Talg
(Unschlitt,
Inselt), das
Fett der
Rinder,
[* 3]
Schafe,
[* 4]
Ziegen,
Hirsche,
[* 5] ist farblos, riecht schwach eigentümlich, ist härter
bei Trockenfütterung, im warmen
Klima
[* 6] und bei männlichen
Tieren, enthält durchschnittlich 75 Proz.
Stearin
und
Palmitin und 25 Proz.
Olein. Rindertalg
schmilzt bei 43,5-45°, ist unlöslich in kaltem, schwer löslich in siedendem
Alkohol; Hammeltalg
ist härter, brüchig, fast geruchlos, schwer löslich in
Alkohol, schmilzt bei 46,5-47,5°. Ziegentalg
ist dem Rindertalg
ähnlich, riecht aber stärker.
Über
Hirschtalg s. d. Zur Gewinnung des Talgs
erhitzt man
das zerschnittene
Fett (Talg
linsen) unter Zusatz von einigen
Prozenten
Wasser unter beständigem Umrühren im kupfernen
Kessel,
schöpft das geschmolzene
Fett ab und preßt endlich den Rückstand (Griefen,
Grieben) aus. Vorteilhafter schmelzt man die
Linsen mit
Dampf
[* 7] unter Zusatz von etwa 1 Proz.
Schwefelsäure
[* 8] in hölzernen, mit
Blei
[* 9] ausgeschlagenen Bottichen,
bedeckt, um die übelriechenden
Dämpfe abzuleiten, die
Kessel und bringt ein mit der
Feuerung in
Verbindung stehendes Ableitungsrohr
an, welches zur Verteilung der
Dämpfe mit einem
Sieb endigt.
Die
Ausbeute beträgt 75-92 Proz. und ist im allgemeinen beim
Schmelzen mit
Dampf größer als beim trocknen
Schmelzen. Zur
Reinigung wird der Talg
wiederholt mit 5 Proz.
Wasser, auch mit
Alaun-,
Salz- oder Salpeterlösung umgeschmolzen, in kaltes
Wasser
gegossen und in Spänen an der
Sonne
[* 10] gebleicht. Auch durch
Schmelzen mit etwa 1 Proz. Braunsteinpulver, 2 Proz.
Schwefelsäure
und 30 Proz.
Wasser,
Abgießen,
Versetzen mit 1 Proz.
Oxalsäure und abermaliges
Abgießen kann Talg
gebleicht
werden.
Zum
Härten schmelzt man Talg
mit 0,5 Proz.
Schwefelsäure und 0,5 Proz.
Salpetersäure, wäscht aus und erhitzt bis zum
Verdunsten
des
Wassers, oder man rührt 0,007 Proz.
Bleizucker in das geschmolzene
Fett ein. Man kann auch geschmolzenen Talg
auf 20-25°
abkühlen lassen und das flüssig gebliebene
Olein abpressen. Das abgepreßte breiförmige Talgöl
dient
zur
Darstellung von
Kunstbutter. Die größte
Menge Talg
liefert Rußland, im
Süden mehr Hammeltalg
(weißer im
Norden
[* 11] hauptsächlich
Rindertalg
(gelber Talg). Je nach der Reinheit und
Konsistenz unterscheidet man auch Lichtertalg
und Seifentalg, welch letzterer
namentlich aus
Sibirien kommt. Auch
Polen,
Holland und
Dänemark
[* 12] liefern viel und guten Talg
, welcher, wie
die inländische
Produktion, in
Deutschland
[* 13] dem russischen vorgezogen wird. Neuerdings wird auch aus
Australien
[* 14] und den La
Plata-Staaten
zugeführt. Man benutzt Talg als
Nahrungsmittel,
[* 15] zu
Kerzen, zur
Darstellung von
Stearinsäure und
Seife, in der Lederbereitung,
zu
Schmiermitteln etc.