Anemōne
L.
(Windröschen,
Windblume),
Gattung aus der
Familie der
Ranunkulaceen, ausdauernde
Kräuter mit kriechendem
Wurzelstock,
meist geteilten Blättern, gewöhnlich nur einblütigem
Stengel,
[* 2] sechs- bis neunblätterigem, blumenkronartigem Perigon, dreiblätteriger
Hülle unter der
Blüte
[* 3] und zahlreichen einsamigen Früchtchen. Die meisten
Arten gehören der nördlichen
gemäßigten
Zone, wenige der südamerikanischen und südafrikanischen
Flora an. Anemone
coronaria L. (Gartenanemone
, s. Tafel
»Zimmerpflanzen
[* 4] II«),
in Südeuropa und dem
Orient, mit großen, dunkelroten, blauen oder weißen
Blüten, wird in zahlreichen
Varietäten,
namentlich in
Holland, als
Zierpflanze kultiviert. Unter den
Varietäten dieser
Pflanze verbergen sich wahrscheinlich zwei
Arten,
eine mit lebhaft roten
Blumen mit weißem
Auge
[* 5] und eine violettblaue. Durch die
Kultur hat man
Blumen von
7-8
cm
Durchmesser erzielt, teils einfarbige, teils gefleckte und gestreifte sowie dicht gefüllte. Ebenfalls als
Zierpflanzen
sind geschätzt: Anemone
japonica
Sieb., mit rosa und weißen (Honorine Jobert)
Blüten;
Anemone
hortensis L. (Sternanemone
), in der
Schweiz,
[* 6]
Istrien,
[* 7]
Fiume,
[* 8]
Italien,
[* 9] bei uns in
Gärten gefüllt und einfach vorkommend;
Anemone
narcissiflora L. (narzissenblütige Anemone
), auf
dem
Riesengebirge und in den
Alpen,
[* 10] mit weißen
Blüten;
Anemone
pavonina L., (Pfauenanemone
), aus Südfrankreich, mit großer, aus
10-12 lanzettförmigen, sehr spitzen, schmalen, feurig karminroten Blättern bestehender
Blume;
Anemone
sylvestris L.
(Waldanemone
), in
Europa
[* 11] und Nordasien, mit weißen
Blüten. Anemone
nemorosa L.
(Waldröschen,
Aprilblume, weiße
Osterblume) blüht
bei uns in Laubholzwaldungen im Frühjahr.
Die frischen Blätter und Blumen haben einen brennenden Geschmack und verursachen, wenn sie länger auf der Haut [* 12] liegen, Blasen und Geschwüre. Sie wurden früher als blasenziehendes Mittel angewendet; in größern Gaben genommen, wirken sie ¶
mehr
giftig und können Entzündungen im Magen- und Darmkanal herbeiführen. Die Kamtschadalen bereiten aus dem Safte der Pflanze ein
Pfeilgift. Sie enthält flüchtiges Anemonin C15H12O6 . Dies bildet farblose, leicht zerreibliche
Prismen, ist geruchlos, fast geschmacklos und löst sich wenig in kaltem Wasser und Alkohol; nach dem Schmelzen schmeckt es
höchst brennend pfefferartig und bewirkt einige Tage anhaltende Taubheit der Zunge. Anemone
ranunculoides L.
(gelbe Osterblume), mit gelben Blüten, hat mit der ihr auch sonst ähnlichen vorigen Art gleiche Eigenschaften.