Sined
19 Wörter, 109 Zeichen
Sined,
1) Johann Michael Cosmus, Dichter und Bibliograph, geb. zu Schärding am Inn, ward von Jesuiten erzogen und trat 1747 zu Wien [* 3] in den Orden [* 4] der Jesuiten ein, die ihn verschiedentlich als Lehrer und Prediger verwendeten. Als seine Gesundheit die Anstrengungen des Reisepredigens nicht mehr vertrug, wurde er (1759) Professor der schönen Wissenschaften und der Litteraturgeschichte an dem von den Jesuiten geleiteten Theresianum zu Wien, und seine Wirksamkeit war hier so erfolgreich, daß er auch nach Vertreibung des Ordens (1773) seine Stelle behielt.
Zugleich wurde er Bibliothekar an dem Institut und, als Joseph II. auch dieses aufhob, in richtiger Würdigung seiner Fähigkeiten zum Kustos der kaiserlichen Bibliothek ernannt, in welcher Stellung er auch unter Leopold II. mit dem Titel Hofrat verblieb. Er starb Denis hat sich um die Bildung in seinem Vaterland, das er zuerst mit der Litteratur des nördlichen Deutschland [* 5] bekannt machte, große Verdienste erworben. Seine poetischen Vorbilder waren Ossian, den er in Hexametern übersetzte (»Die Gedichte Ossians, eines alten keltischen Dichters, aus dem Englischen übersetzt«, Wien 1768),
und Klopstock, dessen Bardengesänge er in seinen eignen, unter dem Namen des Barden Sined (Anagramm von Denis) gedichteten, von hohem Patriotismus erfüllten Liedern und Oden nachahmte. Sie erschienen unter dem Titel: »Die Lieder Sineds des Barden, mit Vorbericht und Anmerkungen von Michael Denis« (Wien 1773),
später mit Ossian zusammen als »Ossians und Sineds Lieder« (das. 1784, 5 Bde.; neue Aufl. 1791, 6 Bde.). Seine verdienstvollen bibliographischen Arbeiten sind: »Grundriß der Bibliographie und Bücherkunde« (Wien 1774);
»Grundriß der Litteraturgeschichte« (das. 1776);
»Einleitung in die Bücherkunde« (das. 1777, neue Aufl. 1795-96);
»Wiens Buchdruckergeschichte bis 1560« (das. 1782, nebst Nachtrag 1793).
Sein »Litterarischer Nachlaß« ward herausgegeben von J. F. ^[Joseph Friedrich] v. Retzer (Wien 1802, 2 Bde.).
Vgl. v. Hofmann-Wellenhof, Michael Denis (Innsbr. 1881).
2) Paul, Architekt und Ingenieur, geb. zu Mainz, [* 6] vollendete als Schüler der polytechnischen Schule in Paris [* 7] 1814 und 1815 seine Fachstudien und trat 1817 in den bayrischen Staatsdienst. In den Jahren 1832 und 1833 machte er eine Reise nach Belgien, [* 8] Frankreich, England und Nordamerika, [* 9] wurde 1834 der bayrischen Ministerialkommission für den Bau des Main-Donaukanals als Techniker beigegeben und führte 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland, die Nürnberg-Fürther, aus. Unter seiner Leitung ward auch die München-Augsburger sowie die Taunusbahn ausgeführt. Im J. 1842 ging er als Kreisbaurat nach Speier, [* 10] wo er den Bau der pfälzischen Bahnlinien leitete, auch an der Ausführung der Worms-Mainzer Bahn teilnahm. Im J. 1856 wurde er zum Direktor der Bayrischen Ostbahn ernannt und baute bis 1866 deren Netz aus. Er starb in Dürkheim. [* 11]