Titel
Du
Cange
(spr. dü kangsch), 1)
Charles
Dufresne,
Sieur, einer der größten
Gelehrten
Frankreichs, geb. zu
Amiens,
[* 2] erhielt im dortigen Jesuitenkollegium die erste
Bildung, studierte dann in
Orléans
[* 3] die
Rechte und
wurde 1631 in
Paris
[* 4] Parlamentsadvokat, widmete sich aber in der
Folge ausschließlich wissenschaftlichen
Studien. 1645 kaufte
er sich in
Amiens eine königliche Schatzmeisterstelle; 1668 zog er nach
Paris, wo er starb. Seine beiden Hauptwerke
sind: das noch heute unentbehrliche »Glossarium ad scriptores mediae
et infimae latinitatis« (Par. 1678, 3 Bde.),
welches durch
die
Benediktiner von St.-Maur vervollständigt (das. 1733-1736, 6 Bde.;
neue Ausg., Vened. 1762), von Carpentier (1766, 4 Bde.)
und
Diefenbach (Frankf. 1857 u. 1867) durch
Supplemente ergänzt, dann von
Henschel (Par. 1840-50, 7 Bde.)
herausgegeben wurde und jetzt, mit den Zusätzen der Genannten, in neuer
Ausgabe von L.
Favre
(Niort 1883 ff.)
erscheint, und das »Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis«
(Par. 1688, 2 Bde.). Einen
Auszug aus ersterm Werk unter dem
Titel: »Glossarium manuale ad scriptores etc.« besorgte
Adelung
(Halle
[* 5] 1772-84, 6 Bde.). Als ausgezeichneten
Forscher auf dem Gebiet der byzantinischen Geschichte
bewies sich Du Cange
in den Werken: »Histoire de l'empire de Constantinople sous
les empereurs français« (Par. 1657),
der eine treffliche Ausgabe der Villehardouinschen Geschichte der Eroberung von Konstantinopel [* 6] vorausging (1657),
und »Historia byzantina« (das. 1680). Auch von Joinvilles »Histoire de saint Louis« (1668) sowie verschiedenen byzantinischen Geschichtschreibern, z. B. J. ^[Johannes] Cinnamus (1670),
Zonaras (1686, 2 Bde.) u. a., besorgte er Ausgaben. Eine seiner wichtigsten Arbeiten: »Des principautés d'outre-mer«, wurde erst 1869 von Rey unter dem Titel: »Familles d'outremer« veröffentlicht;
viele andre sind noch Manuskript. In seiner Vaterstadt hat man ihm 1849 ein Denkmal errichtet.
Vgl.
Hardouin, Essai sur la vie et sur les ouvrages de Du Cange
(Amiens 1849);
Feugère, Étude sur
Du Cange
(im
»Journal de l'instruction publique« 1852).
2) Victor Henri Joseph Brahain, franz. Dichter und Romanschriftsteller, geb. im Haag, [* 7] kam frühzeitig nach Paris, wo er eine Stelle im Handelsministerium erhielt, verlor diese nach der Restauration und wandte sich nun nach kurzem Aufenthalt in England der Bühnen- und Romanschriftstellerei zu, die ihm ein bescheidenes Einkommen gewährte, nebenbei aber infolge seiner freisinnigen, namentlich dem religiösen Fanatismus scharf entgegentretenden Anschauungen von seiten der Regierung vielerlei Anfechtungen zuzog. Er starb Unter seinen zahlreichen Theaterstücken ist »Trente ans, ou la vie d'un joueur« (1827) das berühmteste und wirkungsvollste.
Von den übrigen nennen wir: »Le [* 8] prince de Norvège« (1818);
»Le colonel et le soldat« (1820);
»Élodie« (1822);
»Les diamants« (1824);
»Mac Dowell« (1826);
»Il y a seize ans« (1831);
»La vendetta« (1831) etc.
In allen
Stücken zeigt sich
Du Canges
Vorliebe für das Schreckliche, Schaudervolle;
sein Stil ist oft rauh und hart und streift ans Bizarre.
Auch seine Romane, obschon jetzt wenig mehr gelesen, hatten ihrer Zeit infolge der dramatisch spannenden Handlung und lebhaften Darstellung großen Erfolg. Wir führen an: »Agathe« (1819, 2 Bde.);
»Valentine, ou le pasteur d'Uzès« (1821, 3 Bde.);
»Léonide, ou la vieille de Suresnes« (1823, 5 Bde.);
»Le médecin confesseur« (1825, 6 Bde.);
»La Luthérienne« (1825, 6 Bde.);
»Les trois filles de la veuve« (1826, 6 Bde.);
»Ludovica« (1830, 6 Bde.);