Sinus
(lat.), Busen, Höhlung, z. B. s. transversi, Querblutleiter, weite Venen der harten Hirnhaut. - S. eines Kreisbogens oder des zugehörigen Zentriwinkels, geschrieben sin., in der Trigonometrie [* 2] die halbe Sehne des doppelten Bogens, dividiert durch den Halbmesser (s. Trigonometrie). Statt dieses jetzt üblichen numerischen S., welcher ein echter Bruch ist, wandte man früher den linearen S., d. h. die absolute Länge der halben Sehne selbst, an; den Radius bezeichnete man mit dem Namen S. totus.
Sinus
versus, Quersinus, gekürzt sin. vers., ist die
Einheit, vermindert um den
Kosinus. Die
Geometer und Astronomen des griechischen
Altertums bedienten sich nicht des S., sondern rechneten mit den
Sehnen der
Bogen
[* 3] selbst; dagegen war der
S. unter dem
Namen dschiva oder dschya (s. v. w.
Sehne, auch bei einem zum
Schießen
[* 4] dienenden
Bogen) frühzeitig bei den
Indern
im
Gebrauch, von denen ihn um 900
n. Chr. die Araber entlehnten. Der
Name S. ist die lateinische Übersetzung des arabischen
Wortes dschaib (s. v. w.
Busen), mit welchem die Araber den S. bezeichneten; wahrscheinlich ist aber dieses
Wort nur eine arabisierte Lesart des Sanskritausdrucks dschiva, da dschaib und dschiba in arabischer
Schrift nicht unterschieden
sind.
Vgl. Hankel, Zur Geschichte der Mathematik (Leipz. 1874).
Im christlichen Abendland wurden die S. anstatt der Sehnen von Regiomontanus (s. d.) eingeführt.