[* 1] oder
Singcikaden
(Cicadidae, eine Familie der
Zirpen, die besonders durch das Stimmorgan der Männchen an der
Unterseite des Hinterleibes ausgezeichnet ist: in einem unter breiten halbmondförmigen Platten gelegenen Paar
Höhlen liegt
eine viel gefaltete
Haut,
[* 2] die Trommelhaut. Diese wird durch ein
Muskelbündel angespannt, bei dessen Zurückschnellen sie einen
schrillen
Ton ergiebt. Die S. zirpen unermüdlich. Sie leben auf
Bäumen von den Säften junger
Triebe, ihre
Larven unterirdisch an Baumwurzeln. Bekannte
Arten sind die Eschensingzirpe
(Cicadaplebeja Scop.,
s. nebenstehende Abbildungen, a, das ausgebildete
Insekt, b die Larve), die Mannazirpe und die Heuschreckensingzirpen (S.
die betreffenden
Artikel).
Insektengruppe aus der Ordnung der Halbflügler, mit
dem Körper schräg, dachförmig anliegenden Flügeln, umfaßt vier Familien: Singzirpen, Leuchtzirpen, Buckelzirpen
und Kleinzirpen. Die Singzirpen (StridulantiaBurm.) sind plump gebaute Tiere mit kurzem, senkrecht stehendem Kopf und blasenartig
aufgetriebener, querfaltiger Stirn, hervorquellenden Augen,
drei deutlichen Nebenaugen auf dem Scheitel, zwischen den Augen entspringenden,
borstenförmigen, kurzen Fühlern, gestreckten, glasartigen, unbehaarten oder gefärbten und behaarten Vorderflügeln, die
viel länger sind als die Hinterflügel, und verdicktem, unten stachligem Vorderschenkel.
Sie gehören meist den Tropen an, halten sich am Tag scheu zwischen dem Laub der Bäume versteckt und saugen die jungen Triebe
derselben aus, ohne sich aber dabei nach Art der Blattläuse festzusetzen und Kolonien zu bilden. Die Männchen bringen sehr
helle, schrillende oder pfeifende Töne hervor, welche schon die Aufmerksamkeit der alten Dichter und Naturbeobachter
erregten. Die Tettix der Griechen wurde von den Dichtern, besonders von Anakreon, besungen, und eine auf einer Harfe sitzende
Cikade galt als Sinnbild der Musik.
Der Stimmapparat befindet sich jederseits an der Basis des Hinterleibes unter zwei großen, lederartigen
Schuppen, von denen jede eine große, im Grund von zarter Membran geschlossene Ringöffnung bedeckt. Oben an der Außenseite
jeden Ringes spannt ein horniger Rahmen eine festere, längsfaltige Haut. Am Grunde der lederartigen Schuppe liegt ein Luftloch
als lange, mit Wimperhaaren besetzte Falte, und im steifen Rand sind Stimmbänder angebracht, welche durch
die ausströmende Luft in Schwingungen versetzt werden.
Die hierdurch erzeugten Töne werden durch den beschriebenen Apparat verstärkt. Die Weibchen bohren mit einem in der Längsspalte
des Bauches verborgenen Legstachel junge Triebe bis zum Mark an, um ihre Eier
[* 5] abzulegen; die Larven saugen äußerlich am Baum,
auch an den Wurzeln. Die Familie zählt 400-500 Arten, von denen nur 18 dem südlichen Europa
[* 6] angehören.
Die größte inländische Art, welche mit den Flügeln über 8 cm spannt, ist CicadaplebejaScop., sie ist schwarz, auf dem
Schildchen und auf dem Prothorax größtenteils rostgelb, am Hinterleib seitlich weiß, auf den Flügeln
gelbbraun geädert und bewohnt Süddeutschland.
mit elf braunen Punkten auf jedem der wasserhellen Vorderflügel und braunem, gelb geflecktem und weiß
behaartem Körper, lebt in Südeuropa vorherrschend auf der Mannaesche und sticht deren Blätter an, um
ihre Eier darin abzulegen. Auf der Wunde bilden sich Mannatröpfchen, doch hat dies Produkt für den Handel keine Bedeutung.
Von den alten Griechen wurden Cikadenlarven gegessen. Die Leuchtzirpen(FulgorinaBurm.) haben einen vielgestaltigen Kopf, an
welchem die Stirn vom Scheitel und von den Wangen durch scharfe Leisten getrennt ist; die Augen sind klein,
halbkugelig, jederseits oft mit einem Nebenauge, die Fühler meist ganz klein, warzenförmig.
Die Vorderflügel sind dünnhäutig, derb oder lederartig; viele Arten von beträchtlicher Größe und lebhafter, bunter Färbung
bewohnen vorwiegend die Tropen und sind in Europa durch unscheinbare Arten vertreten. IhrenNamen haben sie
von dem surinamschen Laternenträger (s. d.), von welchem man glaubte, daß er nachts leuchte;
sie zirpen nicht, sondern aber durch die Körperbedeckung hindurch eine wachsartige Substanz aus, welche in besonderer Dichtigkeit
und oft in langen, fadenförmigen Strängen die Oberfläche des Hinterleibes bedeckt. Das Wachs der chinesischen Flata
limbataFabr. kommt in den Handel. Die Buckelzirpen (MembracinaBurm.) sind kleine bis mittelgroße, springende, nicht zirpende
Tiere mit extravaganten Bildungen des Prothorax, unter welchem
¶
mehr
oft Mittel- und Hinterrücken, selbst Flügel und Hinterleib verborgen liegen; der Kopf ist nach unten gerückt, der Scheitel
mit der Stirn verschmolzen, zwischen den Augen liegen zwei Nebenaugen, die Fühler sind sehr kurz, unter dem Stirnrand verborgen.
Sie bewohnen bis auf eine GattungAmerika
[* 10] und sind dort ungemein zahlreich vertreten. Die gehörnte Dornzirpe
(CentrotuscornutusL.), 6-9 mm lang, schwarz, fein seidig behaart, an Knieen, Schienen, Tarsen und Rückenkiel rostrot, mit
zwei seitlichen ohrartigen Fortsätzen und einem hintern langen, scharf gekielten Dorn am Mesothorax, findet sich bei uns
im Herbst häufig auf Haselgebüsch.
Die Kleinzirpen (CicadinellaBurm.) haben einen frei hervortretenden Kopf, der Scheitel ist nach oben, die
Stirn nach vorn gewandt, die Nebenaugen stehen zu zweien oder fehlen; die Fühler sind kurz, mit Endborste, vor den Augen stehend,
der Prothorax ist meist einfach, den Mesothorax bis zum Schildchen bedeckend, die Oberflügel sind lederartig, die Hinterbeine
verlängert. Sie springen, zirpen aber nicht und finden sich in zahlreichen Arten in Europa. Die Schaumcikade
(AphrophoraspumariaL. s. Tafel »Halbflügler«) ist 11 mm lang, gelbgrau mit zwei schrägen hellern Binden auf den Deckflügeln;
das Weibchen legt im Herbste die Eier in Rindenrisse der Weide
[* 11] oder an den Wurzelstock einiger Wiesenpflanzen, die im
Frühjahr erscheinende Larve sticht die Futterpflanze an und saugt deren Saft; ihre Exkremente treten als Bläschen aus, welche
das Tier vollständig mit einem dichten Schaum umhüllen (Kuckucksspeichel). Sitzen viele Larven auf einer Weide bei einander,
so fließen die Schaumbläschen zu Tröpfchen zusammen und fallen herab (thränende Weiden). Nach der letzten
Häutung kommt die Cikade aus dem Schaum hervor und lebt auf Gräsern und Gebüsch. Eine Anzahl durch eigentümliche Formen
oder Farbenpracht ausgezeichneter s. auf beifolgender Tafel.