Titel
Elemente zu
Simon:
1) Richard, gelehrter kathol. Theolog und Vater der neuern Bibelwissenschaft
2) August Heinrich, Mitglied der deutschen Nationalversammlung
3) Ludwig, Mitglied des deutschen Parlaments von 1848, geb. 1810
4) Jules François Suisse, franz. Philosoph und Staatsmann
5) Gustav, Chirurg, geb. 30. Mai 1824 zu Darmstadt
6) Marie, geborne Jannasch
7) Emma, geborne Couvely, Schriftstellerin unter dem Namen E. Vely
[14.201] Saint-Simon (spr. ssäng-ssimóng )
Diepholz - Dieppe [unk
* 4
Dieppe .
1)
Richard , gelehrter kathol. Theolog und
Vater der neuern Bibelwissenschaft, geb. 13. Mai 1638 zu
Dieppe ,
[* 4 ] wurde
Mitglied des
Oratoriums in
Paris ,
[* 5 ] erhielt 1670 daselbst die
Priesterweihe und starb 11. April 1712 in
Dieppe .
Seine Hauptwerke sind: »Histoire critique du vieux testament« (Par. 1678, Rotterd.
1685);
»Histoire critique du texte du nouveau testament« (das. 1689);
»Histoire critique des principaux commentateurs du nouveau
testament« (das. 1693) und die
»Nouvelles observations sur le texte et les versions du nouveau testament«
(Par. 1695; deutsch von
Cramer ,
Halle
[* 6 ] 1776-80, 3 Bde.).
S. vertrat zwar fast durchweg die
Autorität der kirchlichen
Tradition
über Ursprung,
Integrität und
Auslegung der
Heiligen Schrift ; aber die Gründlichkeit und Unbefangenheit seiner Forschungen
schienen dessenungeachtet so gefährlich, daß seine Werke katholischen wie protestantischen Ketzergerichten
anheimfielen.
Vgl.
Bernus , R. Simon
(Lausanne
[* 7 ] 1869);
Derselbe, Notice bibliographique sur
R . S. (Basel
[* 8 ] 1882).
2)
August
Heinrich , Mitglied der deutschen
Nationalversammlung , geb. 26. Okt. 1805 zu
Breslau ,
[* 9 ] studierte daselbst die
Rechte , trat 1834 in
den preußischen
Staatsdienst und ward dann zum Stadtgerichtsrat in
Breslau ernannt. Mehrere
Broschüren
gegen die
Gesetze vom 29. März 1844, in denen er eine Gefährdung der Unabhängigkeit des preußischen Richterstandes erblickte,
zogen ihm so viele Anfeindungen zu, daß
er den
Staatsdienst verließ.
Vgl. seine
Schrift
»Mein
Austritt aus dem preußischen
Staatsdienst « (Leipz. 1846).
Stuttgart
* 10
Stuttgart .
Zum
Mitglied des
Frankfurter
Parlaments gewählt, stimmte er mit der
Linken und begleitete sie nach
Stuttgart ,
[* 10 ] wo er mit in die sogen. Reichsregentschaft gewählt wurde. Nach der Sprengung des
Rumpfparlaments ging er in die
Schweiz
[* 11 ] und
ward im
September 1851 zu
Breslau wegen seiner politischen Thätigkeit
in contumaciam zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt.
Er lebte seit 1852 in
Murg am
Walensee als
Direktor einer
Aktiengesellschaft für Kupferbergbau und ertrank 16. Aug. 1860 beim
Baden
[* 12 ] im
See . Am 6. Okt. ward ihm zu
Murg ein Denkmal errichtet.
Noch schrieb er außer Beiträgen zu
Rönnes
»Verfassung und
Verwaltung
des preußischen
Staats « und zahlreichen Bearbeitungen einzelner
Disziplinen : »Das preußische
Staatsrecht « (Bresl. 1844);
»Geschichtliches
über die preußische
Immediat-Justiz-Examinationskommission « (Berl. 1855) und
»Don Quichotte der
Legitimität oder
Deutschlands
[* 13 ] Befreier?« (Zür. 1859).
Vgl.
Jacoby ,
Heinrich Simon (Berl. 1865, 2
Tle .).
Frankenwald - Frankfur
* 15
Frankfurt .
3)
Ludwig , Mitglied des deutschen
Parlaments von 1848, geb. 1810, ward
Advokat in
Trier
[* 14 ] und 1848 in die deutsche
Nationalversammlung
gewählt, wo er zur äußersten
Linken gehörte und einer der hervorragendsten Redner dieser
Fraktion war.
Nachdem er in
Frankfurt
[* 15 ] Mitglied des Dreißigerausschusses gewesen, nahm er am
Rumpfparlament zu
Stuttgart teil. Nach der Sprengung
desselben floh er im Juli 1849 nach der
Schweiz und wurde dann zu
Trier
in contumaciam zum
Tod verurteilt. Seit 1855 in einem
Bankhaus zu
Paris angestellt, gründete er daselbst 1866 ein eignes
Geschäft , verließ aber 1870
Frankreich und starb 2. Febr. 1872 in
Montreux . Er schrieb: »Aus dem
Exil «
(Gießen
[* 16 ] 1855, 2 Bde.).
4) Jules
François Suisse, franz.
Philosoph und Staatsmann, geb. 31. Dez. 1814 zu
Lorient , ward 1835
Professor der
Philosophie
an der
Normalschule , dann an der
Sorbonne in
Paris und 1848 Mitglied der
Nationalversammlung , wo er zu den gemäßigten
Republikanern
zählte.
Als er sich weigerte,
Ludwig
Napoleon den Huldigungseid zu leisten, wurde er 13. Dez. 1851 abgesetzt. 1863 ward er Mitglied
der
Akademie der moralischen und politischen
Wissenschaften und trat gleichzeitig als
Abgeordneter des Loiredepartements
in den
Gesetzgebenden
Körper , wo er Mitglied der kleinen oppositionellen
Minorität war. Nach dem
Sturz
Napoleons III. (4. Sept. 1870)
ward er Mitglied des
Gouvernements der nationalen
Verteidigung und Unterrichtsminister, 8. Febr. 1871 Mitglied der
Nationalversammlung ,
wo er sich zur gemäßigten
Linken hielt, und 19. Febr. wieder Unterrichtsminister bis kurz vor dem
Sturz
Thiers '
(Mai 1873). Im
Dezember 1875 ward er zum Mitglied der französischen
Akademie und zum lebenslänglichen
Senator erwählt. 1876 mit
dem Vorsitz im
Ministerium , in welchem er selbst das
Innere übernahm, betraut, wurde er trotz seiner Mäßigung 16. Mai 1877 wegen
einer Äußerung über die
Heuchelei der päpstlichen Gefangenschaft auf Betrieb der
Klerikalen von
Mac Mahon
in schroffer, beleidigender Form entlassen.
Als seit 1879 die radikalern
Republikaner zur Herrschaft gelangten, bekämpfte er sie im
Senat , namentlich die Ferryschen Unterrichtsgesetze,
wobei er für die Kongregationistenschulen eintrat. Als
Philosoph gehört S. der idealistischen
Richtung
an;
von seinen Werken sind hervorzuheben: ȃtudes sur la
Théodicée de
Platon et d'Aristote« (1840);
»Histoire de l'école
d'Alexandrie« (1844-1845, 2 Bde.);
»Le
[* 17 ] devoir« (1854, 11. Aufl. 1874);
»La religion naturelle« (1856);
Simonianer - Simonis
* 18
Seite 14.985.
»La liberté de
¶
mehr
conscience« (1857),
»La liberté politique« und »La
liberté civile« (1859 u. öfter);
»L'ouvrière« (1861, 8. Aufl. 1876);
»L'école« (1864, 11. Aufl. 1886);
»Le travail« (1866, 4. Aufl.
1877),
eine Schrift , welche großes Aufsehen gemacht hat;
»La politique radicale« (1868);
»Le libre échange« (1870);
»Souvenirs
du 4 septembre« (1874, 2 Tle .; 3. Aufl. 1876);
»La réforme de l'enseignement secondaire« (2. Aufl.
1874);
»Le gouvernement de M. Thiers « (1878, 2 Bde.);
»Dieu , patrie, liberté« (1883);
»Une académie sous le Directoire« (1884);
»Thiers , Guizot , Rémusat « (1885);
»Nos hommes d'État« (1887);
»Victor Cousin « (1887).
Auch gab er die philosophischen Werke von
Arnauld , Bossuet , Descartes u. a. heraus.
Vgl. Séché , Jules S. (Par. 1887).
5) Gustav , Chirurg, geb. 30. Mai 1824 zu Darmstadt ,
[* 19 ] studierte in Gießen und Heidelberg ,
[* 20 ] war 1848-1861 Militärarzt in Darmstadt ,
ging 1861 als Professor nach Rostock ,
[* 21 ] 1867 nach Heidelberg und starb daselbst 21. Aug. 1876. S. förderte besonders die Kriegschirurgie ,
die plastische Chirurgie und die Gynäkologie und machte die ersten erfolgreichen Nierenauslösungen. Er
schrieb: »Über Schußwunden « (Gießen 1851);
»Über Heilung der Blasenscheidenfisteln« (das. 1854);
»Die Exstirpation der Milz «
(das. 1857);
»Über die Operation der Blasenscheidenfisteln« (Rostock 1862);
»Mitteilungen aus der chirurgischen Klinik zu Rostock «
(Prag
[* 22 ] 1868);
»Chirurgie der Nieren « (Stuttg. 1871-76, 2 Bde.).
Bautain - Bautzen
* 23
Bautzen .
6) Marie , geborne Jannasch, bekannt durch ihre Bemühungen um die Pflege verwundeter und im Feld erkrankter
Krieger , geb. 26. Aug. 1824 zu Doberschau bei Bautzen ,
[* 23 ] stellte sich im Krieg von 1866 einem Hospital in ihrem Wohnort Dresden
[* 24 ] zur
Verfügung , begab sich jedoch bald auf den Kriegsschauplatz, wo sie sich bei der Errichtung und innern
Einrichtung von Lazaretten sowie bei Transporten Verwundeter verdient machte. Später wurde ihr die Aufsicht über die Ausbildung
der Krankenpflegerinnen des Albertvereins übertragen . Eine noch größere Thätigkeit entwickelte sie im Kriege gegen Frankreich ,
worüber sie in ihrem Werk »Meine Erfahrungen auf dem Gebiet der freiwilligen Krankenpflege im deutsch-französischen
Krieg 1870/71« (Leipz. 1872) berichtete. 1872 gründete sie zu Loschwitz bei Dresden eine Heilstätte für Invaliden und starb
daselbst 21. Febr. 1877. Noch veröffentlichtes: »Krankenpflege « (Leipz. 1876).
7) Emma , geborne Couvely, Schriftstellerin unter dem Namen E. Vely , geb. 8. Aug. 1848 zu Braunfels bei Wetzlar ,
[* 25 ] vermählt seit 1871 mit
dem Verlagsbuchhändler S . in Stuttgart , jetzt in Frankfurt a. M. Sie schrieb das biographische Werk »Herzog
Karl von Württemberg
[* 26 ] und Franziska von Hohenheim « (Stuttg. 1875, 3. Aufl. 1876),
dann Novellen und Erzählungen , z. B.: »Am Strom
der Adria « (1873),
»Assunta« (2. Aufl. 1879),
»Dorfluft« (1885, 2 Bde.)
etc., einige sinnige Märchen , wie: »Eine Walpurgisnacht« (1872),
»Sonnenstrahlen« (1873),
»Meereswellen«
(2. Aufl. 1877),
Himation - Himmel
* 27
Himmel .
»Südlicher Himmel «
[* 27 ] (1882),
und eine Reihe von Romanen : »Die Erbin des Herzens « (1877, 3 Bde.),
»Kämpfe und Ziele «
(1878, 4 Bde.),
»Verschneit, verweht« (1881),
»Drei Generationen « (1882, 3 Bde.),
»Die Wahlverlobten« (1883),
»Herodias « (1883, 2 Bde.),
»Episoden « (1884, 2 Bde.),
»Schiffbruch « (1885) u. a.