2) Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Wiesbaden,
[* 4]
Dillkreis, an der
Dill und an der
LinieDeutz-Gießen der Preußischen Staatsbahn,
hat ein großes Eisenhütten- undHammerwerk (Neuhoffnungshütte), ein Blechwalzwerk, Glockengießerei,
eine
Maschinen- und eine Papierfabrik, eine Rohrschmiede, eine
Säge- und
Mahlmühle und (1885) 954 Einw.
in ursprünglicher Bedeutung die Fähigkeit des Menschen, den Inhalt irgendwelcher Erfahrungen aufzufassen, und
in übertragener Bedeutung dieser Inhalt selbst. So sagt man von jemand, er habe S. für die Poesie, für Naturschönheit u. s. w.,
so spricht man von dem S. einer Rede u. s. w. In der Physiologie und Psychologie bedeutet S. ein leibliches
Organ, das unsern Verkehr mit der Außenwelt vermittelt, oder die Leistungen eines solchen Organs. In der Philosophie versteht
man unter S. im allgemeinen das Vermögen unmittelbarer Auffassung und Erkenntnis im Gegensatz zu dem
begrifflichen Denken. (S. Sinnlichkeit.)
Die naturgemäße Thätigkeit der S., Wahrnehmungen von der Außenwelt und von den Zuständen des eigenen Leibes zu liefern,
wird vermittelt durch die Erregung bestimmter Nerven
[* 6] oder Nervenkomplexe. Vermöge einer Einrichtung, die man als specifische Energie der Sinnesorgane
bezeichnet hat, erscheint in dem entwickelten Organismus jede Art von sinnlicher Empfindung an bestimmte
Nervenbahnen derartig gebunden, daß einerseits sie selbst nur durch deren Reizung entsteht, andererseits jede beliebige
Reizung dieser Nervenbahnen zu Empfindungen derselben Art führt. So entstehen z. B. Gesichtsempfindungen
nie anders als durch Reizung des Sehnerven; aber wie und an welcher Stelle man auch diesen Nerven reize,
ob durch Licht
[* 7] oder durch Stoß oder durch Elektricität, ob an seinem peripherischen oder centralen Ende oder in der Mitte,
nie giebt er eine andere Empfindung als die der Helligkeit oder der Farbe.
Diese eigentümliche Thatsache beruht darauf, daß die Thätigkeit der Nerven durch ihre peripherischen Endigungen bedingt
ist, die durch ihren Bau zur Aufnahme und Fortpflanzung nur bestimmter Bewegungsformen befähigt sind.
So sind z. B. die Endigungen des Sehnerven im Auge
[* 8] so eingerichtet, daß sie zwar auf die feinen Schwingungen des Lichtäthers,
nicht aber auf die gröbern Bewegungen der Luft ansprechen, denen sich das Ohr
[* 9] mit den Endigungen des Gehörnerven
angepaßt hat. Dadurch und namentlich durch die Beobachtung, daß eine Stellvertretung der nervösen Bahnen im Gehirn
[* 10] wie im
peripherischen Verlauf
möglich ist, hat die Annahme einer specifischen Energie ihre eigentliche Bedeutung verloren. Von der
Verbindung, in der verschiedene nervöse Elemente miteinander stehen, ist ihre specifische Funktion abhängig zu denken,
nicht von einer ihnen innewohnenden Energie.
Im einzelnen unterscheidet man fünf äußere S.: den Gefühlssinn, den Geschmack, den Geruch, das Gesicht
[* 11] und das Gehör.
[* 12] Für
einen jeden dieser S. bestehen besondere Sinnesorgane, die aus den betreffenden Sinnesnerven und gewissen peripherisch gelegenen
nervösen Endorganen zusammengesetzt sind und durch die Einwirkung specifischer Sinnesreize (Wärme,
[* 13] Licht, Schall,
[* 14] mechan., chem. und elektrischer Reiz) die Erregung
gewisser Partien des Gehirns und damit die Entstehung der Sinneswahrnehmung vermitteln. Näheres s. Gefühl (physiologisch),
Gemeingefühl, Tastsinn, Auge, Sehen,
[* 15] Gehör, Geruch, Geschmack.
Während die Psychologie die Sinnesempfindungen als ein Geschehen in der Seele betrachtet, erforscht die Physiologie die sie
bedingenden leiblichen Vorgänge, d. h. die Formen der Erregung in den
Sinnesorganen, -Nerven und -Centren. Als Eindrücke im eigentlichen Sinne, als Abbildungen der Gegenstände kann aber weder
die Psychologie noch die Physiologie die Empfindungen betrachten: sie sind der Ausdruck eines Geschehens, das durch die Organisation
des Nervensystems und durch dessen Verhältnis zum Bewußtsein bedingt ist;
daher uns die sinnliche Empfindung
niemals die wahre Beschaffenheit der Dinge, sondern nur die Art verrät, wie wir davon affiziert werden. (S. Empfindung.)
Insofern ist jede Empfindung subjektiv im weitern Sinne.
Als subjektive Empfindungen im engern Sinne bezeichnet man dagegen
solche, die ohne Einwirkung äußerer Gegenstände durch bloße Erregungszustände der Nerven erfolgen;
z. B. die subjektiven Gefühle des Hypochonders, der säuerliche Geschmack bei verdorbenem Magen,
[* 16] das Ohrenbrausen u.s. w. Werden
derartige subjektive Empfindungen nicht als solche erkannt, sondern irrtümlich auf äußere Gegenstände bezogen, so entstehen
daraus die sog. Sinnestäuschungen (s. Hallucinationen, Illusion). Die Empfindungen geben weder die Gestalt
und Beschaffenheit der physik. Reize genau wieder, noch auch wachsen sie in demselben Verhältnis, wie die Reize wachsen,
vielmehr nach einer Gesetzmäßigkeit, die zuerst E. H.Weber und Fechner exakt zu bestimmen versucht haben. (S. Psychophysik.)
Der gesamten leiblich vermittelten Wahrnehmung steht nun aber im Menschen noch die sog. innere Wahrnehmung,
d. h. Erfahrung von unsern eigenen psychischen Funktionen gegenüber, und diese bezeichnet
man seit Locke als den innern S. Dieser Ausdruck bedeutet nicht etwa ein mystisches Vermögen höherer Wahrnehmungen, sondern
nur die allgemeine Thatsache, daß unsere eigenen Bewußtseinsakte von uns erkannt und beurteilt werden können.–
Vgl. außer
den Lehrbüchern der Physiologie und Psychologie besonders: Leyden, Über dieSinneswahrnehmungen (2. Aufl.,
Berl. 1872);
(Breite S.), rechter Nebenfluß der Fränkischen Saale im bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, entspringt auf der Westseite
des Rhöngebirges, nimmt rechts die Schmale S. und die vom Spessart kommende Jossa auf und mündet bei Gemünden.