Magus, ein schon in der
Apostelgeschichte erwähnter samaritanischer Zauberer, der in der christl. Sage des 2. Jahrh.
eine bedeutende Rolle spielt. Nach Justinus dem Märtyrer war er aus dem Flecken Gitta in Samaria gebürtig
und wurde von den meisten Samaritanern als höchste Gottheit zugleich mit seiner Genossin, der Buhlerin Helena, verehrt.
In der judenchristl. Sage, wie sie namentlich in den Clementinischen Rekognitionen und Homilien (s.
ClemensRomanus), aber auch in apokryphischen Petrusakten erscheint, ist unter der
Maske desselben der
ApostelPaulus verborgen, der dem echten Simon, dem
ApostelPetrus, überall als Widersacher gegenübertritt, von diesem aber
immer aufs neue in Disputationen besiegt,
über Land und
Meer verfolgt und schließlich in
Rom,
[* 2] wo der
Magier gen Himmel
[* 3] zu fahren
versucht, als
Betrüger entlarvt und schmählich gestürzt wird. (Vgl. Lipsius, Die apokryphen
Apostelgeschichten,
Bd. 2, Braunschw. 1881; ders.. Die
Quellen der röm. Petrussage, Kiel
[* 4] 1871, und danach W. Lang in den Transalpinischen
Studien,
Bd. 1, Lpz. 1875.) –
Bei den Kirchenvätern erscheint
S.
M. als der Erzketzer und Stammvater aller gnostischen Sekten. So
unhistorisch diese
Auffassung ist, so hat es doch wirklich eine gnostische Sekte der
Simonianergegeben,
die den
S.
M. als eine Offenbarung des höchsten
Gottes betrachteten. Im übrigen haben die simonianischen Meinungen
Ähnlichkeit
[* 5] mit denen der Ophiten (s. d.). Unter beiden Parteien war gegen Ende des 2. Jahrh.
eine angeblich von
S. M. selbst herrührende
Schrift: «Die große Verkündigung», verbreitet, die eine
unter stoischen Einflüssen vollzogene Fortbildung älterer gnostischer
Lehren
[* 6] darstellt.
In dasFrankfurter Parlament gewählt, schwang er sich hier zu einem der hervorragendsten Mitglieder der
demokratischen Linken auf, trat im März 1849 in entscheidender
Weise für das Erbkaisertum ein, begleitete auch das Parlament
nach
Stuttgart
[* 9] und wurde dann in die Reichsregentschaft gewählt. Nachdem das sog. Rumpfparlament
gesprengt worden war, ging er nach der
Schweiz.
[* 10] Im Sept. 1851 wurde er wegen seiner polit. Thätigkeit
in contumaciam zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt. Seit 1851 lebte
S., an industriellen Unternehmungen beteiligt,
in Zürich.
[* 11] Er ertrank beim
Baden
[* 12] im Walensee Zu Murg wurde ihm 1862 ein
Denkmal errichtet. –
Vgl.
Heinrich S. (hg. von
Joh. Jacoby, 2. Aufl., Berl. 1865).
Emma, geborene Couvely, als Schriftstellerin bekannt unter dem
PseudonymE.Vely, geb. zu
Braunfels bei Wetzlar,
[* 13] schrieb als Erzieherin in einer Oberförsterei Westfalens ihre erste Novelle «Gegen
den
Strom». 1871 verheiratete sie sich mit dem Buchhändler S. in
Stuttgart, von dem sie später geschieden wurde. Sie lebte
dann in
Frankfurt
[* 14] a.M. und wohnt jetzt in
Berlin. Sie schrieb mehrere
Romane, Novellen, einige dramat. Werke
und das histor. Werk
«HerzogKarl vonWürttemberg
[* 15] und Franziska von Hohenheim» (Stuttg. 1876; 3. Aufl.,
Herzb. 1877).
Gustav,Chirurg, geb. zu
Darmstadt,
[* 16] studierte zu Gießen
[* 17] und
Heidelberg,
[* 18] war 1848–61 als
Militärarzt und
Operateur in
Darmstadt thätig, wurde 1861 Professor in Rostock,
[* 19] 1867 in
Heidelberg, wo er starb.
Ihm verdankt die
Chirurgie auf fast allen Gebieten Anregung und Förderung. Er schrieb: «Über Schußwunden» (Gieß. 1851),
(spr. ßimóng),Jules (eigentlich Jules François SimonSuisse), franz.
Philosoph und Staatsmann, geb. in Lorient, wurde 1835 philos. Hilfslehrer an der
Pariser Normalschule, sodann Oberlehrer an den Lyceen in
Caen und Versailles
[* 21] und 1839 Cousins
Stellvertreter
in der Professur der
Philosophie an der
Sorbonne zu
Paris.
[* 22] Aus dieser Zeit stammen mehrere philos.
Schriften, unter andern die
«Histoire de l'école d'Alexandrie» (2 Bde.,
Par. 1844–45). 1848 wurde er in die Konstituierende Versammlung gewählt,
wo er sich an die gemäßigten Republikaner des linken Centrums anschloß.
Nach Napoleons
Staatsstreich vom brachte ihn die Verweigerung des amtlichen Huldigungseides um die Professur an der
Sorbonne. Hierauf veröffentlichte er die Verteidigungsschrift «Le
[* 23] devoir»
(1854 u.ö.); ferner «La liberté» (2 Bde., 1859 u.ö.),
«La libertéde conscience» (1857 u.ö.); endlich die
ergreifende
Schilderung von dem Lebenslose der Arbeiterinnen: «L'ouvrière» (1861
u.ö.). In demselben Jahre und auch 1869 im achten Wahlbezirk der Hauptstadt als Oppositionskandidat für den Gesetzgebenden
Körper gewählt, machte er hier bei Verhandlungen über
Arbeits-, Unterrichts- und Staatswirtschaftsfragen sein
Talent in
hervorragender
Weise geltend.Gleichzeitig veröffentlichte er mehrere populär-philos.
eine Verteidigung des unentgeltlichen und obligatorischen Volksunterrichts, «Letravail» (1866),
«L'ouvrier de 8 ans» (1867),
«La politique radicale» (1868),
«La peine de mort» (1869). Nach dem
Sturz des
Kaiserreichs wurde er Mitglied der Regierung der nationalen Verteidigung und Minister des öffentlichen Unterrichts.
Dasselbe
Amt erhielt er unter
Thiers' Präsidentschaft nachdem er 8. Febr. zum
Abgeordneten der Nationalversammlung
gewählt war. In seiner versöhnlichen Gesinnung konnte S. jedoch weder die
Anhänger der monarchischen Koalition noch die
Doktrinäre der republikanischen Parteien zufrieden stellen, weshalb er sich kurz vor
Thiers'
Sturz
zum Abtreten genötigt sah. Er übernahm die Leitung der gemäßigten republikanischen Gruppe. Unterdessen ließ er die
¶
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«Souve-987 nirs du 4 Septembre» (2 Bde., 1874 u.ö.)
erscheinen. Am wurde er von der Nationalversammlung zum lebenslänglichen Senator und gleichzeitig von der Französischen Akademie
zum Mitglied gewählt. Am Präsident eines neuen Kabinetts, in dem er zugleich das Ministerium des Innern übernahm,
wurde er angeblich darum, weil er in der Deputiertenkammer die Aussage des Papstes bezüglich
seiner sog. Gefangenschaft für grundlos erklärt habe, verabschiedet.
Seit 1879 trat er den radikalen Unterrichtsgesetzen Ferrys entgegen, ebenso der allgemeinen Amnestie, wobei er die konservativ-republikanischen
Gruppen des Senats hinter sich hatte. 1890 vertrat er Frankreich auf der internationalen Arbeiterschutzkonferenz
(s. d.) in Berlin. Von S.s sehr zahlreichen Schriften sind noch zu erwähnen: «Legouvernement de M.Thiers» (2 Bde., 1878 u.ö.),
«Le livre du petit citoyen» (1880 u. ö.),
eine Art polit. Handbuchs für den kleinen Mann, «Victor Cousin» (1887),
«La femme du XXᵉ siècle» (1891; 21. Aufl.
1893) u.a.
Richard, kath. Theolog, geb. zu Dieppe,
[* 25] trat in die Kongregation derVäter des Oratoriums, verließ diese aber wieder und studierte in Paris. Er ging 1679 nach Bolleville
als Priester, wo er bis 1682 blieb, lebte dann abwechselnd in Dieppe und Paris und starb zu
Dieppe. S. bekämpfte die Autorität der kirchlichen Tradition über den Ursprung, die Integrität und die Auslegung der Heiligen Schrift,
bahnte in dieser Beziehung für die Protestanten den Weg der freien Forschung an, zog sich aber auch dadurch heftige Angriffe
zu. Sein Hauptwerk ist die «Histoirecritique du texte duVieuxTestament» (Amsterd. 1679; besser 1685),
dem sich in drei Abteilungen die «Histoire critique du texte du NouveauTestament»
(Rotterd. 1689–93) anschloß. Ein Verzeichnis sämtlicher Schriften findet sich bei Bernus, Notice bibliographique sur RichardS. (Bas. 1882). S.s wichtigste kritische Schriften wurden von Cramer übersetzt (3 Bde.,
Halle
[* 26] 1776–80). –