Avicenna
(eigentlich Ibn Sina), berühmter arab. Arzt und Philosoph, geb. 980 zu Afsenna in dem jetzigen Chanat Bochara, erhielt hier seine gelehrte Bildung, wurde Leibarzt bei mehreren samanidischen und dilemitischen Sultanen, auch eine Zeitlang Wesir in Hamadan, lehrte zu Ispahan Medizin und Philosophie; starb 1037 in Hamadan. Sein medizinischer Kanon diente jahrhundertelang als Grundlage des Unterrichts. In der Philosophie ging er zwar von der dem Neuplatonismus verwandten Richtung seines Vorgängers unter den Arabern, Alfarabi, aus, näherte sich aber der Lehre [* 2] des Aristoteles.
Alle
Dinge gehen von Gott als dem einzigen Unveränderlichen aus, aber nicht unmittelbar, da das Unveränderliche
nichts Veränderliches unmittelbar hervorzubringen vermag.
Sein erstes und allein unmittelbares
Produkt ist die
Intelligenz
(die Weltseele); von da reicht durch die
Kette der verschiedenen Himmelssphären hindurch die
Kette der Ausflüsse bis auf
unsre
Erde herab. Aber dieselbe
Ursache, welche die
Dinge erzeugt, muß sie auch erhalten;
Ursache und
Wirkung
sind gleichzeitig, die
Welt daher ebensogut von
Ewigkeit wie Gott. Avicennas
Schriften, die schon im 12. Jahrh. ins
Lateinische
übersetzt wurden, erschienen teilweise (die
Metaphysik) schon 1493, die
Logik und einige andre 1495 zu
Venedig
[* 3] und
seitdem öfter (Vened. 1523, 5 Bde.;
Bas. 1556).