Sitter
oder Sittern
(Kt. Appenzell,
St. Gallen
und Thurgau).
Bedeutendster Zufluss der
Thur, der seine Quelladern im
Säntisgebirge sammelt. Die Sitter
entsteht aus der Vereinigung des Brül-,
Schwendi- und
Weissbaches, dreier Wildwasser, deren erstes vom S.-Fuss des Alpsigel
durch das Brültobel herabkommt, während das zweite dem
Seealpsee entspringt und das dritte seine Quellen
auf der
Potersalp am N.-Fuss des
Hühnerberges hat. Ein Färbungsversuch mit Fluoreszeïn hat 1905 gezeigt, dass der
Fählensee
unterirdisch zum
Rhein und nicht zum
Schwendibach abfliesst, wie es die Tektonik jenes Gebietes vermuten liess. Vom
Weissbad
an, wo sich die drei grossen Quellbäche zur Sitter
vereinigen, durchfliesst diese den mittlern Abschnitt
von
Appenzell Inner und Ausser Roden. Hier erhält sie von rechts den vom
Fähnern-Hirschberg herkommenden Rotbach und von
links die
Urnäsch, ihre grösste Nebenader, die auf der
Schwägalp am
W.-Hang des Säntisgipfels entspringt. Bei der Vereinigung
mit der
Urnäsch scheidet die Sitter
die beiden Landschaften Vor der Sitter und
Hinter der Sitter
, worauf
sie auf St.
Galler Boden tritt und hier zunächst in tiefer und malerischer
Schlucht die Gemeinde
Straubenzell durchfliesst,
um von der Hätternbrücke an die Grenze zwischen den Bezirken
Gossau und
Tablat zu bilden. Unterhalb
Bernhardzell
und der Burgruine Ramswag verlässt die Sitter
den Kanton St. Gallen
und mündet bei
Bischofszell im Kanton Thurgau
nach 40 km langem
Lauf von rechts in
die
Thur, nachdem sie
eine grosse Zahl von
Mühlen, industriellen Anlagen und Elektrizitätswerken mit Kraft versorgt hat.
Sie wird von vielen und zum Teil grossartigen Brücken überschritten, von denen wir nennen: im Kanton Appenzell
diejenigen
von
Weissbad,
St. Anna, Appenzell
(Strassenbahn St.
Gallen-Gais-Appenzell),
Lank, im Gmündertobel bei
Zweibrücken,
Kubel (Elektrizitätswerk);
im Kanton St. Gallen
diejenigen von
Bruggen,
St. Josephen,
Erlenholz und
Wannen; im Thurgau
diejenigen von
Sitterdorf und
Bischofszell.
Fähren finden sich bei Sitterthal, Bauerntobel, Winterburg und Hiltern (zwischen Häggenswil und Bernhardzell), Roten, Lemisau, Papiermühle, Tobelmühle und Lütswil. Hervorragend ist die steinerne Krätzerenbrücke der Strasse St. Gallen-Gossau, die zwei Bogen aufweist, sowie 197 m lang und 28 m hoch ist. Etwas oberhalb davon befindet sich die am eingeweihte Eisenbrücke der Linie Winterthur-St. Gallen, eine der höchsten Brücken Europas (68 m hoch und 167 m lang).
Eine weitere Eisenbahnbrücke wird für die Linie
Bodensee-Toggenburg erstellt werden. Die Ufer der Sitter
sind im Mittellauf
vom
Weissbad bis
Haslen flach, von da bis beinahe zur Mündung dagegen steil, hoch und bewaldet. Im untersten Abschnitt
verbreitert sich das Flussthal zwischen hohen Thalwänden. Der Flusslauf ist an verschiedenen
Stellen korrigiert, so z. B.
bei Appenzell,
von
Mettlen bis zum Eintritt in den Schluchtenlauf und in der Umgebung von
Bischofszell. Dis Sitter
ist 40 km lang und
umfasst ein Einzugsgebiet von 348 km2. Das Gefälle schwankt zwischen 3 und 8‰. Maximale
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Wasserführung etwa 220 m3 in der Sekunde. 787: Sidrona;
899: Siteruna;
1155: Sedrona;
später Siterun, d. h. «Tobelbach».