Sitting-Bull,
Indianerhäuptling aus dem Stamme der Sioux, geb. 1837 als der Sohn des Häuptlings Jumping-Bull, des »Springenden Stieres«, führte in seinem Totem, d. h. seinem Wappen, einen auf seinen Hinterschenkeln sitzenden Büffelstier (daher sein Name). Er war ein Mann von bedeutender geistiger Kraft, unbeugsamem Heldenmut, feuriger Beredsamkeit und politischem Scharfblick, ein tödlicher Feind der Weißen und der Regierung der Vereinigten Staaten, wenn es ihm auch in den letzten Jahren gelang, sein Haß- und Rachegefühl geschickt zu verbergen. Trotz des Vertrags, den die Bundesfriedenskommissäre 1868 mit den Sioux und den nördlichen Cheyennen abgeschlossen hatten, kraft dessen ihnen das Recht zugestanden wurde, auf ihrem alten Gebiet zu jagen, befahl ihnen General Sheridan 1876 wider alles Recht, ihre Jagdgründe aufzugeben und eine Reservation zu beziehen. Die Indianer bestanden jedoch auf ihrem Recht, und die Folge davon war ein blutiger Siouxkrieg, in welchem S. die Führung übernahm. Er verlegte das Hauptlager nach den sogen. Bad-Lands, einer unzugänglichen Felsenwüstenei am Oberlauf des Yellowstone-River, und es gelang ihm 17. Juni 1876, den General Custer, den damals berühmtesten Indian fighter, mit seiner ganzen Truppenmacht bis auf den letzten Mann zu vernichten. Indessen endigte der Kampf doch zu ungunsten der Indianer, und S. trat mit seinen Kriegern auf britisches Gebiet über, erhielt 1880 die Erlaubnis zur Rückkehr und ließ sich mit seinem Stamm auf der diesem zugewiesenen Reservation in Montana nieder. Als diese jedoch zum großen Teil von der Regierung den Rothäuten wieder abgekauft wurde und die Verhandlungen darüber im J. 1889 begannen, widersetzte sich S. aufs heftigste diesem Geschäft und ward dafür seiner Häuptlingsgewalt enthoben. Sobald Anfang November 1890 ein allgemeiner Indianerkrieg auszubrechen drohte, der Messiaswahn überall im NW. der Vereinigten Staaten von Nordamerika auftauchte und die Geistertänze begannen, suchte S. das verlorne Ansehen wiederzugewinnen, wiegelte seinen Stamm auf, gebot ihm, sich an den Tänzen zu beteiligen, und war eben im Begriff, den Oberbefehl zu übernehmen, als er bei dem Versuch seiner Verhaftung durch die Bundestruppen 15. Dez. mit seinem Sohne getötet wurde (s. Vereinigte Staaten von Nordamerika).