Skalde
(Skald, neutralen Geschlechts, «der Sprecher»),
das altnord. Wort für «Dichter» und in diesem Sinne durch Gerstenberg, Klopstock u. a. auch ins Deutsche [* 2] aufgenommen. Das, was die Kunst des nordischen S. charakterisiert, ist namentlich die künstliche Form des Versmaßes und des sprachlichen Ausdrucks; eine Reihe von Nominalbegriffen (z.B. Mann, Schwert, Kampf u. s. w.) drückt er teils durch Worte aus, die der Prosa fremd und nur der poet. Sprache [* 3] eigen sind, teils und zwar vorzugsweise durch bildliche Umschreibungen (Kenningar), die aus zwei, drei und mehr Worten zusammengesetzt und der Mythologie, der Heldensage, der Natur entlehnt sind.
Dazu kommt noch, daß die Verszeile eine bestimmte Anzahl Silben hat (meist sechs), die nicht überschritten werden darf. Ein Lehrbuch dieser skaldischen Kunst bildet die von Snorre Sturluson (s. d.) entworfene Edda. Die S. bilden keinen besondern Stand, sondern jeder, der sich skaldische Kunst aneignet, ist und heißt Skald. Isländer gründeten darauf einen Lebensberuf, indem sie seit Beginn des 10. Jahrh. die nordischen, engl. und brit. Fürstenhöfe bereisten, um sich durch Vortrag ihrer Lobgedichte auf den Fürsten, der sog. Drapas, Besitz und Stellung zu erwerben.
Von namhaften S. gehören die ältesten Norwegen [* 4] an (Brage, Thjodolf von Hvin, Eyvind), die weit überwiegende Mehrzahl sind Isländer, vor allem: Egil, Hallfred, Sighvat, Snorre Sturluson u. v. a. (S. Isländische Sprache und Litteratur, Bd. 9, S. 718.) Ein altes Verzeichnis von S., die nordische Fürsten durch Drapas gefeiert haben, das sog. Skaldatal, findet sich in dem dritten Band [* 5] der Arna-Magnäanischen Ausgabe der Snorra-Edda (Kopenh. 1880–87), mit Lebensabriß fast aller bedeutendern S. –
Vgl. Thorláksson, Udsigt over de norskislandske Skjalde (Kopenh. 1882);
Finn Jónsson, Den oldnorske og oldislandske Litteraturs Historie (ebd. 1893–94).