocken zeigt eine Gliederung, wenn sie auch der des Leibes
des Tiers nicht entspricht.
Das Haut- skelett der Weichtiere wird meist als schale be- zeichnet und ist eine aus einer organischen
Grund- lage bestehende (Konchyliolin), mit Kalisalzen im- prägnierte Kutikularbildung, die entweder ein ein- faches
(fehr viele Schnecken) oder ein mit einem beweglichen Deckel versehenes (Dcckelschneckcn) oder beweglich-zweiklappigcs (Muscheln,
s. Fig. 32, 33), selten aus mehrern hintereinander liegenden beweg- lichen Stücken (Käferschnecken) bestehendes
Gehäuse darstellt. ^ Vei den Kopffüßern finden sich sowohl äußere wie innere S., die letztern bedeutend häufiger. AaMiWg
(s. Fig. 34) und ä^ii-u^a haben
eine gekam- merte, die weibliche ^r^onanta eine einfache, nicht
mit dem Körper verbundene Schale.
Die Tinten- fische haben innere kalkige (08 Lspias) und die Kalmaren hornige innere Schalen ((^amu8),
beide sind in einer Manteltasche hervorgebrachte Kutikular- bildungen. Außerdem finden sich im Innern stützende und schützende
Skclcttelcmente in Gestalt von Knor- peln. So liegt um das centrale Nervensystem eine als Sckädelkapscl bezeichnete Knorpelmasse,
die unter jedes Auge einen oben ausgehöhlten Träger ent- sendet; weitere Knorpelstückchen finden sich
am An- sang der Arme, am Innenrande des Flossensaumcs, in der Wandung des Trichters u. s. w. Das zwei- klappige äußere S.
(Schale) der Armfüßer (s. Fig. 37) ist wie bei den Mollusken ein horniges, aber mit weniger Kalk imprägniertes
Absondcrungs- produkt des Mantels. Vei Nädertiercn und Moostieren (als sog. Ektocyste, s. Fig. 36) finden
sich hornige (chitinöse) äußere S. als Schalen und Köcher, dock kommen auch schleimig-gallertartige vor, sowie bei Moosticren
kalkige.
Als äußeres S. der Mauteltiere kann man ihren äußern, gallertig weichen bis knorplig harten Mantel auffassen, eine Art
inneres S. findet sich bei Asci dien als Stütze der Atmungswcrkzeuge (Kiemenkorb). Gewisse frei schwimmende
ausgebildete Ascidien (^pponäicm- iHi-ill) und die Larven anderer haben ein inneres S. in Gestalt eines unterhalb des centralen
Nerven- systems gelegenen, in den Ruderschwanz sich fort- setzenden Stranges eigenartiger, snlziger Zellen (Urochord, s. Tafel:
Manteltiere,
Fig. 4 cU).
Das S. der Wirbeltiere ist ursprünglich stets knorplig, erhärtet aber durch die Aufnahme von Kalksalzen
in sehr verschiedenem Umfange. Äußere Ekelettelemente sind nicht allzu häusig (Panzer der Gürteltiere, Schildkröten ^f.
Tafel: Körper- bedeckung der Tiere II,
Fig. 16 u. 17^j, Kroko- dile, Fisckpanzer u. s. w.) und bestehen niemals aus Kutikularbildungen,
sondern im wesentlichen aus verknöcherten Elementen der Leoerhant. Auch das iunere S. bildet sich entwicklungsgeschichtlich
teilweise aus Hautverknöcherungen, die sich mit den innen angelegten Teilen desselben verbinden. Das S. der Wirbeltiere zerfällt
in ein Rumpf-, Kopf-, Schwanz- und Gliedmaßenskelett (s. Wirbeltiere). Wesentlich zum Schutz dienen die unbeweglich
mit- einander verbundenen Knochen der Schädelkapsel, zum Schutz und zur Stütze die Knochen des Rumpses,
zur stütze allein die der Gliedmaßcn. - Das menschliche S. besteht, mit Einschluß der Zähne, Gehörknöchelchen und Sesambeinchen,
aus 245 ein- zelnen Knochen von der verschiedensten Gestalt und Größe. (S.Tafel: Das Skelett des Menschen, sowie die Beschreibung
der einzelnen Skelettteile in den betreffenden Artikeln, wie Arm, Vein, Becken, Brust, Kopf, Schädel, Schulter,
Wirbelsäule u.s.w.) Das Stnoium des S. der Tiere, namentlich der Wirbeltiere, bildet einen sehr wichtigen Zweig der vergleichenden
Anatomie, weshalb S. seit je eifrig gesammelt und präpariert worden sind. Entweder sind an den präparierten S. die
Knochen noch durch die mit einem Firnis überzogenen Gelenkbänder verbunden, oder diese sind gleichfalls
entfernt und die Knochen durch Drähte, Schrauben, Kautschuk- bänder oder dgl. aneinander befestigt; im erstern Falle nennt
man das Ganze ein natürliches, im letztern ein künstliches S. Von kleinern Tieren oder solchen mit vielen kleinen Knochen,
von Kindern und jungen Tieren, bei denen die Gelenkenden noch