Sixtinische
Kapelle, die Hauskapelle
des
Papstes im
Vatikan
[* 2] zu
Rom,
[* 3] 1473 von
Sixtus IV. nach Angabe
des
Baccio Pontelli erbaut, ist rechteckig, 48 m lang, 16 m breit und 18 m hoch, mit kleinen gerundeten
Fenstern über der
Galerie, sonst ohne architektonischen Zierat, aber in der
Kunstgeschichte von höchster Bedeutung durch die
Malereien, mit denen
sie geschmückt ist. Diese sind zunächst die Wandfresken von
Perugino,
Botticelli, Roselli ^[richtig:
Rosselli],
Signorelli und
Ghirlandajo, eine
Reihe von
Szenen aus dem Alten
Testament mit den entsprechenden aus dem
Neuen darstellend;
sodann die tiefsinnigsten und erhabensten
Schöpfungen
Michelangelos: an der
Decke
[* 4] die Schöpfungsgeschichte und der
Sündenfall
mit seinen
Folgen, dazu die Kolossalgestalten der sieben
Propheten und fünf
Sibyllen etc., und an der Altarwand
das
Jüngste Gericht (s.
Michelangelo, S. 584). Der Eingang zur
Kapelle liegt an der
Scala regia. - Auch der päpstliche Sängerchor,
welcher hier hauptsächlich zu fungieren pflegt, führt den
Namen S. K. Er wurde bereits von
Gregor d. Gr. gegründet; die
gegenwärtigen
Statuten (die ältern gingen 1527 beim sogen.
Sacco di
Roma
[* 5] zu
Grunde) stammen von
Papst
Paul
III. aus dem Jahr 1545. Die
Sänger sind
Priester und päpstliche
Kapläne und stehen unter einem
Kapellmeister oder
Primicerius,
den sie alljährlich aus ihrer Mitte wählen.
Ihre Zahl beläuft sich auf etwa 30. Sie singen stets ohne
alle
Begleitung von
Instrumenten
(a cappella), und ihre Vortragsart (namentlich das oft von ihnen angewandte
Messa di voce) ist
seit langem weltberühmt.
Vgl. Schelle, Die päpstliche Sängerschule in Rom (Wien [* 6] 1872);
Haberl, Bausteine für Musikgeschichte, Heft 3 (Leipz. 1888).